Wenn ältere Personen über die „Jugend von heute“ reden, machen sie das
häufig ein wenig abwertend, meinen, die jungen Leute würden nicht hart genug
arbeiten, zu wenig auf Autoritäten achten oder sich komisch kleiden. Das sind
alles Argumente, die, aufgrund des Alters der Personen die sie äußern, auch
eine gewisse Daseinsberechtigung haben. Doch in den meisten Fällen sind sie ein
Zeugnis davon, dass sie gar nicht mehr wissen, was den die „Jugend von heute“
ausmacht. In letzter Zeit finde ich jedoch, dass die „Jugend von heute“, also,
übergeneralisiert gesprochen, die Personen, die nach 1990 geboren sind,
wirklich Kritikwürdig ist. Denn ihr fehlt etwas, dass eine junge Generation
eigentlich auszeichnet: Rebellion!
Für was lebt unsere Generation? Für Markenkleidung, harten Alkohol und
Smartphones? Der Wunsch, etwas zu revolutionieren, etwas zu ändern, sich in die
Geschichtsbücher zu schreiben: Nicht vorhanden. Die Vorbilder der heutigen
Jugend? Steve Jobs, Lady Gaga und Gronkh! Gandhi, Einstein, Galileo, Luther:
Noch nie von gehört. Ist Einstein nicht ein Rapper? Wo sind die Personen, die
große Plakate von Gandhi und seinen Sprüchen im Zimmer haben? Wo hängen noch Che
Guevaras an den Wänden? Wer kennt noch das Bild, von dem Soldat, der über den
Stacheldraht von Ost-nach Westberlin springt; ein Bild, dass quasi ein Synonym
für das Streben nach Freiheit gesehen werden kann? Stattdessen hängen nun
Poster von Eminem, Ronaldo oder Rihanna an den Wänden perfekt durchgestylter
Jugendzimmer.
Für was kämpft unsere Generation?
Für größere Ohrlöcher, Alkoholexzesse, kürzere Röcke und Dubstep? Und gegen was
wird gekämpft? Lange Röcke, soziales Engagement und Hipster? Wo sind die Zeiten geblieben, in denen
Jugendliche sich in der Schule zu politischen Vereinen zusammenschlossen? Wo
bleibt das Aufbegehren gegen die Eltern, die Obrigkeit, die Lehrer? Wo bleibt
die Rebellion gegen das vorherrschende gesellschaftliche System? Ein zwei – Zentimeter
Tunnel im Ohr ist kein Aufgebehren
gegen die Gesellschaft, es ist eher eine Selbstverstümmelung, die im Alter noch
interessant aussehen wird. Vielleicht muss man das unserer Generation einfach
mal sagen; einfach sagen, dass sie LANGWEILIG
ist. Das eine „Generation Party“ keinen Einfluss nehmen kann auf Politik oder
Wirtschaft. Das man das Gefühl hat,
inmitten einer Menge von Menschen zu stehen, die keinen Grund sehen, zu leben.
Wo ist der Schrei der Rebellion? Gefärbte Haare, Tunnel in den Ohren und
Gothic-Kleidung? Mehr habt ihr nicht zu
bieten? Antifa-Aktionen und Taggen in der Nacht. Mehr habt ihr echt nicht drauf?
Wo ist die ungebremste Kreativität, der unbändige Wille nach Freiheit? Wo
ist der Wille, etwas bewusst mitzugestalten? Destruktiv sein hat bis jetzt noch
keine Generation ausgezeichnet. Randale
am ersten Mai ist kein Ausdruck einer politischen Meinung, sondern eher ein
Zeichen für Langeweile und Sinnlosigkeit. Wo sind die Schüler- und
Studentengruppierungen, die mit Anträgen vor dem Bundestag demonstrieren oder
Briefe an Politiker schreiben? Wo ist unsere Generation, wenn eine umstrittene
politische Entscheidung ansteht? Man sieht sie maximal ein paar Tage auf der
Straße, danach ist alle schon wieder vergeben und vergessen; die nächste Party, das nächste Mädchen ist
wichtiger! Wo bleibt die Bissigkeit, die Unnachgiebigkeit, der grenzenlose,
selbstüberschätzende Mut der Jugend? Selbstüberschätzung und Narzissmus, das
findet man zu Hauf, aber niemals im politischen, nur auf Partys und in Clubs. Den
Wunsch, die Möglichkeit etwas für die Allgemeinheit zu tun, etwas positiv zu
verändern? Nie gehabt, nie angedacht, nie in Erwägung gezogen. Das Bedürfnis
ein Zeichen der Veränderung zu setzen? Ein soziales System langsam zu
unterwandern und langsam zu verändern? Noch nicht einmal im Ansatz vorhanden,
geschweige denn, von irgendjemandem angestrebt. Was sind wir für eine Generation? Eine verlorene? Eine verlogene?
Wir hören Caspar und Prinz Pi und bleiben trotzdem unpolitisch. Wir braucht mehr Zeit vor dem Spiegel als
andere auf dem Klo, aber reflektiert uns trotzdem nicht. Wir ziehen
Vintage-Kleidung an, setzten uns Nerd-Brillen auf und kämpfen trotzdem gegen „den
Hipster“. Sind wir gefangen in der eigenen Eitelkeit? In der eigenen
Hoffnungslosigkeit? Zerfressen von Selbstzweifel und Sinnlosigkeit? Oder doch
nur zerfressen vom Alkohol, von den Drogen und vom Dubstep? Wie werden wir
später einmal in sozialwissenschaftlichen Texten genannt? „Generation Party“? !
„Generation Antriebslosigkeit?“ „Generation Langweilig“? Oder möchten wir
anders genannt werden? Dann müssen wir uns aber auch so verhalten, dann müssen
wir etwas dafür tun! UNSERE Jugend
ist fast vorbei, UNSERE Zeit fast abgelaufen.
Wir sind Vorbild für die nächste Jugend, wir sollten die letzten uns
verbleibenden Jahren nutzen. Oder im Rausch durchfeiern, denn das können wir
ja!
Wir liegen lachend in den Trümmern und fühlen uns frei -
Zu frei, um etwas gegen die Trümmer machen zu müssen?