Was treibt einen als Atheisten an Weihnachten eigentlich immer wieder in
die Kirche?
Zum einen sicherlich die Familie, die Tradition; das Gefühl, dass ohne
diesen Kirchenbesuch nicht wirklich Weihnachten ist. Aber ist die Familie
alleine Argument genug, wenn man doch auch normalerweise häufiger Sachen anders
macht als der Rest der Familie?
Zum anderen ist da aber auch einfach das „Bedürfnis“ nach Musik und heiler
Welt, nach Sehnsucht und Kerzenglanz. Wenn man selber gerne Orgelmusik hört und
singt, ist Weihnachten ein ziemlich gutes Datum für eine Kirchenbesuch. Zwar
ist der Gottesdienst meistens etwas länger als normal, dafür aber die
Liederauswahl deutlich besser. Wenn ich sich in der sehr „weichen“ Akustik der
Kirche zum Gesang des Gospelchores in die Kirchenbank lümmeln darf, ist das für
mich immer wieder ein Erlebnis. Und wenn dann die gesamte Gemeinde, an Weihnachten
sind das immer weit über 100 Personen, Weihnachtslieder singt, erfreut sich
mein kleines, naives Herz immer noch daran.
Der dritte Punkt dafür, dass der weihnachtliche Kirchenbesuch nicht eine
lästige Zwangsveranstaltung ist, sondern etwas, vorauf man sich freut, ist die
Neugierde. Die Grundzüge der Weihnachtsgeschichte sind einem eigentlich schon
seit seiner Kindergartenzeit bekannt, spätestens in der Grundschule kennt man
sie weitestgehend auswendig. Und doch schafft es der Pastor jedes Mal aufs Neue
sie so vorzutragen, dass man sie gerne hört. Mal wählt er eine andere
Perspektive, mal betrachtet er einen anderen Aspekt, mal erzählt er sie in Form
eines anderen Gleichnisses. Es mag wahrscheinlich komisch klingen, aber ich bin
jedes Mal aufs Neue darauf gespannt, wie die Weihnachtsgeschichte diesmal
erzählt wird. Es ist fast ein wenig wie Bescherung, wenn man dann eine Version
der Geschichte hört, die einen erneut fasziniert.
So geschieht an Weihnachten doch jedes Jahr aufs neue wieder ein kleines
Wunder: Ein Atheist besucht freiwillig und gerne einen Gottesdienst, der meist
über eine Stunde lang dauert. Hoffentlich wirkt dieses Weihnachtswunder noch
lange Jahre!
Frohes Fest und schöne Feiertage euch allen!
Interessante Ansichtsweise. So habe ich das wirklich noch nie gesehen. Da bei uns so gut wie die ganze Famillie nichts mit Glauben am Hut hat, gab es auch nie irgendwelche Kirchengänge.
AntwortenLöschenIch glaube, das, wovon du schreibst, hat einen, grossen Grundgedanken: Toleranz.
Atheismus muss nicht mit Hass gleichgesetzt werden. Man kann auch als Atheist in einem Gospelchor mitsingen. Hab' ich gemacht. Die Stimmung ist fantastisch. Nur weil ich ein Liebeslied singe, heisst es nicht, dass ich verliebt bin.
Wir sollten uns nicht in Schubladen stecken lassen, sondern einfach das tun und denken, was uns gefällt. Und wenn man als Atheist an Weihnachten gerne in die Kirche geht, was soll's? :)
Auf jeden Fall ein aufschlussreicher Post. Gefällt mir richtig gut.
Schönes 2013!