Vor gut zwei Wochen geisterte eine Meldung durch nahezu sämtliche
Zeitungen, die, wenn sie sich nun als wahr herausstellt, eine neue Ära
einleitete. Einem amerikanischer Forscher war es angeblich erstmals gelungen,
einen Menschen, genauer gesagt, menschliche Zellen zu klonen. Zwar gab es vor
einigen Tagen einige Kritik an der Arbeit des Forscher, da er die selben Bilder
zur Illustration von verschiedenen Sachverhalten genutzt haben sollte. Bis
jetzt wurden aber seine Ergebnisse noch nicht angezweifelt und es sieht auch
danach aus, als ob das so bleiben wird. Ebenso interessant wie die
wissenschaftliche Diskussion um das Verfahren ist jedoch auch die ethische
Diskussion, die im Moment zum Teil ziemlich verbissen geführt wird. Aber warum
erregt das Klonen von Menschen das Interesse von so vielen verschiedenen
Interessengruppen, wenn es bei Nutztieren doch schon zur Tagesordnung gehört?
Als mit dem Schaf Dolly das erste Mal ein Säugetier erfolgreich geklont
wurde, war das eine große Sensation und viele Beobachter rechneten damals schon
damit, dass sich die Klontechnik sehr schnell durchsetzten würde. Dies stimmte
zwar im Bereich der Nutzviehaltung, aber sobald man anfing mit Menschenaffen -
Zellen oder Menschen – Zellen zu arbeiten, versagten die bekannten Methoden.
Und so wurde das Klonen von Säugetieren zu einem Standardverfahren, während das
Klonen von Menschenaffen und Menschen schon von einigen Wissenschaftlern als
unmöglich erachtet wurde. Das nun endlich auch diese biologische Barriere
überwunden wurde, ist aus wissenschaftlicher Sicht ein großer Triumph. Außerdem
beweist es, das der Mensch eben doch „nur“ ein Säugetier ist und keine große
Sonderstellung im Stammbaum der Säugetiere besitzt, da im Großen und Ganzen das
übliche Klonverfahren angewandt wurde, und nur an einigen Stellen etwas anders
gearbeitet werden musste. Hat dieses Klonen jetzt irgend eine praktische
Anwendung ( außer dem Erstellen ein Klonkriegerarmee) oder ist es einfach nur wissenschaftliche
Spielerei?
Um zu verstehen, was das Klonen von menschlichen Zellen für Vorteile
bringt, sollte man die grundlegende Technik verstanden haben. Im Prinzip benötigt man zum
Klonen nur zwei Zellen: Eine beliebige Zelle des Wesens, das geklont werden
soll und eine weibliche Eizelle, die nach Möglichkeit von einem Wesen der
selben oder einer nahe verwandten Art stammt. Im ersten Schritt entkernt man
die Eizelle. Danach entnimmt man der anderen Zelle die DNS und spritzt sie in
die Eizelle. Im nächsten Schritt wird die Eizelle in eine Nährlösung in einer
Petrischale vermehrt. Wenn sich dann ein genügend großer embryonale Zellhaufen
gebildet hat, wird dieser Zellhaufen in die Gebärmutter eines entsprechenden
Wesens eingegeben und im Idealfall entwickelt sich daraus dann ein Klon des
Wesens, von dem die DNS stammt. Damit man ein Lebewesen wirklich erfolgreich
klonen kann, muss man natürlich noch eine Vielzahl an anderen Dingen beachten, aber
im Grund ist das ganze wirklich so einfach wie es klingt. Das, was das Klonen
von Menschen so interessant macht, ist der Schritt, in dem die embryonalen
Stammzellen entstehen. Denn diese kann man nun erstmals gewinnen, ohne dafür
auf abgetriebene Embryonen zurückgreifen zu müssen. Dies hat den großen
Vorteil, dass man in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt, in denen
es verboten ist solche Stammzellen zu benutzten, nun einen vernünftigen Ersatz
hat. Vermutlich wird die gesamte Stammzellenforschung einen Auftrieb bekommen,
da man nun über eine nahezu unbegrenzte Quelle von Stammzellen verfügt und
nicht nur auf einige wenige Zelllinien zurückgreifen muss. Mit den geklonten
Zellen eines Menschen ist es auch möglich Organe oder Gewebe zu züchten,
welches nicht mehr von dem Körper abgestoßen wird. Das größte Problem der
heutigen Transplantationsmedizin, die Abstoßungsreaktion und die damit
verbundene ständige medikamentöse Behandlung wäre damit auf einen Schlag
gelöst. Man sieht also, dass es eigentlich eine sinnvolle Idee war, auch
menschliche Zellen zu klonen. Aber gibt es auch negative Seiten des Klonens?
Gibt es nicht auch ethische und moralische Probleme beim Klonen?
Wie immer haben die Kirchen eine Problem mit geklonten Menschen, auch, wenn
im Moment noch keiner ernsthaft einen Menschen klonen möchte, sondern nur die
Stammzellen von Interesse sind. Für sie ist das ein klarer Eingriff in Gottes
Plan und eine Verletzung der Menschenwürde. Auch säkulare Politiker haben
teilweise ein Problem mit dem Klonen. Sie sehen vor allem die
Persönlichkeitsrechte des geklonten Menschens verletzt. Ein weiteres Argument
gegen das Klonen, das im Feuilleton der FAZ auftauchte, ist, dass Klone keine
Seele hätten, da sie nur ein „Abklatsch“ der „eigentlichen“ Menschen wären. Ob
man Gottes Plan mit klonen verletzt oder nicht ist eine müßige Diskussion. Wer
daran glaubt, sollte sich einfach nicht klonen lassen, aber Argumente ohne
vernünftige, diskussionsfähige Grundlage haben keinen Platz in ernsthaften
Diskussionen. Viel interessanter ist daher das Argument der verletzten
Menschenwürde und des „abklatsches“.
Ironischerweise sind es gerade die Verfechter der „Menschenwürde“, die die
Klone als „Untermenschen“ betrachten und ihnen offensichtlich den Status eines
Menschen, geschweige denn den einer Person absprechen. Dies ergibt sich nun
einmal automatisch durch ihre Argumentation, dass ein Klon ein „abklatsch“
einer „normalen“ Person sei und als solcher über keine Seele verfügen könnte.
Außerdem würde der Klon selber über keine „echten“ Persönlichkeitsrechte
verfügen, da er schließlich „nur“ eine Kopie ist. Es ist ziemlich unwahrscheinlich,
dass die Vertreter dieser Argumentationslinie dies auch gegenüber den
„natürlichen“ Klonen in unserer Gesellschaft vertreten würden! Eineiige
Zwillinge sind nun einmal nichts anderes als „Klone“, die einfach in einem sehr
kurzen Abstand geboren wurden. Keine Person würde auch die Idee kommen, einen
als „echt“ und den anderen als „falsch“ zu bezeichnen. Beide Zwillinge
entwickeln eigenständige Persönlichkeiten und gehen im weiteren Leben getrennte
Wege; es sind also zwei eigenständige Menschen, wer sollte sich darüber
wundern. Das selbe würde auch für Klone gelten, mit der einzigen Ausnahme, dass
sie deutlich jünger wären als ihr „genetischer Vater“. Es sind freie
Persönlichkeiten, die sich auch frei entwickeln werden. Es scheint im Moment
also keine rationalen Argumente gegen das Klonen von Menschen zu geben. Es gibt
wahrscheinlich aber auch keine rationalen Argumente dafür, dass es unbedingt
notwendig wäre jemanden zu klonen.
Meiner Ansicht nach wird das Klonen von Menschen, bis auf wenige kriminelle
Ausnahmen, die vermutlich dazu dienen werden, „Organlager“ zu haben, nicht
praktiziert werden. Denn ebenso wenig, wie es rationale Argumente gegen das
Klonen an sich gibt, gibt es auch rationale Argumente dafür, dass man sich
selber unbedingt klonen müsste. Ein Klon von sich als Organlager muss man sich
nur anlegen, wenn man nicht über die Technik verfügt, aus den geklonten
Stammzellen die Organe wachsen zu lassen und dazu noch völlig skrupellos ist.
Da das Klonen von Menschen doch etwas aufwendiger zu sein scheint, sehe ich
darin aber keine Gefahr. Was für mich zählt ist, dass eine neue Ära der
Stammzellenforschung angebrochen ist und ein weiteres Mysterium des Menschen
gelöst wurde. Abgesehen von den vorschnellen und unüberlegten Querschüssen
einiger Personen und Institutionen wird es auch noch lange keine rationalen
Argumente gegen das Klonen geben und so hoffe ich, dass diese Technik weiterhin
erforscht und verbessert wird. Man weiß nie, wozu es uns nachher einmal nützen
kann!
Nicht die Gene definieren eine Person -
Sondern Erfahrungen und Taten!