Sonntag, 30. Dezember 2012

Die Parabel des Lebens



Wenn man über den „König der Löwen“ spricht, kommt man eigentlich nicht an der fast schon epischen Anfangssequenz vorbei, die von dem Lied „Der ewige Kreis“ unterlegt wird. Schon die ersten paar Takte dieses Liedes ( natürlich mit dem unnachahmbaren Schrei von von Rafiki, dem Affen, eingeleitet! ) erzeugen bei mir immer wieder schöne Erinnerungen an meine frühe Kindheit. Ich würde sogar fast behaupten, dass unsere Generation mit „König der Löwen“ groß geworden ist. Man hat die Lieder im Chor gesungen, die Bücher gelesen, das Stück im Freilichttheater, oder, wenn man ganz viel Glück hatte, als Musical gesehen; kurz: Es ist fast ein Teil von einem geworden. Und dann, nachdem man Jahrelang nicht über das nachgedacht hat, was man da eigentlich mitsingt, kommt das „böse“ erwachen. Denn in dem Text des Liedes stecken zwei schwere naturwissenschaftliche Fehler:
Und im ewigen Kreis
Dreht sich unser Leben
Dem Gesetz der Natur
Sind wir geweiht
Wir sind alle Teil
Dieses Universums
Und das Leben
Ein ewiger Kreis

Der Text des Liedes suggeriert, dass es einen ewigen Kreislauf des Lebens in unserem Leben gibt. So schön dieses Bild eines „ewigen Kreises“ auch sein mag, so ist des dennoch falsch. Ein Kreis hat, streng genommen, schon gar keinen Anfangs-, und Endpunkt. Das Leben hingegen hat sehr wohl einen Anfangspunkt und auch immer einen Endpunkt. Zwar kann man sich darüber streiten, ab wann ein Leben beginnt und ab wann ein Mensch wirklich tot ist, aber Fakt ist, dass ein Leben über mindestens diese beiden Stationen läuft. Wenn das Bild eines Kreises zutreffend wäre, müsste das Leben nach dem Tod dann eigentlich überganslos in eine weitere Phase eintreten, die dann wieder in einer neuen Geburt mündet, in der das ursprüngliche Wesen wiedergeboren wird. Ein deutlich besseres Bild wäre dass einer Normalparabel, da diese über einen klar definierten Anfangs-, und Endpunkt verfügt. Zwar passt das mit der Symmetrie nicht ganz, aber darüber könnte man notfalls noch hinwegsehen.  Einen zweiten „Fehler“ begeht das Lied darin, dass es das Adjektiv „ewig“ benutzt. Denn da die Entropie im gesamten Universum immer weiter zunimmt, kann es keinen Kreislauf geben, der ewig ist, da irgendwann die Energie dafür zu gleichmäßig verteilt ist. Aus dem naturwissenschaftlichen Blickwinkel betrachtet, ist das Lied also eigentlich nicht wirklich gut.

Es mag vollkommen schwachsinnig sein, sich darüber Gedanken zu machen, ob ein Liedtext jetzt sinnvoll ist oder nicht. Lieder sind Kunst und müssen daher weder philosophischen noch naturwissenschaftlichen Kriterien entsprechen. So ist diese „Kritik“ an dem Lied „ Der ewige Kreis“ natürlich auch nicht ernst zu nehmen. Ich fand es jedoch persönlich ziemlich interessant, mir einmal Gedanken über diesen Liedtext zu machen, da ich dadurch auf das Bild der „Parabel des Lebens“ gekommen bin. Es ist vielleicht etwas unkonventionell, sich das Leben als Parabel vorzustellen, aber ich finde dass dieses Bild das Leben sehr gut auf den Punkt bringt. Es zeigt nämlich nicht nur, dass es neben dem Anfang ein Ende gibt, auf das man unausweichlich zulebt, sondern auch, dass es einen Höhepunkt in der körperlichen und geistigen Entwicklung gibt. Und, dass es nach diesem Höhepunkt gnadenlos bergab geht, man also ab einem gewissen Zeitpunkt mit seinen Kräften haushalten muss. Dieses Bild ist zwar nicht unbedingt sehr angenehm, aber immerhin halbwegs realitätsnah.

Es zeigt sich also, dass auch, wenn nicht sogar gerade, Musicals einen philosophisch etwas weiter bringen können. Und trotz aller Gedankengänge, die man sich über diesen Liedtext noch machen könnte, höre ich dieses Lied immer wieder gerne. Einfach nur, weil es mich an schöne Zeiten erinnert!

 Und im ewigen Kreis
Dreht sich unser Leben

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Der schmale Pfad



„Nein! Nein! Nein!“ Seine Faust hämmerte auf den Küchentisch. „Nein! Nein! Nicht schon wieder!“ Er stand sehr schwunghaft auf, stieß seinen Stuhl nach hinten weg und trat vor ein Tischbein. „Verdammte Scheiße!“ Eins, zwei, drei, viermal vibrierte das Bild, dass ihn an bessere Zeiten erinnerte, unter seinen Tritten gegen die Wand. Er warf einen kurzen Blick auf die Person auf dem Bild. Ihn lächelte ein Mädchen an, das gerade siebzehn geworden war und lange, rote Haare hatte, die sich fröhlich lockten. Die Haare waren zu einem Zopf gebunden, aber eine Strähne dieser Haare hatte sich aus dem Zopf gelöst und hing ihn ihrem Gesicht, verdeckte einen kleinen Leberfleck auf ihrer Wange. Immer noch stellte sich ihm die Frage, ob sie das damals bewusst gemacht hat, oder ob das dem Wind zu verdanken war. Sein Blick viel auf die Kette, die das Mädchen um ihren Hals trug. Der Anhänger dieser Kette war ein kleiner Smaragdsplitter, der, wie ihre Augen, lustig grün in der Sonne funkelte. Wie sehr sie diese Kombination von dem Rot ihrer Haare und diesem grün liebt. Wie sehr sie diese Kette liebt. Und wie sehr er diese Kette liebt. Für einen kurzen Moment war der Hass aus seinem Herzen der Liebe gewichen. Doch als er die Augen von dem Bild abwandte, gewann der Hass wieder die Oberhand und erneut fühlte er diese kalte Energie durch seinen Körper strömen. Er stolperte über den Stuhl, den er Umgeworfen hatte, als er vom Tisch aufgestanden war, und schlug hart auf den Boden auf. Im nächsten Moment war er schon wieder aufgesprungen und trat wie ein Beserker auf den Stuhl ein. Das knacken der zerbrechenden Holzteile erninnerte ihn an Türen, die zugeschlagen wurden. Türen… Verschlossene Türen. Scheiß Türen! Während sein Körper noch wie mechanisch den Stuhl zertrat, bekam sein Gehirn davon kaum noch etwas mit. „Werter Herr Jonas Mehlhart, leider können wir ihnen keinen Arbeitsvertrag anbieten. Sie passen mit ihrem Lebenslauf einfach nicht in unsere Firma. Wir wünschen ihnen aber viel Glück bei ihren weiteren Bewerbungen“ Herr Mehlhart, ich muss ihnen leider mitteilen, dass sie nicht zu unserem Unternehmen passen. Aber sie werden sicherlich anderswo erfolgreich sein!“  Und dann noch all die Bewerbungen, auf die er nie eine Antwort erhalten hatte. Scheiß Menschen!

Als seine Beine keinen Wiederstand mehr vom Stuhl spürten, stellten sie ihre Zerstörungsarbeit ein und warteten auf einen neuen Impuls vom Gehirn. Dieses gab ihnen nach einiger Zeit den Befehl, ins Schlafzimmer zu laufen. Währenddessen hörte Jonas wieder dieses Summen in seinem Kopf; diesen hohen, schrillen, aber dennoch angenehmen Ton. Gegen diesen Ton hätte er sich normalerweise gewehrte, weil er der Vorbote des „Schwarzen“ war. Normalerweise… Aber heute war eben alles anders als normal. Als Jonas die Treppe zur Hälfte erklommen hatte, war der Ton zu einem lauten, schrillen Sirren angestiegen. Seine Schläfen begannen zu pochen und er hatte das Gefühl, als ob ein ganzes Heavy-Metall Konzert hinter seiner Stirn abgehalten würde. „Was habe ich dir gesagt?“ Die  laute, klare Stimme des „Schwarzen“ hallte in seinem Schädel nach. „Ja, du hast ja recht gehabt!“ „Das habe ich dir aber nicht gesagt, dummer Junge. Was habe ich dir gesagt?“  „Ja, man!“ „Los, spuck es aus. Sag es!“ „Menschen sind scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!“ „So ist gut. Du hast es ja doch behalten.“  Jonas stand oben auf der Treppe und schnaufte. Er fühlte sich so unendlich müde und gleichzeitig voller Energie.

Er blinzelte die kleinen Sterne vor seinen Augen weg und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. „Und was bedeutet es, wenn alle Menschen scheiße sind?“ „Was soll es denn schon groß bedeuten? Das ich ein verdammter Versager bin?“ Jonas meinte ein böses Kichern zu vernehmen. „ Nein, genau das nicht! Ich biete dir jetzt mal eine kleine Hilfestellung an.“ Wie aus weiter Ferne hörte Jonas Geräusche, die ihn irgendwie entfernt an etwas erinnerten. Dann wurden sie etwas lauter und Jonas erkannte sie. Die „Geräusche“ waren eigentlich die erstene Takte des Stückes „Alle Menschen tot“ von „Das Pack“, einer Band, die er im Sommer auf einem Festival kennen gelernt hatte. „Soll ich das wirklich machen?“ „Warum sonst rennst du die Treppe hoch und in das Schlafzimmer zu dem großen Schrank? Warum sonst würdest du gerade in der Schublade daneben den Schlüssel für den Schrank suchen? Diese Menschen haben es verdient!“ Jonas war gar nicht aufgefallen, dass schon angefangen hatte, in der Schlüsselschublade vor dem Schrank zu wühlen. Wollte er das wirklich? „Natürlich willst du das! Schau nur in die Welt. Sie ist schlecht bis unters Dach!“ „Stimmt!“ Er versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wie der Schlüssel für den Schrank eigentlich aussah, da in der Schublade sicherlich zwanzig oder dreißig Schlüssel lagen und er keine Lust darauf hatte, sie alle auszuprobieren. „Und weißt du, warum diese Welt so schlecht ist?“ „ Weil Menschen scheiße sind?“ „Und weil so perfekte Menschen wie du immer überall abgelehnt werden!“ „Wirklich? Ist das wirklich so?“ „Aber natürlich. Wenn Menschen wie du endlich etwas machen könnten, wäre die Welt viel besser. Deshalb musst du ja ein Zeichen setzen!“ Diese Antwort euphorisierte Jonas. Wenn er nur ein Zeichen setzen würde, vielleicht würde es der Welt dann besser gehen. Vielleicht würde man es ihm dann ja auch danken. Vielleicht würde er sogar im Anschluss daran mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet werden! Auf einmal hatte er wieder eine Mission. Wie sah denn nur der verdammte Schlüssel aus? „Glaubst du,dass die Welt durch Mord besser wird?“  Die Stimme, die diese Worte sprach, hatte einen hellen, verträumten Klang. Die Frage war völlig frei von Vorwürfen, stattdessen klang in ihr Naivität mit. Jonas hielt verwirrt inne. „Wäre es wirklich Mord? Ist es nicht vielmehr berechtige Rache?“ „Ich würde es nicht Mord nennen. Sagen wir, es ist eine Vergeltungs-, oder eine Aufweckaktion“  Die Antwort des „Schwarzen“ beruhigte Jonas wieder ein wenig. Endlich hatte er sich auf wieder daran erinnert, wie der Schlüssel aussah. Jetzt musste er ihn nur noch finden. „Außerdem würdest du damit zu einer Verbesserung der Welt beitragen. Das fordert nuneinmal immer Opfer.“ Diese Logik leuchtete Jonas sofort ein und er intensivierte seine Bemühungen, den Schlüssel zu finden. „Aber denkst du auch daran, dass diese Opfer auch nur Menschen sind?“  Denke ich daran? Sind es wirklich bloß nur Menschen? „Nein, sind es nicht.“ Die Stimme klang ein wenig Lehrerhaft. „Es sind alles Menschen, die es verdient haben zu sterben, weil sie dich behinderten.“ „Siehst du? Ich darf diese Menschen also töten!“ Trotzdem fühlte Jonas sich schon ein ganzes Stück unwohler bei dem Gedanken, dass die anderen schließlich auch „nur“ Menschen sind und keine Roboter-Bediensteten. „Denkst du auch daran, dass diese Menschen Familien und Freunde haben, die nichts damit zu tun hatten, dass du abgelehnt wurdest? Du würdest sie mit deiner Tat unglücklich machen!“ „Das sagt jemand, der mich abgelehnt hat, der mich auch weiterhin nur als „Freund“ und nicht als „Partner“ sehen wollte? Der mich in Verzweiflung gestürzt hat?“ Aber irgendwie fühlte sich dieses Argument nutzlos an. Irgendwie wusste Jonas, dass es falsch wäre, andere Leute mit in seine Tat hineinzuziehen. In diesem Moment hielt er bei seiner Suche inne, da er den Schlüssel in der Hand hielt. Zögernd steckte er ihn in das Schlüsselloch. „Los doch, trau dich! Soll die Welt sehen, was sie davon hat, wenn sie jemanden wie dich zurückweist!“ Jonas drehte den Schlüssel einmal um. Noch eine Umdrehung… „Denk daran, dass Jemands Augen nicht mehr funkeln würden, wenn du das jetzt machst. Bedenke, dass Jemand dann deine Kette nicht mehr tragen könnte.“ „Lass dir von der nichts sagen. Die hat doch keine Ahnung von der harten Wirklichkeit des Lebens!“ „Du wirst ein Leben zerstören, das vollkommen unschuldig ist.“ „Unschuldig ist auch dieses Leben nicht. Schließlich hat auch sie dich zurückgewiesen!“ „Ich kann dich von nichts abhalten. Willst du wirklich, dass diese Augen nicht mehr leuchten? Dass diese Kette nie wieder funkelt? Dass dieser Mund nie wieder lächelt?“

„Nein! Nein! Nein!“ Jonas hielt sich beide Ohren zu. „Nein! Nein! Das nicht!“ Er trat einmal fest vor den Schrank, rannte aus dem Schlafzimme und sprang die Treppe hinunter. Den dumpfen Schlag, den die beiden Heckler und Koch Pistolen verursachten, als sie aus ihrer Halterung in dem Schrank fielen, hörte er schon nicht mehr. So schnell es ging zog er seine Schuhe an und streifte seine Jacke über. Dann riss er die Haustür auf und stand im Regen. Ein kurzer Blick auf das Thermometer neben der Tür sagte ihm, dass es fast 17 Grad warm war. Jonas streckte beide Mittelfinger Richtung Himmel. 17 Grad so kurz nach Heiligabend, Gott musste ihn hassen. Während er die Straße entlang ging, kramte er in seiner Tasche und zog endlich einen zerknitterten Zettel hervor.

Haben sie Suizigedanken? Kommen sie nicht mehr aus ihrem „Schwarzen Loch“? Wir helfen ihnen gerne weiter!

Unten auf dem Zettel standen mehrere Adressen, von denen eine mit Kugelschreiber umkreist war. Diese Adresse steuerte er nun an. Auf einmal fiel ihm ein, dass er völlig vergessen hatte, einen Haustürschlüssel einzustecken. Die Haustür war hinter ihm ins Schloss gefallen, wie sollte er denn jetzt bitteschön ins Haus kommen? Er zuckte mit den Achseln „Egal. Wenn ich den erzähle, was mit mir los ist, lassen die mich sowieso nirgendwo mehr hin….“

Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtswunder



Was treibt einen als Atheisten an Weihnachten eigentlich immer wieder in die Kirche?

Zum einen sicherlich die Familie, die Tradition; das Gefühl, dass ohne diesen Kirchenbesuch nicht wirklich Weihnachten ist. Aber ist die Familie alleine Argument genug, wenn man doch auch normalerweise häufiger Sachen anders macht als der Rest der Familie?

Zum anderen ist da aber auch einfach das „Bedürfnis“ nach Musik und heiler Welt, nach Sehnsucht und Kerzenglanz. Wenn man selber gerne Orgelmusik hört und singt, ist Weihnachten ein ziemlich gutes Datum für eine Kirchenbesuch. Zwar ist der Gottesdienst meistens etwas länger als normal, dafür aber die Liederauswahl deutlich besser. Wenn ich sich in der sehr „weichen“ Akustik der Kirche zum Gesang des Gospelchores in die Kirchenbank lümmeln darf, ist das für mich immer wieder ein Erlebnis. Und wenn dann die gesamte Gemeinde, an Weihnachten sind das immer weit über 100 Personen, Weihnachtslieder singt, erfreut sich mein kleines, naives Herz immer noch daran.

Der dritte Punkt dafür, dass der weihnachtliche Kirchenbesuch nicht eine lästige Zwangsveranstaltung ist, sondern etwas, vorauf man sich freut, ist die Neugierde. Die Grundzüge der Weihnachtsgeschichte sind einem eigentlich schon seit seiner Kindergartenzeit bekannt, spätestens in der Grundschule kennt man sie weitestgehend auswendig. Und doch schafft es der Pastor jedes Mal aufs Neue sie so vorzutragen, dass man sie gerne hört. Mal wählt er eine andere Perspektive, mal betrachtet er einen anderen Aspekt, mal erzählt er sie in Form eines anderen Gleichnisses. Es mag wahrscheinlich komisch klingen, aber ich bin jedes Mal aufs Neue darauf gespannt, wie die Weihnachtsgeschichte diesmal erzählt wird. Es ist fast ein wenig wie Bescherung, wenn man dann eine Version der Geschichte hört, die einen erneut fasziniert.

So geschieht an Weihnachten doch jedes Jahr aufs neue wieder ein kleines Wunder: Ein Atheist besucht freiwillig und gerne einen Gottesdienst, der meist über eine Stunde lang dauert. Hoffentlich wirkt dieses Weihnachtswunder noch lange Jahre!

Frohes Fest und schöne Feiertage euch allen!


Freitag, 21. Dezember 2012

Waffen zur Selbstverteidigung?



Schon kurz nachdem der Amoklauf in Amerika, in einer Grundschule in Newtown mit 28 Toten, von den Medien gemeldet wurde, ist wieder eine Grundsatzdiskussion über das Waffenrecht in Amerika losgebrochen. Es wurden die selben Argumente vorgebracht wie jedes Mal, wenn wieder jemand mit einer Feuerwaffe wahllos Menschen tötet. Dieses Mal aber scheint in die verkrusteten Fronten aber ein wenig Bewegung geraten zu sein, da Obama endlich angekündigt hat, tatsächlich etwas am Waffenrecht zu ändern. Dass das sehr liberale Waffenrecht in Amerika einer Revision bedarf, sollte nicht erst nach diesem Amoklauf klar sein, aber wahrscheinlich mussten wirklich erst Grundschulkinder sterben, bevor man sich darüber ernsthafte Gedanken machen konnte.

Das Recht auf Waffenbesitzt ist in der Amerika in der Verfassung festgeschrieben, beruht jedoch auf historischen Gegebenheiten und ist heutzutage deshalb eigentlich überholt. Dies liegt vor allem daran, dass im 18.Jahrhundert das Nachladen einer Waffe noch bis  zu zwei Minuten gedauert hat, während moderne Sturmgewehre heute 30 Schuss innerhalb einiger Sekunden abgeben können.

Es gibt in jeder Gesellschaft eine bestimmte Anzahl von Menschen, die aus verschiedensten Gründen heraus andere Menschen töten wollen. Je schwerer diese Menschen an Waffen herankommen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen anderen Menschen töten.

Das Elegante an dieser Art der Argumentation ist, dass sie vollkommen unabhängig von Gründen für die Tat funktioniert. Sie stellt lediglich einen einfachen Mechanismus fest, der in jeder Situation wahr ist. Man kann sie auch nicht mit dem Argument der Selbstverteidigung aushebeln, da dieses Argument schon davon ausgeht, dass die potentiellen Täter einfachen Zugang zu Waffen haben. Abgesehen davon ist die Argumentation, das Schusswaffen unbedingt zur Selbstverteidigung benötigt werden, sowohl aus praktischer als auch aus theoretischer Sicht nicht zu verteidigen.

Die allermeisten Situationen, in denen man die Schusswaffe zur Selbstverteidigung nutzen könnte, entstehen plötzlich. Ein Amokläufer kündigt sich im Regelfall genauso wenig an wie ein Räuber. Steht jedoch plötzlich eine Person mit einer Schusswaffe, im schlechtesten Fall sogar mit einem Sturmgewehr vor einem, dann sind die Chancen, dies zu überleben, enorm gering. Während der Schütze nur einen Bruchteil einer Sekunde benötigt um den Abzug seiner Waffe zu betätigen und einen zu töten, braucht man selber deutlich länger um die eigenen Waffe zu ziehen, selbst wenn sie in einem Schulter-/Beinholster getragen wird, zu entsichern, zu zielen und zu schießen. Das Tragen einer Schusswaffe mag zwar eine beruhigende Wirkung auf einen haben, aber einen effektiven Schutz vor einem Überfall oder einem Amoklauf kann sie nicht bieten.

Von diesem praktischen Aspekt einmal abgesehen, ist das Recht, eine Schusswaffe zur Selbstverteidigung zu tragen, auch von theoretischer Seite höchst fraglich. Der NRA, die Schusswaffen zur Selbstverteidigung bewirbt, sieht damit eine Chancengleichheit zwischen „Täter“ und „Opfer“ hergestellt. Wäre so eine „Chancengleichheit“ aber nicht auch dann hergestellt, wenn nur noch Messer erlaubt wären? Wenn man wirklich Waffen zur Selbstverteidigung haben möchte, dann müssen dies zwangsläufig Nahkampfwaffen sein, da bei diesen der Überraschungseffekt meist nicht so heftig ausfällt wie bei Schusswaffen und man dementsprechend mehr Zeit hat zu reagieren. So hätte ein Amokläufer mit einem Messer das Überraschungsmoment vielleicht noch beim ersten Opfer auf seiner Seite, danach müsste er jedoch damit rechnen, dass alle weiteren Opfer ihre Messer schon gezogen haben und sich verteidigen könnten. Mit einer Schnellfeuerwaffe hingegen hätte er wahrscheinlich schon die Hälfte seiner Opfer getötet, bevor jemand reagiert hätte. Außerdem sind Messer so billig, dass es sich jeder leisten könnte, sich mit so einer „Selbstverteidigungswaffe“ ausstatten zu können. Bei Schusswaffen hingegen ist dies nicht der Fall. Sie sind sogar diskriminierend, da arme Personen sich vielleicht gerade mal eine Pistole leisten können, während reiche Personen sich Sturmgewehre mit einem erweiterten Magazin kaufen könnte. 

Wie man deutlich sieht, gibt es keine vernünftigen Gründe dafür, dass es für Privatpersonen ein Recht auf Schusswaffenbesitz geben sollte. Doch wird sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in Amerika auch nach diesem Amoklauf nichts großes an den Waffengesetzen ändern. Vielleicht wird der Verkauf von Sturmgewehren eingeschränkt oder Halbautomatikwaffen verboten. Doch werden wir wahrscheinlich nicht allzu lange auf einen erneuten Amoklauf waren müssen. Wenn das System einmal wirklich krank ist, dauert es leider meistens sehr lange, bis es wieder gesundet. 

Es ist der Mensch, der den Abzug betätigt, doch die Kugel die tötet! 

Sonntag, 16. Dezember 2012

Der Mann und sein Klavier



Er zupfte sich noch einmal seine Fliege zurecht, dann legte er auch seine linke Hand auf das Klavier und begann zu spielen. Die ersten paar Sekunden noch ein wenig zögerlich, dann schloss er die Augen und ließ die Musik fließen. Seine Gedanken wurde zu Musik, sein Herz schlug Musik, durch seine Adern floss Musik. Er hatte als erstes Stück ein verhältnismäßig leichtes, aktuelles Lied aus den Charts ausgesucht und schon nach kurzer Zeit hörte er im Publikum einige Personen, die leise den Namen des Stückes flüsterten. Als er den richtigen Namen des Stückes hörte, war auf seinen ruhigen, ebenmäßigen Gesichtszügen ein kurzes Lächeln zu sehen. Zwar war dies nicht die Musik, die er bevorzugt spielte, aber wenn man auf einem Weihnachtsmarkt Menschen anzulocken wollte, musste man erst einmal mit etwas bekanntem anfangen. Immer mehr Menschen drängelten sich in die Nähe der Musik und probierten wenigstens einen Blick auf den Spieler zu erhaschen. Die Personen, die weiter vorne Standen sahen einen Mann, der vermutlich Mitte bis Ende dreißig war und einen Zylinder trug, unter dem einige tiefschwarze Haare hervorguckten. Der Mann sah ein wenig so aus, als ob er durch eine spontane Zeitverschiebung aus dem frühen 19. Jahrhundert direkt mitten in die Fußgängerzone einer Großstadt des 21. Jahrhunderts versetzt wurde. Der Korpus des Klaviers schien aus Ebenholz gefertigt zu sein und das schlichte Schwarz schien fast schon mit dem Schwarz des Fracks zu verschmelzen. Die einzige Verzierung auf dem Korpus war ein Ornament, dass aus zwei sich umschlingenden Rosen bestand und mittig auf jedem Seitenstück prangte. Um lauter zu klingen hatte der Mann vor dem spielen sowohl die Abdeckung oberhalb als auch unterhalb der Klaviatur abgenommen, sodass man direkt auf die Mechanik gucken konnte. Das Klavier stand auf einer Art großen Rollbrett, damit der Mann es durch die Fußgängerzone schieben konnte und nicht immer an der gleichen Stelle bleiben musste. Während die meiste Zuschauer übersahen, dass der Mann dünne, weiße Handschuhe trug, so bemerkten sie alle ausnahmslos, dass seinen Hals eine blutrote Fliege zierte. Während die meisten Zuschauer dies für eine persönliche Marotte des Straßenmusikers hielten, so wendeten ein paar andere ihre Blicke regelrecht entsetzt ab und beschleunigten ihre Schritte.

Die Schallwellen des Klaviers hallten durch die Fußgängerzone, prallte an den langen Glasfronten der Kaufhäuser ab und verbreitete sich weiter. Inzwischen hatte der Mann sein erstes Stück beendet und war für einen kurzen Moment völlig in sich versunken. Ein verzagter Applaus begann und er richtete sich wieder auf, streckte kurz seine Finger und begann erneut. Diesmal jedoch kein Stück aus den Charts, sondern etwas selbstkomponierte. Er nannte das Stück, eine Art Requiem, „Last of the many“, aber er hielt es nicht für notwendig es dem Publikum vorzustellen. Sie würden es schon begreifen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Im Gegensatz zu seinem ersten Stück begann er jetzt selbstbewusst und energiegeladen. Die Musik, die durch seine Adern floss, begann auch seine Hände und Füße in Musik zu verwandeln. Sie bewegten sich vollkommen elegant, scheinbar ohne Anstrengung oder Steuerung. Die langsame, traurige, aber dennoch energiegeladene Melodie begann sich in der Fußgängerzone auszubreiten und beruhigte die vorweihnachtliche Hektik der Menschen. Sie blieben stehen und lauschten gebannt, wenn auch meist nur für einen kurzen Moment, einer Melodie, die nach Sehnsucht klang. Wenn sie dann weitergingen war in ihren Köpfen Ruhe eingekehrt und ihre Herzen schlugen etwas weniger schnell. Eine angenehme Atmosphäre bereitete sich um den Pianisten herum aus und der Kreis der Zuhörer wurde schnell immer größer. Noch immer hatte der Mann in dem schwarzen Frack die Augen geschlossen und wiegte sich im Einklang mit der Melodie. Er öffnete sie auch nicht, als er dieses Stück beendet hatte und mit dem nächsten Begann. In der kurzen Pause zwischen zwei Stücken sackte er lediglich etwas in sich zusammen und schien sich geistig auf die neue Melodie vorzubereiten. Er spielte noch drei weitere Stücke, zwei davon waren Filmmusik, eines war selbstkomponiert, dann hielt er inne und öffnete die Augen. Während ihm nach seinem ersten Stück nur ein spärlicher Applaus zuteil wurde, konnte sich dieser Applaus wirklich sehen lassen. Nachdem er einige Sekunden inne gehalten hatte, stand er von seinem Hocker auf und verbeugte sich nach allen Seiten. Der große Zylinder verdeckte dabei sein Gesicht, die Zuschauer, die einen kurzen Blick auf sein Gesicht werfen konnten, sahen dort eine groteske Mischung aus größtem Glück und endloser Traurigkeit. Dann stellte den Hocker auf das Rollbrett unter dem Klavier und schob es weiter, um an einem anderen Ort der Fußgängerzone Musik zu verbreiten. Die Menschenmenge zerstreute sich langsam wieder und jeder ging seinen Weg, allerdings deutlich ruhiger, glücklicher und beschwingter als er zuvor war.

Ein kleines Mädchen blieb jedoch leise weinend zurück. Nachdem ihre Mutter, die in der Zuschauermenge weiter hinten gestanden hatte, sie auf den Arm nahm, drückte ihr das Mädchen ein zwei Euro Stück in die Hand und vergrub sein Gesicht schluchzend ihn ihre Wange. „Der Mann hatte gar keinen Hut rumgehen lassen…“ Das kleine Mädchen verstand die Welt nicht mehr. Es hatte doch so gerne das Geld in den lustigen Zylinder schmeißen wollen.

Den gesamten Tag zog der Mann mit seinem Klavier durch die Fußgängerzone der Stadt, spielte einige Zeit, verbeugte sich dann und zog dann weiter. Überall wo er war verbreitete er Ruhe und Gelassenheit. Als er in der Nähe eines Glühweinstandes spielte, kam am Ende seines Spiels der Besitzer auf ihn zu und bot ihm an, sich doch ein wenig zu wärmen. Dankend nahm der Mann das Angebot an, blieb jedoch nicht lange und spielte schon kurz darauf wieder an einer anderen Stelle der Stadt. Am Morgen, als er angefangen hatte, waren die Temperaturen zwar noch relativ warm gewesen, aber im Laufe des Nachmittags wurde es empfindlich kalt. Immer wieder rieb der Mann seine Hände nun in den Spielpausen und bewegte seine Finger, damit sie nicht auf einmal in der Kälte erstarren. Als der klare, wolkenlose Himmel sich langsam rot färbte und die Außenthermometer an den Apotheken und Banken nun Minusgrade anzeigten, machte sich der Mann auf zu seinem letzen Spiel.

Er suchte sich eine relativ enge Stelle innerhalb der Fußgängerzone aus, die jedoch von zwei Galerie-Eingängen gekreuzt wurden. Sorgfältig positionierte er das Klavier, rückte den Hocker vorsichtig ein wenig hin und her, bis er passend stand und schüttelte noch einmal seine klammen Finger aus. Dann begann er zu spielen. Dieses letzte Mal begann er nicht mit einem Stück aus den Charts, sonder fing sofort mit seinen eigenen Kompositionen an. In seine ersten paar Takte schlich sich der eine oder andere Fehler ein, da die Kälte schon tief in seinen Fingern saß, aber schon ein paar Takte weiter war er wieder vollkommen in seinem Element. Die Musik in seinen Adern, seinem Herz und seinem Kopf brannte und schon nach kurzer Zeit waren auch seine Finger nicht mehr kalt. Anstatt nach dem ersten Stück eine Pause zu machen, begann er in den letzten fünf Takten eine Überleitung zum nächsten Stück und spielte weiter. Seine anfangs noch etwas zurückhaltenden Bewegungen wurden jetzt immer ausholender, für die Zuschauer schien es fast so, als ob sein Körper die Musik dirigieren würde. Die Lautstärke und das Tempo seiner Musik steigerte sich nun von Stück zu Stück. Von den Geräuschen der Zuschauer erreichte ihn nichts mehr. Der gesamte Lärm des Weihnachtsmarktes war ausgeblendet. Für ihn gab es nur noch seine Musik. Die Intensität seiner Stücke steigerte sich noch ein wenig. Sein Bewusstsein hatte die Kontrolle über ihn völlig abgegeben. Nun steuerten nur noch seine Emotionen. Er spielte regelrecht in einem Rausch. Dann ließ er sein letztes Stück ausklingen und hielt einen Moment lang inne. Diesmal sackte er nicht in sich zusammen, sondern richtete sich auf, streckte seinen Rücken und hob seinen Kopf. Dann legte er seine Hände auf die Klaviatur und räusperte sich kurz „ Das nächste Stück ist das letzte für heute Abend. Es heißt „Requiem for a dream“. Genießen sie es!“ Einige Zuschauer waren etwas irritiert, da er, während er dies sagte, seine Augen noch geschlossen hatte. Als er seine Augen mit dem ersten Ton öffnete, sah lediglich ein fünfjähriger Junge hinein. Er sah sie für einen kurzen Augenblick, doch der reichte aus um ihn sofort hinter seiner Mutter herlaufen zu lassen, die schon weitergegangen war. Die eigentlich schwarz-braunen Augen des Pianisten schienen zu brennen. In ihnen loderte das Feuer der Musik, in Verbund mit der Flamme der Verzweiflung.

Das Stück begann mit leisen, vereinzelten Tönen, nur unterbrochen von einem ständig wiederkehrenden lauten Bass-Ton. Doch anstatt sich in der weite der Straße zu verlieren, schien der Klang in ihr intensiviert zu werden. Als er Mann dann zum ersten Crescendo des Stückes kam, lies er den klang so gefühlvoll und kräftig anschwellen, dass der Eindruck entstand, es müssen wenigstens zwei Klaviere das Stück spielen. Der anschließenden Wechsel zum erneuten Piano wurde fast schon erleichtert begrüßt, dennoch sehnte sich das Publikum nach dem nächsten Crescendo, nach dem nächsten Mal, an dem ihre Seelen klangen. In den kurzen Pausen des Stückes hörte man kein Geräusch mehr. Das Publikum war verstummt, verzaubert und hörte völlig gebannt auf den verklingenden Klang, in gespannter Erwartung auf den neuen Ton. Bei seinem letzten Crescendo schienen die Augen des Mannes zu glühen. Seine Finger und die Tasten waren eine Einheit geworden und es war, als ob die Tasten bei jeder Berührung funken wurden. Er konnte sich in diesem Stück nicht mehr verspielen, er war das Stück geworden. Nach der letzten Pause begann er zum letzten Mal die Melodie zu spielen. Ganz leise und verhalten; sie klang nach Trauer, Sehnsucht und unerfüllten Träumen. Der Mann genoss die letzten Sekunden seines Rausches, er ließ seine Emotionen die Töne zaubern und gab sich ein letztes Mal ganz der Melodie hin. Der letzte Ton des Stückes klang, obwohl er sehr leise gespielt wurde, noch einige Zeit nach, da eine fast absolute Stille unter den Zuschauern herrschte. In diesem Ton lag eine ganz besondere Tragik, die das Herz der ein oder anderen Person für einen kurzen Moment erzittern ließ. Dann, als er endgültig verklungen war, brach der Beifall los.
  
Der Mann schaute ins Publikum und lächelte. Er griff in seine Tasche. Er drückte einen Knopf. Er verschwand in einer großen Explosion.

Am nächsten Tag berichteten alle Zeitungen in Deutschland von dem „Attentäter-Pianisten“, nannten die Totenzahlen, sprachen von „50 Kilo TNT-Äquivalent“ und fragen sich nach dem Grund.

In der kleinen Wohnung den Mannes lag mittig auf den Notenpult in seinem Wohnzimmer ein gelber  Din A4 Zettel. Er war mit roter Tinte beschriftet:

Entschuldigung
Mit diesem Schreiben möchte ich mit bei allen Opfern und Familien der Opfer für meine Tat entschuldigen. Ich erwarte kein Verständnis für meine Tat, ich würde sie selber nicht verstehen. Aber ich wollte ein Zeichen setzten, und damit eine so unbedeutende Person wie ich ein Zeichen setzen kann, muss sie leider etwas grausames tun.

Ich bin in allen Musikhäusern abgelehnt worden, weil ich nicht perfekt war, weil ich „falsche“ betonte. Aber wie kann man ein Stück falsch betonen. Lebt ein Stück nicht erst durch die Emotionen des Spielers? Kann nicht jeder Spieler etwas anderes dabei fühlen? In unserer Gesellschaft ist dies anscheinend nicht der Fall! Und meine Kompositionen wollte auch keiner haben, sie seien zu exzentrisch, zu anders. Dabei habe ich Menschen mit meiner Musik verzaubert. Ich habe sie mit einem Lächeln in ihrem Gesicht aus meinen Vorspielen gehen gesehen. Aber das zählt nicht. Das Einzige was zählt sind Fakten und Leistung, die an bestimmten Maßstäben gemessen wird. Für Kreativität ist in dieser Welt anscheinend kein Platz

Immer wird Perfektion und maximale Leistung verlangt. Wer dies nicht liefern kann, fällt aus dem Rahmen, verliert seinen Rückhalt, wird isoliert. Unterstützung findet so eine Person natürlich auch nicht, da man sich nicht mit solchen „Verlieren“ abgeben sollte. Das ist schließlich schlecht für den Ruf!
Ich hoffe, dass in Zukunft mehr darauf geachtet wird, wer die Personen sind, die hinter den Leistungen stehen; was für Charaktere hinter den guten Noten stehen. Ich hoffe, dass irgendwann auch die Einstellung und die Güte einer Person gesehen werden, und nicht nur seine Leistung. Ich hoffe auf eine Gesellschaft die asoziales und egozentrisches Verhalten bestraft und nicht- wie zur Zeit- fördert. Ich hoffe auf eine Politik, die soziales Engagement und nicht auf pures Gewinnstreben belohnt.

Ich verbleibe voller Trauer für die von mir erzeugten Opfer. Dennoch wünsche ich einen gesegnete dritten Advent, eine frohe Adventszeit, ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.