Donnerstag, 28. Juni 2012

Das "Leistungsschutzgesetz"


Es gibt Gesetzesentwürfe, die sehr laut angekündigt werden, über die die gesamte Zeit bis zur Abstimmung in Bundestag und Bundesrat laut diskutiert wird und die eventuell dann sogar mit einem lauten Knall (vorerst) scheitern. Paradebeispiel dafür ist im Moment das „Betreuungsgeld“.  Es gibt allerdings auch Gesetzesvorschläge, die still und heimlich eingereicht werden, von deren Existenz die Presse erst sehr spät berichtet und über die, ohne viel Lärm zu machen, abgestimmt wird. Genau dieses Verfahren wird gerade bei dem sogenannten „Leistungsschutzgesetz“ praktiziert. Natürlich verleitet dieses Vorgehen dazu zu denken, dass das Thema nicht von großer Bedeutung ist und keinen großen Einfluss auf den „Normalbürger“ hat, aber beim „Leistungsschutzgesetz“ ist dies gerade nicht der Fall!

Das „Leistungsschutzgesetz“ wurde schon seit geraumer Zeit von verschiedenen Medienhäusern, allen voran dem Axel-Springer-Verlag, gefordert, damit sie ihre Produkte auch online besser vermarkten können. Im Moment dürfen ihre Texte nämlich von Suchmaschinen, aber auch von Privatpersonen relativ einfach aufgegriffen und weitergenutzt werden. Natürlich gilt es dabei gewisse Regeln einzuhalten, aber viel Geld damit verdienen konnten die Verlage bis jetzt noch nicht. Das sollte sich jetzt ändern. Wie im Onlinebereich wahrscheinlich zu erwarten war, richtet sich das „Leistungsschutzgesetz“ in erster Linie gegen Google, genauer gesagt, gegen seinen News-Service. In diesem Serviceangebot listet Google aktuelle Schlagzeilen von verschiedenen, meist bekannteren Seiten wie Stern, FAZ oder N24, auf und zeigt außerdem einen kurzen Infotext, mit maximal 250 Zeichen, dazu an. Mithilfe von diesem Text kann man ziemlich gut einen Überblick darüber bekommen, worum es in diesem Artikel geht und sich dann entscheiden, ob man diesen Artikel überhaupt lesen möchte. Vielen größeren Verlagen ist dieser Service anscheinend ein Dorn im Auge, weil dort ihre Texte in Kurzform stehen und sie kein Geld dafür bekommen. Sie argumentieren, dass die Nutzer nur noch die Kurztexte unter der Überschrift und nicht mehr den ganzen Artikel auf ihrer Seite lesen würden. Dadurch würden sie viel Geld, vor allem in Form von Werbeeinnahmen, verlieren.

Die Argumentation an sich ist in meinen Augen nicht wirklich schlüssig, da man sich als Leser dank der kurzen Infotexte sehr gezielt einzelne Artikel heraussuchen und lesen kann. Außerdem hat man auf einen Schlag eine große Auswahl an verschiedenen Seiten und besucht somit unter Umständen auch Onlineausgaben von Zeitungen, die man persönlich vielleicht gar nicht kannte und somit nie besucht hätte. Andererseits ist es für eine Zeitung natürlich von Vorteil, wenn sie als Startseite eingerichtet wird und somit garantierte Leser hat. Trotzdem denke ich, dass der Vorteil der weiten Verbreitung durch Google News und natürlich auch die normale Google-Suche diesen Vorteil bei weitem übertreffen. Wenn sich das Gesetz später nur gegen Google und andere Suchmaschinen richten würde, wäre es nicht notwendig, sich großartig darüber zu informieren, aber die Art und Weise des Schutzes, den die Verlage wahrscheinlich bekommen werden, wird noch viel mehr betreffen.

In Zukunft ist jeder Ausschnitt aus einem Text für ein Jahr lizenzpflichtig, unabhängig von seiner Größe. Die Lizenzgebühr muss von jedem „gewerblichen Nutzer“ entrichtet werden, der einen Artikel in Gänze oder nur in kleinen Ausschnitten auf seiner Website veröffentlicht. Die Lizenzpflicht für kurze Ausschnitt ist im Bereich der Musik nichts neues und wird dort schon seit längerer Zeit durchgesetzt, im Zeitungswesen war sie bis jetzt, aus guten Gründen, allerdings noch nicht zu finden. Je nach Auslegung des Gesetzesentwurfes und Findigkeit es Anwaltes ist es Zeitungen dann sogar möglich, einen zu verklagen, wenn man eine Überschrift abgewandelt übernommen hat. Ein Beispiel aus der „Zeit-Online“ verdeutlich dies anschaulich: Theoretisch könnte man vom Springer Verlag eine Rechnung bekommen, wenn man schreibt „Wir sind Kanzler“ da die Bild schon einmal „Wir sind Papst“ getitelt hat. Ich denke, dass dieses Beispiel etwas überspitzt ist, aber es trifft den Kern der ganzen sehr ziemlich gut. Wenn dieser Gesetzesentwurf umgesetzt wird, könnte es möglich sein, das Sprache monopolisiert wird und man nicht mehr das schreiben kann, was man möchte, weil man unter Umständen geschützte Ausdrücke benutzt. Nun kann man sagen, dass einen dies als Privatperson nicht betrifft und man, da man kein „gewerblicher Nutzer“ ist, sowieso schreiben kann, was man will. Man sollte sich aber die Definition von „gewerblichem Nutzer“ einmal gut durchlesen, bevor man ruhigen Gewissens Artikel von anderen Zeitungen in seinen Text mit einbaut.

Solange man in seinem Blog lediglich Werbeeinblendungen des Blogbetreibers hat und nicht über Themen bloggt, die etwas mit dem eigenen Beruf zu tun haben, wird man auch nach in Kraft treten des Leistungsschutzgesetztes keine Veränderungen vornehmen müssen. Sind allerdings Werbebanner in dem Blog eingebettet, über die man selber Geld bekommt oder man hat einen Flattr-Button auf seinem Blog, ist man „gewerblicher Nutzer“ und muss nun für alle Artikel, die man genutzt hat, Lizenzgebühren zahlen. Es wäre nun sicherlich einmal interessant zu wissen, wie viele Blogs in irgend einer Weise Geld generieren und wie viel Geld sie generieren. Wahrscheinlich werden die allermeisten Blogs nicht mehr als einen kleinen bis mittelgroßen zweistelligen Betrag pro Monat verdienen und damit dann wahrscheinlich Probleme bekommen, wenn sie davon dann Lizenzgebühren bezahlen müssen. Auch wenn man der Kommerzialisierung von Blogs kritisch gegenübersteht, ist es doch ungerechtfertigt, solange diese Blogs lediglich ein Hobby darstellen, wenn sie auf einmal Geld für dieses Hobby ausgeben müssen, während andere dies kostenlos ausführen können. Ein in meinen Augen noch viel wichtigerer Punkt sind all die Schülerzeitungen, die auf einmal vor ein recht großes Problem gestellt werden. Viele von ihnen benutzen auch Textausschnitte von Magazinen wie „GEOlino“ oder den regionalen Zeitungen, um bestimmte Dinge genauer zu erläutern oder sie einfach verständlich zu machen. Diese Schülerzeitungen verdienen in der Regel ein bisschen Geld, dass sie aber wieder dafür verwenden müssen, ihren Druck zu bezahlen. Falls die Schule die Schülerzeitung selber druckt, fallen diese Kosten zwar nicht direkt an, aber in den allermeisten Fällen werden die Schülerzeitungen nicht wirklich reich. Wenn diese Zeitungen nun in Zukunft eine Gebühr dafür zahlen müssten, damit sie so etwas machen können, werden sie sich ziemlich schnell auflösen, da sie nicht genug Geld generieren werden, um die Gebühr zahlen zu können. Auch werden sich wahrscheinlich eine Menge der kleinen anderen Zeitungen, die beispielsweise von Studenten oder politisch engagierten Gruppen ausgegeben werden, auflösen müssen, da viele eine Menge an Text von anderen Zeitungen übernehmen und dann kommentieren. Solange dies sich noch im Bereich der Zitate bewegt, ist dies nach dem Leistungsschutzgesetz auch noch legal, aber das Problem ist, dass anscheinend nicht klar und eindeutig abgegrenzt ist, wie lang ein Zitat sein darf und ab wann man einen Ausschnitt aus einem Artikel übernommen hat. Es kann also schnell man passieren, dass man sich auf einmal irgendwelchen Forderungen gegenübersieht, weil ein Verlag den Text, den man benutzt hat, nicht als Zitat, sondern als „Ausschnitt“ sieht und damit das Recht hat, dafür Geld zu fordern. Wenn das Leistungsschutzgesetz wirklich durchgesetzt werden sollte, muss man also in Zukunft deutlich mehr darauf achten, was man schreibt und woher man dies hat.

Für mich ist dieser Gesetzesentwurf eine Überreaktion der Verlage auf das „neue“ Medium Internet, das für sie anscheinend eine starke Konkurrenz darstellt. Aber anstatt sich diesen Trend zunutze zu machen und eigene Strategien zu entwickeln, scheinen sie die Mitbewerber und augenscheinlich fähigere Konkurrenz über juristische Tricks aus dem Weg räumen zu wollen. Dabei riskieren sie den Tod von tausenden von Blogs, einer Unmenge an Schülerzeitungen und vielen anderen kleinen Zeitungen, die nicht in der Lage sein werden, die neuen Gebühren zu bezahlen. Außerdem bekommen Anwälte mit diesem Gesetz eine neue Einkommensquelle, da sie nun Blogs und kleine Zeitungen nach Lust und Laune durchstreifen können um nach Zitaten zu suchen, die ihn ihren Augen keine sind und diese Medien dann anzuzeigen. Es ist für mich nicht verständlich, warum die Bundesregierung diese perfide Strategie der Medienkonzerne unterstützt, da damit auch die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung stark eingeschränkt wird. Wahrscheinlich wird aber die finanzielle und mediale Macht der Pressehäuser zu diesem Schritt geführt haben. Ich hoffe, dass man Mittel und Wege finden kann, dieses Gesetz entweder zu stoppen beziehungsweise abzuschwächen oder wenigstens so bekannt zu machen, dass sich eine große Menge an Personen davon angesprochen fühlt und ihre Meinung dann klar und deutlich artikuliert!

Eine Monopolisierung der Sprache ist auch ihr Untergang!

Sonntag, 17. Juni 2012

Leben oder Existenz?


Unbegrenzte und energiegeladene Psyche
begrenzter und ausgebrannter Leib

Unbändiges Streben nach mehr Informationen
Konzentration auf das Wesentliche

Der Wunsch nach jemandem zum anlehnen und zutexten
Das Wissen, dass man schon nicht genug Zeit für ein Leben hat

Das idealistische Streben nach einer besseren Welt
Das realistische Beschränken auf lokale Gegebenheiten

Hoffend, dass man Menschen in ihrem Leben geholfen hat
Wissend, dass man mehr als einmal geschadet hat

Wünschend, dass man sich auf den anderen verlassen kann
Damit rechnend, dass man enttäuscht wird

Motiviert jeden neuen Tag und jede Aktion genießend
Abends: Erschöpfung und der Wunsch nach ewigem Schlaf

Alles Wissen der Welt aufsaugend wollend
Doch schon vor banalen Kleinigkeiten scheitern

Eine Aneinanderreihung von Wiedersprüchen = Leben ?!
Ewiger Zeitdruck = Leben?
oder Existenz?


Sonntag, 10. Juni 2012

Schule als Lehrmeister für das Leben?


Im deutschen Schulsystem ist das Abitur der einzige Abschluss, mit dem einem direkt, zumindest, wenn es gut ausgefallen ist, alle Türen geöffnet werden. Eine riesige Anzahl an Studienfächern, unglaublich viele duale Angebote und eine reiche Auswahl an Ausbildungen stehen einem nun zur Verfügung. Vor allem die Welt des Studiums ist für die Meisten wahrscheinlich das interessanteste und wird deshalb gerne als Ziel für die Zeit nach dem Abitur angegeben. Was kann es also wichtigeres geben, als ein gutes Abi? Kann man es überhaupt verantworten, nicht jede Unterrichtsstunde zu besuchen?

Fragen wie die beiden Obigen sind etwas, was man sich als Schüler, je nach sozialem Umfeld sicherlich häufiger anhören darf, vor allem, wenn es darum geht, dass man doch viel zu wenig für die Schule tun würde.  Gleichzeitig zeigen solche Fragen aber auch immer wieder, dass viele Menschen anscheinend vergessen haben, wie sie ihre Schullaufbahn verlebt haben. Natürlich ist es vom Schulgesetz her die Hauptaufgabe eines Schülers, in der Schule anwesend zu sein und sic h dort im Unterricht einzubringen. Es steht auch ganz außer Frage, dass die Institution „Schule“ als solche eine sehr sinnvolle Anlage ist. Aber es ist auch mehr als deutlich, dass sie einem eben nicht den Weg in ein späteres Leben ebnet. Die Berufswahl wird beispielsweise in den wenigsten Fällen in der Schule entschieden oder gefestigt. Vielmehr wird sie einem durch das Umfeld oder Praktika ermöglicht. Man kann in der Schule so viel über einen Beruf diskutieren wie man will, was wirklich zählt, ist, ob man ihn einmal ausgeführt oder beobachtet hat. Angebote wie die „Berufsberatung“ sind natürlich eine sinnvolle Hilfe dabei, sich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden, aber die Entscheidung für einen bestimmten Beruf wird in den allermeisten Fällen erst durch ein persönliches Erlebnis, also beispielsweise ein Praktikum, gefällt. Und dieses Praktikum wurde, selbst wenn man gezwungen war, dies in der 11. Klasse durchzuführen, von einem selbst ausgesucht. Es ist also schlussendlich die Eigeninitiative, die einem in diesem Feld weiterhilft. Noch viel deutlicher wird dies im Allgemeinen „sozialen Engagement“.
 Den Umgang mit Menschen lernt man nicht in der Schule, sondern in Sportvereinen, Hilfsorganisationen wie dem DRK oder den Maltesern, AGs, politischen oder kirchlichen Vereinen. Natürlich muss man auch in der Schule mit einer ganzen Menge an verschiedenen Persönlichkeiten interagieren, aber dies geschieht meist deutlich oberflächlicher als in den eben genannten Institutionen. Die Fähigkeit, auf andere Menschen einzugehen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und nicht seine eigenen in sie zu projizieren und sie nicht nur als Mittel zum Zweck zu betrachten, wird in einem langsamen Prozess erlernt. Dieser Prozess ist jedoch enorm wichtig dafür, dass aus Menschen Personen, und aus Personen verantwortungsbewusste Personen werden, die wir in unserem Staat unbedingt benötigen. Damit dieser Prozess jedoch überhaupt erst stattfinden kann, müssen die Schüler mehr dürfen, als „nur“ Gruppenstunden oder Trainings zu leiten. Sie müssen beispielsweise auch Ausflüge oder Zeltlager mit organisieren und betreuen dürfen, Verantwortung für Gruppen tragen oder auch mal mit der Stadtverwaltung oder anderen Gremien sprechen können, damit sie ihre Vereine oder ihre Fahrt bezuschusst bekommen. All dies kann zwar meist außerhalb der Schulzeit stattfinden, aber eben nicht immer. Und wenn dann Zeit für solche Aufgaben auch während des normalen Unterrichtes benötigt wird, hat die Schulleitung in meinen Augen die Pflicht, diese Zeit auch zu gewähren. Aber in solchen Fällen wird zumindest in meiner Schule kaum eine Schulbefreiung erteilt. Aber ist es nicht gerade Sinn einer Schule, auf das Leben vorzubereiten? Müssen Schulen ihren Schülern nicht eigentlich Dinge beibringen, die einem im späteren Leben weiterhelfen?
Bei einem anderen Feld, das häufiger mit dem „normalen“ Unterricht kollidiert, wird dies besonders deutlich. Jede Schule bietet verschiede AGs an und ist normalerweise auch stolz auf das, was in diesen AGs erreicht wird. Es gibt jedoch unterschiedliche Toleranzbereiche von verschiedenen Schulleitungen dafür, wie etwas erreicht wurde. Wenn die SV an einer Schule einen Schulball organisiert, dann bekommt sie in wahrscheinlich allen Fällen von der Schulleitung dafür Beifall. Wenn sie nun aber  ihre Sitzungen in die Unterrichtszeit legen muss, damit sie alle Mitglieder zusammenbekommt, sieht dies an meiner Schule schon wieder ganz anders aus. Dann wird dies gerne auf die eine oder andere Weise abgelehnt, immer mit der Begründung, dass dadurch schließlich „wertvoller Unterricht“ verloren geht. Aber lernen die Schüler bei der Organisation von einem Schulball oder auch andere Feste oder Aktivitäten nicht viel mehr? Im weiteren Verlauf ihres Lebens werden sie noch vieles Organisieren müssen und wenn man diese Erfahrung schon in der Schule sammeln konnte, dann ist dies sicherlich mehr von Vorteil, als irgendwelche geschichtlichen Daten! Oder wenn sich Schüler als Schulsanitäter ausbilden lassen und auch während des Unterrichtes zu einem Notfall gerufen werden können, der sich beispielsweise in der Turnhalle ereignet hat. Ist der Unterrichtsaufall wirklich so schlimm? Die Informationen, die sie dort verpasst haben, kann ihnen ihr Sitznachbar in fünf Minuten erzählen, die Erfahrung, die sie durch das Helfen gemacht haben, nicht! Wenn Schüler lernen, auch in Notfallsituationen ruhig und rational zu reagieren und effizient zu handeln, dann haben sie damit mehr fürs Leben gelernt, als wenn sie wissen, wie man den Schnittpunkt zweier Ebenen ausrechnet! Solch ein Engagement sollte von der Schulleitung auch gefördert und nicht eingeschränkt werden.
In meinen Augen ist die Angst vor Fehlstunden sowieso vollkommen übertrieben. Natürlich muss ein Schüler regelmäßig zur Schule kommen und er sollte auch wenn er sich nicht zu 100 Prozent einsatzbereit fühlt, die Schule besuchen. Aber wenn er statt der Schule eine Uni für ein Experiment, das ihn interessiert, besuchen kann, dann sollte es ihm auch erlaubt werden. Das Gleiche gilt auch für Schüler, die in verschiedenen AGs sind und dort unter Umständen über verschiedene AG-Fahrten auch häufiger fehlen. Das, was sie dort lernen, ist meist deutlich wichtiger, als das, was sie in der Schule verpassen.

Für mich persönlich ist Schule seit der Qualifikationsphase mehr ein „Hobby“ als eine Pflicht. Da mir sehr klar ist, in welche Richtung ich beruflich später gehen werde, ist es für mich sinnvoller, meine Zeit mit diesem Fachbereich auf wissenschaftlichem Niveau zu verbringen, als diese Zeit in denselben Fachbereich auf Schulniveau zu investieren. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr zur Schule gehen würde, aber dass ich bewusst Ausschau nach Veranstaltungen halte, die mich interessieren, und mich bemühe das mit der Schule in Einklang zu bringen. Das ist genau das Vorgehen, was man wenigstens nicht an meiner Schule beigebracht bekommt, aber was einem eigentlich von jedem empfohlen werden müsste: „ Probiere das aus, was dich interessiert, solange du noch die Zeit dazu hast!“ Wenn einen Informatik interessiert, dann sollte man nicht zögern und probieren in ein „Jungstudierenden“ Programm einer Uni oder einer Fachhochschule aufgenommen zu werden. Dies läuft dann zwar meist außerhalb der normalen Schulzeit, kann aber auch ab und an normale Schulzeit in Anspruch nehmen. Ist einem aber dieser Fachbereich wichtig, dann sollte man sich unter gar keinen Umständen von der Schulleitung davon abbringen lassen. Möchte man später im Bereich der Biologie etwas unternehmen, dann sollte man unbedingt probieren an Wettbewerben wie „Jugend forscht“ oder der „Biologie -Olympiade“ teilzunehmen und seine Zeit darein investieren. Benötigt man für eventuelle Experimente Zeit, Wissen oder Material sollte man nicht zögern die Schule oder Universitäten in der Umgebung zu fragen. Das, was man während solcher Wettbewerbe lernt, ist tausendmal wertvoller als das Unterrichtsmaterial, das man unter Umständen deshalb verpasst und nachlernen muss. Interessiert man sich für den philosophisch- gesellschaftlichen Bereich, dann sollte man nicht zögern und Veranstaltungen wie „Jugend debattiert“ oder „young leaders Akademien“ besuchen, selbst wenn man dafür eine Schulwoche verpasst. Das Wissen, das man dort erlangt hat, wird einem deutlich mehr helfen, als diese Woche Schule! Was man aber in allem Eifer und in aller Begeisterung für sein Fach niemals vergessen sollte, ist die Wichtigkeit des Abiturs. Egal, wie man sich engagiert, man muss IMMER das Nacharbeiten, was man verpasst hat, damit man später wirklich seinen Fachbereich bekommt und nicht wegen des NC etliche Wartesemester hat. Es lohnt sich jedoch, sich für seine Träume auch einmal länger hinzusetzen und verschiedene Dinge nachzuarbeiten. Am Ende seiner schulischen Laufbahn sollte man sich jedoch zurücklehnen und auf eine große Anzahl an Aktionen zurückblicken können, die einem Spaß gemacht haben und in denen man eine Menge gelernt hat und nicht auf dreizehn/zwölf Jahre, die man für die Schule gelebt hat. Man lebt nicht für die Schule, man lebt für seine eigenen Wünsche! Man lernt nicht in der Schule für sein Leben, sondern im eigenen Engagement! Man bekommt nicht dass, was man benötigt, wenn man zu allem „Ja und Amen“ sagt! Schule sollte gerade in den letzten zwei Jahren Spaß machen und damit sie das tut, sollte man das tun, was einem Spaß macht!

Nicht für die Schule, sondern für das Leben existieren wir!

Sonntag, 3. Juni 2012

Freundschaft oder "mehr"


Es gibt viele verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, dass sich ein Mensch wohl fühlt. Neben der Befriedigung der Grundbedürfnisse, also Essen, Trinken und Schlaf, gibt es aber auch andere, sogenannte „weiche“ Faktoren, die Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen nehmen. „Freunde“ sind einer dieser Faktoren. Ich würde „Freunde“ oder „Freundschaften“ sogar als Grundbedürfnis von beinahe jedem Menschen ansehen, da die wenigsten Menschen dauerhaft mit ausreichend Nahrung und einem Dach über dem Kopf zufrieden wären. Diese Faktoren sind rein materieller Natur und da der Mensch nun einmal eine Funktionseinheit von Materie und Geist, sprich Körper und Psyche, ist, reicht es nicht aus, nur die materiellen Bedürfnisse zu befriedigen. Freundschaften sind ein Faktor, der die Psyche des Menschen anspricht und deshalb auch von kaum zu überschätzendem Wert. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Freundschaften wirklich immer einen positiven Nutzen für beide Partner haben. Es gibt eine große Anzahl an verschiedenen Fällen, in denen Freundschaften wenigstens einem Partner auf die eine oder andere Art und Weise schaden und wahrscheinlich sind auch alle Fälle interessant genug, um betrachtet zu werden. Es stellt sich in diesen Fällen auch häufig die Frage, ob es gut ist, diese Freundschaften wirklich aufrecht zu erhalten und obwohl man über eine rationale Analyse des Nutzen und Schadens dieser Freundschaft sicherlich zu einem objektiven Ergebnis kommen würde, so ist es subjektiv meist doch enorm schwierig, darüber zu entscheiden. Ich möchte mein Augenmerk aber nur auf eine Obergruppe von Freundschaftsformen setzen: Die Freundschaft zwischen Junge/Mann und Mädchen/Frau.

Freundschaften zwischen Partnern gleichen Geschlechts sind in unserer Gesellschaft vollkommen normal und auch bei sehr engen Beziehungen muss man sich im Normalfall so gut wie nie gegen den Verdacht, Homosexuell zu sein, erwehren. Abgesehen davon, dass ich keinen Grund wüsste, warum es in irgend einer Hinsicht von Bedeutung sein sollte, ob jemand nun eine Person des gleichen Geschlechtes als „Freund“ oder als „ Beziehungspartner“ ansieht, ist an diesem Verhalten objektiv gesehen nichts auszusetzen. Wenn nun aber ein Mädchen mit einem Jungen befreundet ist, sieht das Verhalten des gesellschaftlichen Umfeldes auf einmal vollkommen anders aus. Es werden relativ schnell die ersten Spekulationen darüber aufkommen, ob die beiden betroffenen Personen wohl ein Paar sind, beziehungsweise, wann sie wohl ein Paar werden.  Warum nimmt ein sehr großer Teil der Gesellschaft, in der ich lebe, immer gleich an, dass sich aus so einer Freundschaft „mehr“ entwickelt? Ist es einem Jungen etwa verboten, mit Mädchen in Kontakt zu stehen, wenn er sie nicht als „Freundin“ haben möchte? Es scheint so, als ob es fast schon einen Zwang dazu gäbe, als Junge nur Zeit für ein Mädchen aufzubringen, dass man auch als Freundin haben möchte. Bevor man jedoch anfängt, sich Gedanken darüber zu machen, sollte man wahrscheinlich geklärt haben, was eine Freundschaft überhaupt ausmacht, beziehungsweise, warum man mit jemand befreundet ist. Natürlich dürften sich diese Faktoren von Person zu Person unterscheiden, da sie rein subjektiv sind, sodass man eine endlos lange Liste aufstellen müsste, aber es scheint so, als ob bestimmte Faktoren in jeder Freundschaft vorhanden sein müssten. Für mich gibt es drei Hauptfaktoren, die zumindest teilweise erfüllt sein müssen, damit eine Freundschaft überhaupt erst entstehen kann: „Sympathie“; „Interessenähnlichkeit“ und „Seelenverwandtschaft“.  Mit „Seelenverwandtschaft“ meine ich keine in irgendeiner Weise mystisch geartete Verbindung zwischen zwei Personen, sondern eine bestimmte Grundeinstellung zum Leben, die die betroffenen Personen zumindest teilweise teilen müssen. Wenn dieser Faktor erfüllt ist, dann können die Interessen der Personen auch stark voneinander abweichen, da beide den anderen zumindest verstehen können, selbst, wenn sie sein Interesse nicht teilt. Die Faktoren „Seelenverwandtschaft“ und „Interessenähnlichkeit“  sind offensichtlich nicht Geschlechterabhängig und können deshalb sowohl zu Freundschaften zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechtes als auch zwischen zwei Personen unterschiedlichen Geschlechtes führen. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass dies rein freundschaftliche Bindungen sind, die sich in keinster Weise auf den Niveau einer partnerschaftlichen Beziehung bewegen! Der Faktor „Sympathie“ hingegen ist schon eher geschlechterabhängig. Es ist offensichtlich, dass die meisten Menschen Menschen anderen Geschlechtes relativ schnell Sympathie entgegenbringen, auch wenn sie die noch nicht wirklich kennen. Meist reichen einige wenige äußere Merkmale aus um feststellen zu können, ob einem der gegenüber sympathisch ist oder nicht. Natürlich gilt das auch bei Personen des gleichen Geschlechtes, aber dort scheint dieses Verhalten nicht so extrem stattzufinden. Was bedeutet dies nun aber für Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen? Können sie wirklich als reine Freundschaften existieren?  

Die Gewichtung der drei Faktoren untereinander hängt natürlich von dem jeweiligen Individuum ab und erfolgt vollkommen subjektiv, aber es scheint recht wahrscheinlich, dass „Seelenverwandtschaft“ und „Interessenähnlichkeit“ bedeutende Faktoren sind, die auch zwangläufig vorhanden sein müssen, um „Sympathie“ entstehen zu lassen. Da diese beiden Faktoren aber vollkommen unabhängig vom Chromosomensatz des Gegenübers sind, würde ich daraus schließen, dass es keine logischen Gründe dafür gibt, dass sich eine Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen zwangsläufig zu „mehr“ entwickeln muss. Ich würde sagen, dass es nahezu unendlich viele verschiedene Formen von Freundschaft gibt und dass diese auf ebenso vielen verschiedenen Ebenen stattfinden können. Wie eine Freundschaft im Einzelfall aussieht und was für Auswirkungen sie auf die beiden Partner hat, ist also vollkommen offen und jedem selbst überlassen. Persönlich sehe ich Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen als vollkommen normal an und bin der Meinung, dass sie nur minimal anders zu behandeln sind, als die zwischen Jungen und Jungen. Außerdem würde ich behaupten, dass es einer Menge an guten Gründen dafür geben kann, dass diese Freundschaften auch auf ihrem Niveau bleiben und nicht zu einer Partnerschaft führen. Ich finde die Personen, die etwas Gegenteiliges behaupten, zutiefst unverständlich und bin manchmal auch ein wenig sprachlos darüber, was manche Personen in solche Freundschaften hineininterpretieren. 

Freundschaft: Dem anderen helfen dürfen zu leben