Dienstag, 24. April 2012

Demonstrieren - Nein Danke ?!


Das Leben in einem freiheitlichen, demokratischen Staat bringt eine Menge an Erleichterungen und Annehmlichkeiten, die einem häufig noch nicht einmal direkt auffallen. Zu nennen wäre das Versammlungsrecht, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht zu demonstrieren. Demonstrationen sind ein sehr wichtiger Bestandteil einer jeden Demokratie, weil auf ihnen eine bestimmte Gruppe ihre Meinung so deutlich artikulieren kann, dass sie auch von den Politikern wahrgenommen wird. Dadurch kann sie kann hervorragend auf bestimmte Missstände aufmerksam machen oder sie kann sich über einen Politiker beschweren. Demonstrationen sind wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit für eine nicht politisch organisierte Gruppe, um eine große mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Das wichtigste an Demonstrationen ist aber, dass sie zur Meinungsbildung im Volk beitragen und einen direkten Einfluss auf die Politik ausüben wollen. Sie sind in gewisser Weise also eine Form der direkten Demokratie. Man sollte also davon ausgehen, dass in jedem demokratischen Staat Demonstrationen erlaubt sind. In Spanien sieht man dies im Moment anscheinend jedoch etwas anders.

Wer 2013 in Spanien an einer Demonstration teilnimmt, kann mit einer Mindesthaftstrafe von zwei Jahren rechnen. Dazu kommt es, weil ab dann der Straftatbestand des Vandalismus mit dem des Terrorismus gleichgestellt wird. Natürlich kann man hier direkt den Einwand erheben, dass Vandalismus schließlich nichts mit einer friedlichen Demonstration zu tun hat, aber die spanische Regierung hat noch ein paar andere Ideen auf Lager. Und abgesehen von diesen Ideen wird man auch noch sehen, wie „Vandalismus“  und „Terrorismus“ ausgelegt wird. Die Gesetzesnovelle sieht außerdem vor, dass man als Mitglied einer kriminellen Organisation mit Haftstrafen von über zwei Jahren belangt werden kann. Dieses Strafmaß wäre vollkommen verständlich, wenn damit Schmugglerbanden oder Drogenkartelle gemeint wären. Mitglied einer kriminellen Organisation ist aber per Definition auch jeder, der über das Internet oder soziale Netzwerke zu einer Störung der öffentlichen Ordnung, sprich Demonstration oder Streik, aufruft. Und ebenso einfach wird man  jemanden, der an einer Demonstration teilnimmt als „Vandale“ oder sogar „Terrorist“ einstufen können, da der Aufruf ja von einem „kriminellen“ geschrieben wurde. Wer also in Zukunft von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen will, sollte sich überlegen, ob ihm seine Rechte und seine Meinung auch eine Gefängnisstrafe wert sind.

 Als ich dies gelesen hatte, dachte ich, dass es sich bei dieser Gesetzesreform um eine Idee einer Oppositionspartei handelte, aber diese Reform wurde von der Regierung in Angriff genommen und soll 2013 wirklich umgesetzt werde. Und der Ausspruch von dem Innenminister der Autonomieregierung Kataloniens ,Felip Puig, klingt auch nicht wirklich demokratisch : „ Wir brauchen ein System, was Demonstranten Angst macht!“ Solche Sprüche wurden vielleicht in der DDR geäußert, aber in einem demokratischen System sind sie eindeutig fehlplatziert.
Jede demokratische Regierung ist von Volk gewählt und dementsprechend auch dem Volk verpflichtet, da es ihm seine Macht verdankt. Aus dieser Verpflichtung resultiert automatisch, dass die Regierung dafür sorge trägt, dass die Grundrechte eines Individuums und des gesamten Volkes gewährleistet werden, da diese Rechte den Grundstein einer jeden Demokratie bilden. Wenn eine Regierung nun versucht, diese Grundrechte einzuschränken, dann handelt sie damit nicht im Auftrag des Volkes und verliert damit ihre Legitimation. Da eine demokratische Regierung aber seine Legitimation nur über das Volk und nicht aus Waffengewalt bezieht, bedeutet der Verlust dieser Legitimation eigentlich, dass die Regierung abgesetzt werden müsste. Noch ist es nicht soweit, aber wenn diese Gesetzesreform wirklich in Kraft tritt, könnte es so weit kommen! Abgesehen von dem spanischen Volk müsste außerdem jeder ausländische Vertreter einer demokratischen Regierung Einspruch gegen diese Gesetze erhoben haben. Und wenn schon nicht gegen die Gesetze, dann doch wenigstens gegen den Satz von Felip Puig. Natürlich ist es rechtens, so einen Satz von sich zu geben, da er durch das Recht auf freie Meinungsäußerung  gedeckt ist, aber wenn eine Person in Regierungsverantwortlichkeit so etwas sagt, ist dies etwas anders zu werten. Eine beliebige Person kann dies sagen, da sie keine Mittel hat, seine Meinung in die Tat umzusetzen. Ein Politiker jedoch besitz die Mittel, die man benötigt, um die Grundrechte der Menschen einzuschränken und da dies unverhältnismäßig geschieht, ist dies etwas, was man nicht dulden kann. Außerdem sind die Grundrechte der Demokratie die entscheidenden Errungenschaften der westlichen Zivilisationen in den letzen drei Jahrhunderten.  Diese Errungenschaften haben sich aus guten und vor allem logischen Gründen durchgesetzt und haben Europa aus dem Feudalsystem befreit. Eine Einschränkung dieser Rechte wäre gleichbedeutend mit einem zivilisatorischen Rückschritt! Eine Demokratie lebt von verschiedenen Meinungen und wenn man diese nicht mehr ertragen kann, dann muss man sie entweder ignorieren oder sich fragen, warum diese Menschen dauernd Demonstrieren.

Genau dies ist der Punkt, der wahrscheinlich nicht wirklich bedacht wird von den verantwortlichen Politikern. Wenn man sich die schiere Größe und Macht der Demonstrationen in Spanien anguckt, dann wird einem leicht verständlich, warum die machthabenden Politiker nicht so gut auf sie zu sprechen sind. Der letzte Generalstreik vom 29.3.2012 legte in einigen Gebieten fast den gesamten Personennahverkehr lahm, legte viele Fabriken still und störte den Flugverkehr im Inland wie außerhalb von Spanien erheblich. Außerdem gab es bei den Demonstrationen wieder Ausschreitungen im größeren Maßstab und es wurden sogar Autos angezündet. Es ist also im großen und ganzen dazu gekommen, wozu es bei so großen Demonstrationen kommen muss: Größtenteils friedlicher Protest gegen die Sparpläne der Regierung und gewalttätige Ausschreitungen einer Minderheit von Demonstranten. Damit ist bei jeder Demonstration zu rechnen und je größer die Demonstrationen werden, desto größer werden die Ausschreitungen, die sie begleiten. Da der größte Teil der Demonstranten jedoch friedlich war, kann man nicht einfach jeden Demonstranten als Terrorist darstellen, wie es die Gesetzesreform vorsieht, sondern muss genau zwischen Randalieren und friedlichen Personen trennen. Man kann sich die Arbeit aber auch stark vereinfachen, wenn man anfängt, dem Volk den Sinn hinter den Sparplänen zu erklären. Genau dies wurde in Irland und Italien gemacht, dies hat England nach den heftigen Ausschreitungen relativ schnell wieder Ruhe beschert und ist außerdem das einzig logische, was man in so einer Situation als Regierung machen sollte. Anstatt demokratische Grundrecht aufzuheben und somit seine Legitimation zu verlieren, kann man auch anfangen, seinen Wählern den Sinn hinter den Sparplänen zu erklären. Man könnte darauf hinweisen, dass Spanien bald keine Sozialleistungen mehr zahlen kann, wenn es nicht irgendwoher Geld bekommt. Man könnte darauf hinweisen, dass der Rest von Europa nicht mehr dazu in der Lage sein könnte, Spanien zu retten. Man könnte auch darauf hinweisen, dass Spanien, eine ehemalige Weltmacht, ohne Sparpläne bald vollkommen abhängig von der EU sein wird. Man könnte die Sparpläne zur Diskussion stellen und um Ergänzungen oder Verbesserungen bitten. Man könnte …
Es gibt so viel, was man als Politiker vorbeugend unternehmen kann, um Demonstrationen zu verhindern. Und keiner von diesen Punkten hat etwas mit Beschneidung der Rechte der Bürger zu tun. Vielmehr würde der Bürger dadurch weitere Mitsprache an der Regierung erhalten, an einer Regierung, die eigentlich vollkommen von ihm abhängig ist. Es wäre nur fair, solche drastischen Einschnitte, wie sie die Sparpläne der Regierung teilweise vorsehen, gemeinsam mit dem Volk zu entscheiden und darüber so aufzuklären, dass jeder Bürger versteht, worum es wirklich geht. Dieser Weg wäre der Weg einer echten, ehrlichen Demokratie. Aber die Personen, die im Moment in Spanien an der Regierung sind, sind anscheinend nicht wirklich an einer Demokratie interessiert. Es ist für mich unverständlich, dass eine Regierung so starke Einschnitte in die Freiheit seines Volkes planen kann, ohne dafür von anderen demokratischen Regierungen öffentlich gerügt zu werden. Die Grundrechte eines jeden Menschen, sein Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Versammlungsfreiheit, auf Glaubensfreiheit dürfen von keiner Regierung unter keinen Umständen eingeschränkt werden. Wenn das Volk zu unbequem wird, dann sollte man vielleicht eher anfangen, sich Gedanken über die eigene Politik zu machen, als einfach das Volk zu entmündigen. Es gibt noch genug Diktaturen auf dieser Welt, da muss jetzt nicht auch noch die spanische Regierung anfangen, Züge einer Diktatur anzunehmen. Unabhängig davon, ob und wie die Gesetzesreform 2013 umgesetzt wird, sicher ist schon, dass die Regierung, zumindest die Personen, die diese Reform unterstützen, jegliche demokratische Legitimation verloren haben. Und solche Personen gehören meiner Meinung nach nicht mehr in die Regierung!

Alle macht geht vom Volk aus- 
Wehe dem, der diese Macht zu spüren bekommt!

Montag, 23. April 2012

Sinnvolle Grenzen?


Es gibt eine Vielzahl von gesellschaftlichen Konzepten, die einfach hingenommen werden, ohne dass man sie ernsthaft hinterfragt. Beispiele für solche Konzepte sind Höflichkeitsregeln, Regeln, die das Zusammenleben eines Paares betreffen oder Grenzen. Grundstücksgrenzen, unausgesprochene Grenzen und, als etwas, das so gut wie nie hinterfragt wird, Ländergrenzen. Es gibt eine Vielzahl von gesellschaftlichen Regeln, die einem auch bei genauerem Hinschauen als Sinnvoll erscheinen. Dazu gehören meist Regeln, die das Eigentum und den Umgang untereinander betreffen. Ohne einen Schutz des Eigentums, sei er auch noch so klein, würde kein Zusammenleben von Menschen möglich sein. Wenn man sich nicht sicher sein kann, dass das, was man sich selber erarbeitet hat, auch im eigenen Besitz bleibt, wird über kurz oder lang nichts produziert, beziehungsweise besessen, da man sich nicht sicher sein kann, dass man es auch benutzen kann. Dass dieser Schutz auch Grundstücke betreffen mag, erscheint in gewissem Maße auch noch Sinnvoll. Schließlich ist in unserem Kulturkreis eine gewisse Privatsphäre durchaus erwünscht. Außerdem schützen festgelegte Grundstücksgrenzen vor einer Vielzahl von Konflikten, die entstehen, weil mehrere Personen beispielsweise das gleiche Grundstück genutzt haben und es deshalb jeder für sich beansprucht. Aber auch dies gilt wiederum nur in unserem Kulturkreis!
  Aber wie sieht es mit Ländergrenzen aus? Ländergrenzen sind etwas, über das man sich wahrscheinlich so gut wie nie den Kopf zerbricht und die gerne einfach so hingenommen werden. Aber sind sie wirklich so festgesetzt, wie sie heute vielleicht wirken? Allein Deutschland hat in den letzten 100 Jahren drei wirklich einschneidend  und einige kleinere Änderungen seiner Außengrenzen erlebt! Die erste  Änderung fand 1918 mit dem „Friedensvertrag von Versailles“ statt. Dort verlor Deutschland Gebiete im Osten, also im Bereich des heutigen Polen und einigen anderen Ländern und Elsass-Lothringen an Frankreich. Im zweiten Weltkrieg fand dann erst eine enorme Erweiterung der Außengrenzen statt, bis das Nazi-Regime von den Allliierten besiegt wurde und Deutschland als wichtigste Gebiete Ostpreußen und Oberschlesien, also ungefähr das Gebiet des heutigen Polens, abtreten musste. Nach 1945 kam es zu einer Aufteilung von Deutschland in vier Besatzungszonen und nachdem sich Russland und die Westmächte zerstritten hatten, wurde die russische Besatzungszone von den restlichen Getrennt und Deutschland war geteilt. Seine endgültige Form hat Deutschland erst durch den Fall der Mauer und die anschließende Wiedervereinigung im Jahr 1990 bekommen. Man sieht also sehr deutlich, dass Ländergrenzen keineswegs seit Jahrhunderten festgezurrt sind, auch wenn es einem manchmal so erscheinen mag. Die Grenzverschiebungen in der jüngeren Geschichte von Deutschland haben alle eine Gemeinsamkeit gehabt: Sie entstanden durch militärischen Druck; weil das das Land nicht mehr in der Lage war, seine Grenzen zu verteidigen. Aber ist dies wirklich der Charakter einer Ländergrenze: Die größte Ausdehnung eines Landes, die sich noch verteidigen lässt? Die Geschichte bestätigt und wiederlegt diese These zugleich. Bestätigt, weil viele, wenn nicht sogar sämtliche Großreiche dadurch zusammenbrachen, dass sie ihre Grenzen nicht mehr gegen Eindringlinge verteidigen konnten. Am besten sieht man dies an dem römischen Reich, aber auch das osmanische Reich ist ein gutes Beispiel dafür. Wiederlegt, vor am Beispiel der deutschen Rheingebiete, die sich einfach Napoleon, also Frankreich, anschlossen ohne ernsthaft bedroht worden zu sein. Am besten sieht man dies jedoch an Staaten wie Luxemburg, Vatikan oder Monaco. Diese Staaten können ihre Außengrenzen gar nicht verteidigen, da ihre Nachbarn viel zu groß sind und sie innerhalb weniger Stunden einfach einnehmen könnten. Oder am Beispiel Kanadas, das Problemlos von den Amerikanern okkupiert werden könnte. Es muss also bei den Staatsgrenzen noch andere Faktoren als die Fähigkeit, sie zu verteidigen, geben. Viele Staaten im nahen und fernen haben das Problem, dass es innerhalb der eigentlichen Grenzen eine große Anzahl an Stammesgebieten gibt, die allesamt ihre eigenen „Grenzen“ haben. Dies zeigt sich auch in Afghanistan, wo die Bundeswehr mit den einzelnen Stammesführern extra Durchfahrtsverträge aushandeln muss, obwohl sie eigentlich durch ganz Afghanistan fahren dürften. Tradition ist also auch ein wichtiger Faktor bei der Findung von Ländergrenzen. Und um auf Afrika zu sprechen zu kommen; während der Kolonialisierung wurden viele traditionelle Grenzen einfach Missachtet und die neuen Grenzen stattdessen entweder entlang von Flüssen oder einfach mit geraden Linien auf der Landkarte gezogen. Viele Konflikte innerhalb wie zwischen den Ländern, die dort immer noch schwelen, sind auf diese willkürliche Grenzziehung zurückzuführen. Die traditionellen Grenzen scheinen also sehr stark zu sein. Ein letztes Merkmal, das zur Bildung von Grenzen Beiträgt ist die Sprache. Sogar Länder, die eigentlich vollkommen stabil sind, wie die Belgier, bekommen sich über die unterschiedliche Sprache so sehr in die Haare, dass einige Politiker von einer faktischen Teilung sprechen. Es scheint zwar so, dass sich in den meisten Fällen die Sprache langsam an den Verlauf der „offiziellen Grenzen“ anpasst, aber manchmal sind die Traditionen so fest in der Gesellschaft verankert, dass auch nach hunderten Jahren der Einigkeit innerhalb eines Landes noch verschiedene Sprachen gesprochen werden. Es zeigt sich also, dass auch Sprachen keine feste Begründung von Ländergrenzen sein können.
Was sind denn nun Ländergrenzen? Mir erscheinen sie als eher willkürlich und konventionell festgelegte Gebilde, die einen bestimmten Einfluss, eine bestimmte Wirkung haben, aber die ansonsten keine echte Berechtigung besitzen. Nähert man sich beispielweise der französischen Grenze, so wird man feststellen, dass sich die Sprachen, die Gebräuche und die Traditionen langsam vermischen und wenn es keine Schilder gäbe, die einen darauf hinweisen, dass man nun Deutschland verlässt und Frankreich betritt, dann könnte man nur anhand der Umgebung nicht sagen, dass man nun in Frankreich ist. Es gibt vielmehr einen sehr fließenden Übergang der Kultur und der Gepflogenheiten der Menschen. Das gleiche dürfte auch für die allermeisten anderen Grenzübergänge gelten. Wer Großeltern hat, die aus Ostpreußen oder Oberschlesien stammen, wird vielleicht auch erlebt haben, dass sie sich als „Deutsche“ bezeichnen, obwohl sie aus dem heutigen Polen stammen. In meinen Fall bezeichnen sie ihre Heimat weiterhin als „Deutsch“, auch wenn zumindest meine Oma sich als gebürtige Polin betrachtet. Die Nationalität hat für sie weniger etwas mit den Ländergrenzen als mit der Kultur, der Geisteshaltung, vor allem der Mentalität der Menschen in dem jeweiligen Gebiet zu tun. Natürlich ist diese Beurteilung ziemlich subjektiv und kann dazu führen, dass Gebiete in der Pfalz von einigen Menschen als „Französisch“ tituliert werden, während sie gleichzeitig an Bayern angrenzende Teile der Ukraine als „Deutsch“ bezeichnen. Ländergrenzen sind anscheinend also eher eine Orientierungshilfe, als eine gute Definition dafür, wo ein Land aufhört und wo es beginnt, da ein Land aus mehr als seinen Grenzen besteht. Die Mentalität, die Sprache, die Kultur und die Geisteshaltung der Bewohner eines Landes sind für mich ausschlaggebend dafür, ob ich etwas als eher deutsch, französisch, polnisch etc. bezeichnen würde. Diese Bezeichnung ist sicherlich alles andere als Objektiv, aber mir fällt kein objektives Merkmal für Landesgrenzen ein. Es scheint mir, als ob man nicht Stolz auf ein Land, eine Nationalität sein kann, da man nur durch die zufällige Geburt in dieses Land, diese Nationalität kam. Außerdem scheint es keine gute, allgemeingültige Definition davon zu geben, was ein Land eigentlich begrenzt. In gewisser Weise wünsche ich mir eine Außengrenzen-freie Gesellschaft, da diese Grenzen mehr oder minder willkürlich sind und unter Umständen mehr Ressentiments schüren als verhindern.   

Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.  
Ingmar Bergman

Freitag, 20. April 2012

Lieber spät als nie - Ein fast vergessener Tagg

Vor einer gefühlten Ewigkeit (um genau zu sein vor 15 Tagen) wurde ich von Josi getaggt und ich hoffe einfach mal, dass es nicht schon zu spät zum beantworten des taggs ist. Ich entschuldige mich hiermit auch bei Josi, dafür, dass ich sie solange habe warten lassen. Es tut mir wirklich leid, aber ich war leider wieder beschäftigt.
So, kommen wir aber nun zum eigentlichen Teil des Taggs. Josi hat zehn Fragen gestellt, von denen einige mich wirklich zum Nachdenken gebracht haben.

1. Strebst du es an, ein ehrlicher Mensch zu sein? Hälst du dich selbst für ehrlich?

Ehrlichkeit ist eine Tugend, die ich bei jedem Menschen sehr hoch schätze und für die jede Person, die sie besitzt, von mir respektiert wird. Ehrlichkeit ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum mir Tiere häufig angenehmer als Menschen sind , denn Tiere können nicht Lügen! Wenn man ein Tier betrachtet und auf seine Bewegungen, seine Haltung, seine Reaktionen achtet, dann verrät einem das Tier ehrlich was es gerade fühlt. Das ist bei Menschen leider meist nicht der Fall. Aus diesem Grund strebe ich es an, eine ehrliche Person zu sein, auch wenn es mir ab und an schwerfällt. Ich halte mich für recht ehrlich, was manchmal zu Irritationen führen kann, wenn man seinem Gegenüber die Wahrheit sagt, auch wenn sie ihm unangenehm ist. Trotzdem gibt es in dieser Hinsicht noch einiges zu verbessern.

2. Bist du politisch interessiert?

Natürlich, da die Politik die Zukunft unseres Landes, also auch meine Zukunft gestaltet. Aktiv bin ich allerdings in keiner Partei, da ich bis jetzt von der vielen Unehrlichkeit, dem vielen Gemauschel und Zwängen abgestoßen wurde.

3. Kennst du den Unterschied zwischen seid/seit? Benenne ihn!

Seit wann baut Miele Roller? (Zeitlich) Seid ihr glücklich mit eurem Leben? (Personenbezogen)

4. Wie wichtig ist dir dein Äußeres? Dein Erscheinungsbild, deine Kleidung?

Zwar bewundere ich ästhetische Kleidung gerne bei anderen Personen, aber persönlich achte ich nicht in diesem Sinne auf meine Kleidung. Wenn sie bedruckt ist, sollte ich hinter der Schrift/ dem Text / dem Bild etc. stehen können, ansonsten sollte sie ohne Drucke sein, da ich es nicht einsehe, Werbetafel für Firmen zu spielen. Außerdem sollte die Kleidung einen eher praktischen Charakter haben. Bei besonderen Anlässen kleide ich mich dann notfalls auch mal mit Jackett und schwarzer Hose, ansonsten ist mir meine Kleidung aber ziemlich egal.

5. Was für eine Art Mensch interessiert dich?

Bei Menschen interessieren mich im positiven Sinne eigentlich nur ästhetische. Aber da ich zwischen Mensch und Person differenziere, beantworte ich diese Frage lieber auf der Ebene einer Person. Generell interessieren mich sehr viele Arten von Personen. Am interessantesten sind für mich jedoch die Kreativen, die Freidenker, die wirklich Klugen und die Verrückten. Wobei mein Interessen an den wirklich Klugen meist nur daher rührt, dass ich bei ihnen noch Wissen bekommen kann, dass ich für die Schule benötige.

6. Was macht für dich einen guten Blog aus?

Ich mag die Blogs, die mit Herzensblut und Enthusiasmus geschrieben wurde. Dafür müssen sie nicht regelmäßig etwas posten oder möglichst ästhetisch aussehen.

7. Bist du gerne traurig?

Traurig, wenn es  als reine Emotion erlebt wird, bin ich nicht gerne, da ich dies immer Antriebslosigkeit, Schwäche, Leistungsabfall und Konzentrationsschwierigkeiten in Verbindung bringe. Aber Melancholie, also Traurigkeit in einem rationalen Rahmen ohne verletzenden Schmerz, empfinde ich als angenehme Emotion, da sie mich häufiger zum Reflektieren über vergangenen Zeiten bringt und ich mir dann Fragen stelle, über die ich gerne Nachdenke. Diese Art von Traurigkeit ist gefahrlos, stellt eine gute Kraftquelle bereit und erzeugt Kreativität.


8. Coolster Mensch, den du kennst?

Kenn ich coole Menschen? Wahrscheinlich kenne ich zumindest einen.

9. Lebst du gerne?

Natürlich, was bleibt mir anderes übrig? Ich habe nur dieses eine Leben und ich sehe nicht ein, warum ich es nicht gerne leben sollte, mit allen seinen Höhen und Tiefen. Und die meisten neue Tag, die ich auf dieser Erde geschenkt bekomme, führen dazu, dass mir das Leben mehr Spaß macht. Auch wenn ich mich bemühe, immer bereit zu sein für den Tod, da er jeden Augenblick eintreten kann.

10. Magst du Wirsing?

Richtig zubereitet ist Wirsing wirklich lecker!

Nachdem die zehn Fragen hoffentlich zufriedenstellend beantwortet wurden, soll ich wahrscheinlich den tagg weitergeben. Da die meisten Personen, die ich damit belästigen würde schon von Josi getaggt wurden, bleibt nur noch eine Person übrig:  Mary
Ich hoffe, dass es mir von Josi nicht übel genommen wird und ich keine neuen Fragen Erfinde, sondern das Prinzip ein wenig abwandle und mir einfach 5 Meinungen zum Thema „Zeit“ wünsche. Diese Meinungen können alles sein, von der schönsten Zeit, die man erlebt hat bis hin zur persönlichen Definition von Zeit. Ich wünsche Mary viel Spaß damit!

Sonntag, 15. April 2012

Seid Welfremd!

Eine Frage, die sich einem im Laufe der Oberstufe immer häufiger stellt, ist sicherlich: „ Was möchte ich werden?“ Meistens gibt es von der Familie und dem sonstigen sozialen Umfeld viele gut gemeint Ratschläge, für die Zeit nach der Schule, aber sehr häufig wird diese Frage auf die bloße berufliche Ebene herunter gebrochen. Dabei bedeutet das spätere „werden“ einer Person weit mehr als nur seinen Beruf! Und auch im Bereich dieser beruflichen Ebene herrscht meistens eine sehr konservative Stimmung: „ Mach was dir Spaß macht, aber mach was vernünftiges!“ ist ein Satz, den wahrscheinlich nicht nur ich häufiger zu hören bekomme, wenn es um die Berufs- oder Studiumswahl geht. Meistens kommt dieser Vorschlag von Eltern oder Verwandten, die schon seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt im Berufsleben stehen und einem ad hoc mindestens ein Dutzend Beispiele dafür aufzählen können, warum ihr Beruf den etwas „vernünftiges“ ist. Aber muss dieses „Vernünftige“ wirklich ein bestimmender Faktor in der Berufswahl sein? Was ist überhaupt vernünftig?

Die meisten Personen halten Berufe, in denen man genug Geld verdient um sich und eine eventuell später dazukommende Familie, zu ernähren. Aber ist dies wirklich vernünftig? Natürlich ist Geld in unserer Gesellschaft ein Gut, von dem eine Menge abhängt und dessen Anwesenheit viele Angelegenheiten des täglichen Lebens sehr einfach macht. Aber: Geld ist nicht alles! Es gibt eine Menge an Beispielen dafür, dass dieser Spruch mehr ist, als nur eine leere Floskel. Was bringt einem ein Beruf, in dem man nachher eine Menge an Geld verdient, aber nicht glücklich ist? Bei der Berufswahl sollte es in aller Linie darum gehen, ob einem der Beruf Spaß macht. Dies bedeutet, dass einem die Vorstellung, dreißig oder vierzig Jahre seines Lebens dieser Beschäftigung nachzugehen keine Angstschauer über den Rücken Jagd, sondern einem ein wohliges Gefühl in den Bauch zaubert. Die Berufswahl ist für mehr als nur die finanzielle Sicherheit im späteren Leben verantwortlich, sie entscheidet bedeutend über die spätere Lebensqualität. Und hier kommt dann die Definition von „Vernünftig“ zu einer besonderen Gewichtung. Was „Vernünftig“ ist, sollte man als Person für sich selber entscheiden. Man ist in dieser Entscheidung nicht abhängig von der Gesellschaft, sondern nur von seinen eigenen Interessen, seinen eigenen Wünschen und Träumen! Und diese persönliche Definition von „Vernünftig“ muss nicht unbedingt mit der Definition von den Eltern, den Freunden oder dem sonstigen sozialen Umfeld übereinstimmen!

Ich denke, dass ich nicht der einzige Junge sein werde, der sich Sprüche wie: „ Ein ordentlicher Junge muss doch wohl Tapezieren/Reifen wechseln/Zahnriemen wechseln/ ein Fahrrad auseinander und zusammenbauen/ alle Bohrmaschinenmarken kennen und bedienen/ ein vernünftiger Heimwerker sein können!“ anhören darf. Es steckt in jedem dieser Sätze ein Funke an Wahrheit, da es sehr vorteilhaft ist, wenn man wenigstens die grundlegenden handwerklichen Fertigkeiten beherrscht, aber dies gilt unabhängig vom Geschlecht. Und muss man wirklich in der Lage sein, einen Dachboden selber auszubauen, das Haus selbst zu isolieren oder ein Fahrrad aus Einzelteilen zusammenzubauen? Es gibt keinen logischen Grund dafür, warum man selber sämtliche handwerklichen Aufgaben in einem Haus ausführen können muss. Natürlich ist es immer von der verfügbaren Menge an Geld abhängig, wie viel man selber machen muss, aber wenn man etwas wirklich machten möchte und nicht über die nötigen finanziellen Ressourcen verfügt, dies von jemandem machen zu lassen, dann fängt man eben an sich dafür zu interessieren. Und damit kann es auf einmal für einen selber zu etwas „vernünftigen“ werden. Vernünftig sind für mich in Sachen Beruf oder Hobbys Dinge, die mich interessieren. Handwerkliche Arbeitsgänge gehören nicht wirklich dazu, dafür aber Naturwissenschaften, Philosophie und einige andere Themen, die eher dem theoretisch-abstrakten Feld zuzuordnen sind. Dies bedeutet, dass ein Philosophiestudium für mich etwas vernünftiges ist, in meinem sozialem Umfeld jedoch zum größten Teil als „vollkommen unnütz“ oder sogar als „völliger Schwachsinn“ angesehen wird. In den Augen dieser Menschen ist eine Lehre mehr oder weniger das einzig Wahre und jedem jungen Mann nur zu empfehlen. Für mich ist jedoch eine Lehre im Bereich „Persönliche Berufswahl“ vollkommen unvernünftig, da ich mir nicht vorstellen kann, in einen Handwerksbetrieb für den Rest meines Lebens zu arbeiten. Wenn ich jedoch diese Meinung vertrete und erwähne, dass ich mehr für Philosophie und Biologie interessiere, dann wird mir meist vorgeworfen, ich sei doch Weltfremd. Dieses Wort wird meist im negativen Sinne verwendet und ordnet einen irgendwo zwischen Hippie und späterem Sozialschmarotzer ein, aber ist es wirklich so negativ? Sollte man es vielleicht nicht sogar als Kompliment sehen?  

Da die Berufswahl eine nahezu vollkommen subjektive Wahl ist, steht jedem auch seine eigene subjektive Entscheidung zu. Diese Entscheidung sollte nur im Einklang mit seinen eigenen Interessen, seinen eigenen Wünschen und Träumen getroffen werden! Und dies bedeutet, dass diese Entscheidung einigen Menschen als sehr „Weltfremd“ erscheinen wird. Dabei ist die eigene Lebensart vielleicht objektiv betrachtet nicht wirklich praxisnah, aber wenn man wenig in der objektiven Welt steht, dann wäre jede „objektive richtige“ Entscheidung „weltfremd“, da man schließlich in seiner eigenen, aus den eigenen Interessen, Wünschen und anderen Faktoren aufgebauten Welt lebt. Und die richtige Entscheidung in der eigenen Welt zu treffen ist etwas, zu dem man jede Person ermuntern sollte. „Sei Weltfremd!“ ist eine Parole, die man jeder Person immer und immer wieder zurufen sollte. Sei mutig und verwirkliche deine Träume! Sei stark und kämpfe für deine Wünsche! Während es für einige Personen nichts unsinnigeres, weltfremderes, geben kann als philosophische Texte zu lesen oder selber zu schreiben, gibt es andere Leute, die genau dies als ihre Welt ansehen. Oder die ihre Welt betreten, wenn sie einen Fuß in einen Laborraum setzen. Personen, deren Welt die Bühne oder die Leinwand ist. All diese Menschen werden gerne mit dem Attribut „Weltfremd“ versehen, dabei leben sie genauso in ihrer Welt wie die Menschen, die sie so betiteln.

Wenn eine Tätigkeit oder eine Aktivität von einer Person als „Weltfremd“ bezeichnet wird, wird sie in der Regel von dieser Person auch nicht unterstützt. Und diese mangelnde Unterstützung ist etwas, das sehr viele Träume sehr schnell versanden lässt. Dabei sind es meistens gerade diese „Weltfremden“ Personen, die großes erreichen können. Die Menschheit ist nicht aufgrund von wirtschaftlichen Erwägungen auf dem Mond gelandet, hat nicht aufgrund von wirtschaftlichen Erwägungen den Nord- und Südpol erkundet oder die Tiefsee erforscht. All diese Leistungen sind zu zustande gekommen, weil Personen träume hatten! Träume sind die stärkste Antriebskraft über die ein Mensch verfügt. Nichts motiviert mehr, nicht stattet einem mit mehr Energie aus, nichts lässt einen mehr ertragen als ein Traum, den man verwirklichen will. Dieser Wille, diese Energie, die hinter jedem Traum steht, ist ein gut, das unbedingt genutzt werden sollte. Es gibt für mich keine schlimmere Welt als eine, in der jeder Mensch sein Leben „vernünftig“ gestalten würde, also nur Dinge tut, die einen sichtbaren Nutzen haben und die bekannt sind. Es sind die „Weltfremden“ ,die Verrückten und die Träumer, die neues Erfinde und das Leben voranbringen. Und wenn man jungen Menschen die Möglichkeit gibt, „Weltfremd“ zu sein und sich ihrem Interesse zu widmen, dann wird man sehr schnell feststellen, dass diese Personen ein enormes Potential besitzen und vieles schaffen, dass für unmöglich gehalten wurde.

Seid weltfremd und seit neugierig! 
 Diese Parole sollte man immer wieder aufs neue verkünden und erleben, da sie fast schon ein Garant für neue Innovationen, neues Wissen ist. Wenn es jemanden trotz aller Hindernisse gelingt, seine Träume verfolgen zu können, dann ist ihm kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit und kein Hindernis zu groß´, um sein Ziel zu erreichen. Und gerade diese Personen sind etwas besonderes, ein kostbares Gut. Diese Personen sollten wenigstens nicht gebremst werden in ihrer Motivation, denn für sie ist nun einmal Theater, Film, Biologie, Philosophie, Physik oder ein anderer Fachbereich „Vernünftig“. Dies sollte auch die Gesellschaft akzeptieren und sie ihren Interessen nachgehen lassen. Denn nur da es diese Leute gibt, gibt es Innovationen, Erfindungen und Wissenszuwachs, der nachher auch von anderen Leuten als „Vernünftig“ angesehen wird!     
Nur du kannst dein Leben leben!