Mittwoch, 28. September 2011

Tödlicher Infekt


Ein Virus , stärker
Als jedes Gift, jedes Heilmittel
Dringt in meine Gedanken, mein Handeln
Meine Gefühle ein und herrscht:
Über meinen Geist
Er hat jede Zelle meines Körpers
Infiziert und frisst
Versteckt und rebelliert
Ist unfassbar und trotzdem verletzlich
Schlummert und wartet, todbringende Latenz
Erwacht bei
Symbolen, Worten, Blicken, Gesten, Silhouetten
Brennt, beengt, schwächt,
schickt Adrenalin durch die Adern, brennend heiß
frisst sich durch den Magen, schwer und kalt
Und dennoch: Lebensfreude, Energie !
Die Logik:  Todgeweiht,
Sterbenskrank und dennoch:
Kein Wunsch nach Heilung, kein Hoffen auf Besserung
Genießen, kämpfen, leiden, hoffen, warten, enttäuschen,
Alles für den Überträger des Virus
Und hoffen, wünschen,
Das auch er infiziert ist!

Montag, 26. September 2011

(K)eine Kultur der Vernunft!


Ich sage das gerade im Hinblick auf Europa, in dem weite Kreise versuchen, nur den Positivismus als gemeinsame Kultur und als gemeinsame Grundlage für die Rechtsbildung anzuerkennen, alle übrigen Einsichten und Werte unserer Kultur in den Status einer Subkultur verwiesen und damit Europa gegenüber den anderen Kulturen der Welt in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt und zugleich extremistische und radikale Strömungen herausgefordert werden.

Wo die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft gilt - und das ist in unserem öffentlichen Bewusstsein weithin der Fall -, da sind die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft gesetzt.

Diese zwei Texte sind direkte Zitate aus der Rede des Papstes vor dem Bundestag. Diese Rede hat für viel Aufregung gesorgt und viele Menschen haben sich bereits darüber ausgelassen. Allerdings wurde meistens schon die Tatsache kritisiert, dass der Papst im Bundestag diese Rede überhaupt halten konnte, und weniger auf den Inhalt eingegangen. Dabei war dieser nicht ohne rhetorischen Reiz und auch gut formuliert. Trotzdem gibt es einiges zu bemängeln.
Der erste Kritikpunkt ist die angebliche Kulturlosigkeit Europas aufgrund seiner positivistischen Weltanschauung. Der wissenschaftliche Positivismus lehnt alles ab, was keinen beweisbaren Effekt hat und ist damit zwangsläufig gegen ein „Gotteskonzept“, egal welcher Art. „Ockhams Rasiermesser“  funktioniert zum Beispiel nach diesem Prinzip. 
Dieser Ansatz hat die Wissenschaft zum ersten Mal in ihrer Geschichte zu etwas rationalem, für jeden nachvollziehbaren und wiederholbaren gemacht. Der Ausschluss von höheren Mächten hat dazu geführt, dass man sich damit auseinandergesetzt hat, was denn jetzt einen Menschen krank macht und wie man diese Krankheit behandeln kann. Wir verdanken dem Positivismus unseren hohen Lebensstandard, die Demokratie, ein weitestgehend gerechtes Rechtsystem und viele weitere wichtige Errungenschaften! Nachweislich sind die Länder mit dem höchsten Anteil an Atheisten, also dem geringsten Einfluss der Kirche, die Länder, die am höchsten Entwickelt sind und die in vielen Bereichen führende Forscher stellen!   
Der Positivismus stellt die Kirchenkultur lediglich in die Ecke, in die sie gehört. Nämlich in die Ecke der historischen Epochen, die wir hinter uns gelassen haben. Sie wird nicht verdrängt, lediglich langsam in Vergessenheit geraten. Zugleich erlaubt die positivistische Ansicht eine Unmenge an verschiedenen Denkformen und bildet eine Kultur der Nachdenklichkeit, der Rationalität! Extremistische oder radikale Strömungen werden von dieser Kultur geächtet und nach Möglichkeiten Aufgelöst. Religion hingegen ist etwas, das sich immer wieder radikalisieren kann und dies auch ständig tut. Und eine radikale Religion ist gleichbedeutend mit wirtschaftlichem Niedergang, Abgrenzung gegenüber Anderen, Abwertung der Frau, Verlust vieler Freiheiten und vielem mehr!
 Die Herrschaft der positivistischen Vernunft  setzt angeblich die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft. Natürlich gibt es  Gesetze außerhalb der Vernunft! Ich denke da an Gesetzte wie “Ich bin dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ oder an die Steinigung von trinkenden, ungehorsamen Kindern oder die Steinigung von Frauen, die Ehebruch begangen haben. Dies sind alles Gesetze, die von „Gott“, also der klassischen Instanz für Recht und Ethos kamen. Und es gibt einen guten Grund dafür, warum wir sie nicht mehr befolgen: Sie sind Unvernünftig! Die Vernunft ermöglicht es uns, sinnvolle, maßvolle und menschenachtende Bestrafungsmaßnahmen zu erdenken und durchzuführen. Sie ermöglicht es, die Würde des Menschen zu achten und zu wahren. Sie ermöglicht es, moralisch zu Handeln! Die Vernunft ist unsere Lebensversicherung. In Zeiten, in denen die Kirche die wichtigste Institution war, also bis weit über das Ende des Mittelalters hinaus, waren Folter, Todesstrafen, Fehlurteile und Willkür alltäglich. Wenn so etwas heutzutage passiert, ist diese eine Ausnahme und wird bestraft!

                    Lang lebe die Rationalität!

Donnerstag, 22. September 2011

Für Troy Davis-eine Geste der Hilflosigkeit

Troy Davis, 42 Jahre alt, wurde gestern Abend im Bundesstaat Georgia in den USA hingerichtet. Trotz fehlender Beweise und zurückgezogener Aussagen, trotz des Druckes von NGOs und der lokalen Bevölkerung, trotz der Gnadengesuche von seinem Anwalt und trotz eines Protestes direkt vor dem Gefängniss wurde er ermordet. Er ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein, dem dieses Schicksal wiederfährt, egal wie viele Menschen sich in Europa für sein Schicksal interessieren. Der Gesinnungswandel muss in den Köpfen der Menschen in den USA erfolgen, und er sollte es bald tun! Jeder Tod eines Menschen, der vermeidbar gewesen wäre ist zu ächten und so ächte ich diese Hinrichtung. Es ist natürlich vergebens und lächerlich, aber es soll eine Geste sein, eine Gester der Hoffnungslosigkeit und des Unverständniss! Ich habe erlebt, was mit ihm geschehen sollte, ich habe gewusst, das er heute nicht mehr leben wird, ich habe seinen Tod kommen sehen, wie so viele andere Menschen auch... und ich habe ihn nicht verhindern könnne. Wie auch? Die eigene Unbedeutsamkeit wurde mir wieder effektiv vor Augen geführt, aber auch die eigenen Möglichkeiten. Ich bin unbedeutend, aber wir sind viele!

Wann begreifen die Menschen endlich, was wirklich wichtig ist? Wann verstehen sie , das man kein Leben einfach so tilgen darf? Wann stehen sie alle zusammen und sorgen dafür, dass dieses einfach vermeidbare Morden ein Ende hat?

Ich bin machtlos und wütend, aber ich glaube, ich bin nicht allein...

Hilflos, machtlos, wütend, trauernd, jedoch nicht hoffnungslos,
                                                                                                      Pearl

Montag, 19. September 2011

Religiös oder PEARList- Was für eine Frage!


Der Papst besucht Deutschland und ist sofort wieder in den Schlagzeilen. Während sich die Zeitungen nicht wirklich einigen können, was sie von ihm erwarten sollen und können und was sein Besuch für eine Wirkung haben wird, können sie sich alle auf einen anderen Sachverhalt einigen: Der Papst möchte wieder Gläubige gewinnen und unschlüssige zur Umkehr auffordern! Mit anderen Worten: Er möchte missionieren und bekehren!  Ich habe überhaupt kein Problem mit Religion, solange sie Privatsache ist und nicht bekehren möchte. Religion ist eigentlich Privatsache und privat kann jeder tun und lassen was er will, natürlich nur solange damit keine andere Person schädigt. Ich finde, das die Institution „Kirche“ viel zu ernst genommen wird, nicht nur in Deutschland, sondern Weltweit. Den Versuch des Papstes, neue Menschen für seinen Glauben zu gewinnen, finde ich deshalb nicht wirklich gut. Dennoch habe ich nichts gegen Josef Ratzinger! Ich weiß nicht, wie er privat wäre und ob ich mich mit ihm verstehen würde, aber ich hege keinerlei Groll gegen ihn. Ich habe nur keinen großen Respekt vor seiner Rolle als Papst.
Wenn ich mich über das System „Kirche“ beschwert oder mich darüber lustig mache, bekomme ich in meinem Bekanntenkreis, trotz dass viele von ihnen regelmäßige Kirchgänger sind, häufig Rückendeckung oder lerne neue, lustige Sprüche oder Anekdoten kennen. Kaum sagt man aber, das man selber an keinen Gott glaubt, sieht das alles schon anders aus. Eine Frage, von der ich dachte, das ich sie nie zu hören bekomme, weil sie in meinen Augen eigentlich fast schon „blöd“ war, hat mich dabei besonders beeindruckt. Sie lautet : „Glauben Atheisten nicht auch an etwas?“ Ich habe aufgrund von dieser Frage mich einmal wirklich mit meinem „Glauben“ oder meiner Denkweise auseinandergesetzt : Es scheint auf dieser Welt keinen Menschen zu geben, der an nichts glaubt!
  Man glaubt daran, dass es morgen Regnet oder das der „eigene“ Fußballverein die nächste Meisterschaft gewinnt. Man glaubt an den heiligen Geist, den Weihnachtsmann  oder an die (Nächsten)liebe. Das gilt auch für Atheisten! Allerdings vertreten eine große Gruppe von ihnen einen wichtigen Grundsatz: Sie glauben alles, aber auch wirklich alles, was sich beweisen lässt. PEARL ist das richtige Stichwort dafür! Wenn es für etwas keinerlei Beweise gibt, gibt es auch keinerlei Grund dafür, daran zu glauben. PEARLismus ist also eigentlich eine Nullhypothese. Man hat keine eigenen Doktrinen, sondern glaubt der Doktrin, für die es die besten Gründe gibt. Gewalt, Waffen, häufig auch Geld und Macht sind natürlich alle Existent, aber jede Statistik zeigt, dass diese Attribute in den meisten Gesellschaften deutlich mehr Leid als Freud verursachen! Nächstenliebe, Sorgsamkeit, Geduld, Wissen oder Barmherzigkeit hingegen sind genauso existent und verursachen in den allermeisten Fällen deutlich mehr Freud als Leid. Atheisten oder Pearlisten sind keine schlechten Menschen, es sind Menschen, die wissen (sollten) warum sie für etwas stehen! Und die Logik lässt es nicht zu, das man zu etwas steht, das mehr Leid als Freud verursacht. Atheismus lässt uns die Welt in ihrer vollständigen Schönheit verstehen und ermöglicht wissenschaftlichen Fortschritt! Ich möchte keinen Menschen zum Pearlist oder Atheist bekehren, sie sollen selber die Fakten betrachten und ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen. Aber solange sie die Regeln der Logik beachten, werden sie sich von der Religion lossagen müssen!

                                Atheism
                     Because reality is amazing!

Donnerstag, 15. September 2011

Eine Ode an die Weltsprache "Musik"

Ich glaube, dass es auf dieser Welt zwei Kommunikationssysteme gibt, die nahezu alle Menschen verstehen können. Das eine System baut auf der Logik auf, das andere auf den Emotionen. Die Logik findet ihre Reinform in der Mathematik, fast alle ihrer Regeln sind Weltweit gleich. Bestimmte Formeln aus diesem Bereich wurden sogar mit den Voyager Sonden in den Weltraum geschickt, weil sogar völlig fremde Kulturen sie verstehen sollten. Auf den goldenen Schallplatte auf den Voyager -Sonden befand sich aber noch eine weitere Form der Kommunikation. Diese war allerdings etwas spezieller. Obwohl der Speicherplatz auf den Schallplatten sehr begrenzt war, wurden Titel von Bach, Mozart, Beethoven und einigen anderen Musikern aufgespielt. Außerdem befand sich auf der Platte noch eine Botschaft von dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter der unter anderem sagte, dass sich auf der Platte eine „Probe[…] unserer Gefühle“ befindet. Wie meinte er das? Die einzige, mir bekannte Form um Emotionen gut zu speichern, ist Musik! Musik ist, genau wie die Mathematik, eine Weltsprache, die fast jedermann versteht. Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass Musik konservierte Emotion ist. Natürlich können auch Bilder, Fotos oder Gedichte Emotionen konservieren, aber diese Medien sind meistens deutlich deutungsoffener als Musik. Gute Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen wirklich berührt. Diese Musik erlaubt es einem, Emotionen ohne Angst zu empfinden und auszuleben. Sie gibt einen Rahmen, in denen ich meine Emotionen völlig frei ausleben kann, ohne die Folgen fürchten zu müssen! Musik kann einen für einen Moment lang glücklich machen, auch wenn man traurig ist; sie kann einen für einen Moment fast zum Weinen bringen, obwohl man völlig glücklich ist. Zwar kann einen Musik manipulieren,  aber sie kann dies kaum in einer negativen Art und Weise. Wenn man einem Menschen mitteilen möchte, dass man ihn sehr gerne hat und keinerlei Möglichkeiten hat, es ihm persönlich zu sagen, kann man dies nahezu immer über Musik machen. Die Person muss nicht den Text verstehen, es reicht, wenn sie die Melodie, den Rhythmus und die Betonung hören kann. Musikalisch klingt „Ich liebe ich!“ nahezu überall gleich! Musik erlaubt es einem für einen kurzen Moment das Leben hinter sich zu lassen und in das Paradies einzutauchen. Sie ersetzt jeden Drogenrausch, weil sie selber für die Ausschüttung von Endorphinen, Adrenalin und anderen Botenstoffen sorgt! Musik bedeutet leben, und zwar überall auf dieser Welt! Ein kurzer Überblick über die Musik, die eine Person am privat häufig hört, verrät meistens mehr über die Person als ein langes Gespräch, weil die Musikauswahl meistens Grundehrlich ist. Selber zu musizieren bedeutet, noch eine Schritt weiter zu gehen, als bloß aufzunehmen. Wenn man selber musiziert bekommt man nicht nur den Eindruck einer bestimmten Emotion, sondern man wird diese Emotion. Bei wirklich guter Musik benötigt man eigentlich keine Tempi oder Lautstärkeangaben mehr, man fühlt sie einfach.
In diesen Momenten kann ich sämtliche Emotionen, die mich bedrücken, die ich nicht ausleben sollte, ausleben. Ich kann die ständige Kontrolle meines Denkens gefahrenlos fallen lassen und mich ganz dem Rausch der Musik hingeben, ohne Gefahr zu laufen, dies hinterher zu bereuen!  Ich habe dann keine Angst mehr vor meinen Emotionen, dir mir eigentlich nicht ins Konzept passen, keine Angst mehr davor, Menschen zu verletzen, die ich unter keinen Umständen verletzen möchte, keine Angst mehr Menschen zu verlieren, bei denen ich es nicht verkraften kann, sie zu verlieren. Musik befreit… für den Moment. 
Wie bei jeder Droge lässt auch die Wirkung der Musik nach und die Gedanken fangen wieder an zu kreisen und ich bin mit mir selber wieder im Zwist. Aber im Gegensatz zu anderen Drogen, hinterlässt die Musik keinen schalen Nachgeschmack. Sie hinterlässt ein Hintergrundgefühl, das einem den ganzen Tag lang Kraft schenken kann!

                     This will be the day that I die
                           the day the music died

Montag, 12. September 2011

Verpasste Momente

Eine verpasste Straße. Eine verpasste Ausfahrt. Eine verpasste Zeit.  Ein verpasster Bus. Ein verpasster Flug. Eine verpasste Idee. Ein verpasster Blick. Eine verpasste Berührung. Eine verpasste Person. Ein verpasstes Wort.

Ein verpasster Moment ärgert einen hinterher meistens. Aber es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen diesen verschiedenen verpassten Gelegenheiten. Einige Momente kann man sehr einfach wieder nachholen. Man nimmt einfach den nächsten Bus, wartet auf die nächste Ausfahrt, die nächste Straße. 
Einige Momente hingegen sind für immer verloren. Ein verpasster Blick und die Situation ist vorbei, eine verpasste Idee und jemand anders äußert sie.

Ein verpasstes Wort.

Es gibt Menschen, die unter dem Schicksal leiden, nie die richtigen Worte zu finden. Es gibt aber auch Menschen, die nicht den richtigen Moment erwischen. Ein Augenblick gezögert, weil man gedacht hat, und der Moment ist vorbei. Vielleicht weil die Stimmung sich verändert hat, meistens aber, weil die Person verschwunden ist. 
Das Schicksal scheint emotionale Handlungen in gewissen Augenblicken zu begünstigen. Hört man in diesen Momenten auf sich, muss man sich hinterher nicht ärgern, das man den Augenblick verpasst hat.

Eine verpasster Satz spart Zeit, aber die Konsequenzen fressen einen.

Ein einziger verpasster Satz reicht aus, um den gesamten Wortschatz einer Sprache unzureichend werden zu lassen, reicht aus, um einen sprachlos werden zu lassen!

           One moment in time... and I'll miss it, 
                          again and again.

Sonntag, 11. September 2011

Zehn Jahre sterben

Trauer.Verzweiflung.Angst.Sorge.Kummer.Furcht.Bestürzung
Wut.Hass.Agression.Zorn.Erbitterung.Empörung.

Zwei Linien an Emotionen wurden heute vor zehn Jahren freigesetzt, in einer Intensität, wie sie wahrscheinlich seit gut 66 Jahren nicht mehr verspürt wurden. Zwei Linien an Emotionen, die ein enormes Potential bieten, die enorme Kräfte freisetzen können. Es wurden Kräfte freigesetzt, doch diese Kräfte waren unkoordiniert und zerstörerisch. Heute, zehn Jahre nach den Terroranschlägen auf das WTC in New York,  kann man den Terroranschläge nicht „lediglich“ 3000 Menschenleben zurechnen,  sondern muss  weitaus mehr  Opfern gedenken. Mehr, als sich ein Mensch jemals in seinen schlimmsten Fantasien hätte träumen können. Allein im Irakkrieg, der eine direkte Folge der Anschläge war starben bis jetzt wahrscheinlich über 100.000 Menschen. Der größte Teil davon waren Zivilisten, die meistens einfach nur das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Die Statistiken über diesen Krieg erfassen aber meistens nicht die Anzahl der Traumatisierte, der Verkrüppelten oder anderweitig geschädigten. Sie erfassen meistens nicht die Anzahl der Selbstmorde unter den Soldaten wie unter der Zivilbevölkerung. Und sie erfassen nie den Schmerz der Angehörigen, die die Nachricht, ihr Mann, ihr Sohn, ihre Tochter, ihr Enkel gerade im Krieg getötet wurde, erfahren müssen. Sie erfassen nicht die bleibenden Lücken, die diese Nachrichten in die Köpfe dieser Menschen reißen. Wann werden die Menschen begreifen, dass man Kriege nicht gegen Schatten führen kann? Wann werden die Menschen begreifen,  dass Gewalt grundsätzlich Gewalt hervorruft?

Zehn Jahre sind vergangen, über 100.000 Menschen gestorben und das Morden geht weiter. Was haben wir aus der Geschichte gelernt? Nichts neues! Religion kann tödlich werden, Hass kann zu kriegen führen und Trauer die Menschen zerstören. Wann wird sich das ändern, wann wird die Menschheit endlich mündig?

In wütender Trauer für ALLE Opfer dieses Tages und all der darauf folgenden  menschlichen Versagen,
                                             Pearl


                             And who can say where the road goes,
                            Where the day flows?
                                  Only time...



Donnerstag, 8. September 2011

Warum? Fluchten aus der Welt




Warum genieße ich den Anblick eines kleinen Spatzen, der probiert mit einer Pommes im Schnabel zur starten, die fast genau so groß ist wie er? Warum kann ich manchmal alles stehen und liegen lassen um eine Weile mit meinem Kater zu schmusen? Warum kann ich eine kleine Ewigkeit Ameisen dabei beobachten, wie sie in einer kleinen Gruppe einen Gegenstand, der zig mal größer ist als sie, aus dem Weg räumen? Warum kann ich abends in den Himmel gucken und mich vom Mond faszinieren lassen? Warum bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich einen schönen Sonnenauf-, oder Untergang sehe? Warum macht es mir Spaß eine Hummel bei ihrem verzweifelten Versuch zuzuschauen, eine Blüte zu erreichen, die eigentlich ganz einfach zu erreichen ist. Warum genieße ich jeden Augenblick wenn unsere beiden Katzen sich freundschaftlich über den Garten jagen? Warum habe ich manchmal das dringende Bedürfnis mich mit einer Hand voll Himbeeren auf die Wiese zu legen und den Wolken beim vorbeiziehen zu beobachten?

Ich glaube, dass die Antwort auf diese vielen „Warums“ ganz einfach ist. Jedes dieser „Warums“ bedeutet wenigstens für einen Moment die Flucht aus dem „harten“ Leben und den Einstieg in eine Welt voller kleiner „Wunder“. Natürlich versteht man häufig recht schnell, dass genau das, was mich in diesem Moment so verzaubert, für die Tiere ein weiterer Kampf ums Überleben ist. Aber wenn man das für einen Moment ausblendet, und solche Augenblicke sorgen dafür, dass man das kurzzeitig ausblendet, dann kann man jeden einzelnen Augenblick dabei genießen. Sobald dieser Augenblick dann wieder vorbei ist, findet man sich wieder in einer Welt, die in den paar Sekunden, in denen man nicht anwesend war, nicht den Anstand gehabt hat, sich einmal grundlegend zu ändern. Man findet sich wieder in eine Welt, in der weiterhin unrecht herrscht und in der weiterhin die eigentlich neue  Rasse „homo sapiens sapiens“ dabei ist, den Lebensraum für alle diese kleinen Wunder zu zerstören. Man findet sich wieder in einer Welt, in der die vielen guten Versuche, diese Welt zu verändern, von den weitaus zahlreicheren Einzelinteressen anderer Menschen zunichte gemacht werden. Man findet sich wieder in einer Welt, die man sich fast vollständig zum Feind machen würde, wenn man auch nur probiere würde, einen kleinen Teil seiner Ideen umzusetzen. Man findet sich wieder in einer Welt, die einen am Herzen liegt, aber diese Welt ignoriert einen einfach. Es ist nicht besonders schwer, diese Ignoranz für eine kurze Zeit zu ertragen, aber wenn einem diese Ignoranz den gesamten Tag und das gesamte Leben entgegenschlägt, dann wird man mit der Zeit entweder Hoffnungslos oder cholerisch. Wenn man sich aber ab und zu eine Flucht aus diesem Leben gönnt, dann ist man auch weiterhin immer noch motiviert und gewollt etwas zum guten zu verändern. Erst wenn die letzte Hoffnung des letzten Mensch gestorben ist, dann ist diese Welt verloren! Und es sollte das Ziel der Menschen sein, unser Ziel sein, diesen Fall niemals eintreten zu lassen!
  
Enjoy the world and its most beautiful moments!