Sonntag, 24. Februar 2013

Nachrichtenflut



Der Papstrücktritt, die Diskussion um die steigenden Kosten von Stuttgart 21, der Rücktritt von Frau Schavan und ihr Vorgehen gegen die Feststellung der Universität, dass ihre Arbeit fehlerhaft ist …. Diese und viele andere größere Ereignisse haben in den letzten vier Wochen die Presse beschäftigt. Neben diesen Ereignissen, die nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine politische und moralische Dimension haben, passierten noch viele kleine Dinge, die eher für den lokalen Raum interessant waren. Normalerweise ist die Verarbeitung und Aufarbeitung dieser Flut an Informationen ein ganz natürlicher Bestandteil des Alltags. Das man dafür ein wenig Zeit benötigt, wird einem meist erst dann bewusst, wenn man diese Zeit nicht mehr hat.

Wenn man aufgrund bestimmter schulischer oder beruflicher Phasen dazu gezwungen, einen Großteil des Tages für bestimmte Aufgaben zu nutzen, so wird man früher oder später  Nachrichten nur noch rudimentär verfolgen. Je nach Freundes- und Bekanntenkreis dauert es ein wenig, bis man bemerkt, dass man den anderen in aktuellen politischen Tagesgeschehen deutlich hinterherhinkt. Bei Gesprächen mit Personen, die nicht in der selben, zeitaufwändigen Phase sind, wie man selber, wird es einem meist sogar noch deutlich bewusst, wie viel man in dieser Zeit „verpasst“. Aber ist „verpassen“ hierbei überhaupt das richtige Wort? Dank eines nahezu weltumspannenden Mobilfunknetz und des fast ebenso weit verbreiteten Internets werden Nachrichten in der heutigen Welt nahezu ohne Zeitverzögerung weitergeleitet und veröffentlicht. Während man noch vor zwanzig oder dreißig Jahren erst eine überregionale Zeitung kaufen musste, um zu erfahren, was am Vortag geschah, kann man heutzutage problemlos in Echtzeit Ereignisse weltweit verfolgen. Wahlen in Italien? Ein Raketenbeschuss in Syrien? Krieg in Mali? Piratenangriffe vor Somalia? Über all diese Ereignisse wird Zeitnah auf einer Vielzahl von Internetseiten berichtet. Da sich bei vielen Ereignissen die Berichte auf verschiedene Quellen stützen, ist es notwendig, sich durch einen guten Querschnitt der Berichte zu arbeiten, um ein gutes Bild der Situation zu erhalten. Dieses Einlesen in die Materie ist aber auch notwendig, um in dieser Informationsflut nicht vollkommen den Überblick zu verlieren. Denn die unglaubliche t Diversität des heutige Angebot an Nachrichten ist nicht nur positiv zu bewerten.

Bei vielen Personen, Jugendlichen wie auch Erwachsenen, herrscht der gefährliche Irrglaube, dass man heute deutlich besser informiert ist als vor zehn Jahren. In einem Land , in dem anscheinend fast jeder ein Smartphone besitzt und damit jederzeit neue Nachrichten lesen kann, mag dies offensichtlich erscheinen. Doch wird leider sehr häufig vergessen, dass zwar die Quantität der Nachrichten zugenommen hat, nicht jedoch unbedingt die Qualität. Da auch die großen überregionalen Zeitungen im Moment mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben, liefern auch sie sich auf ihren Webpräsenzen ein Rennen um die besten Storys. Häufig wird nicht lange recherchiert, sondern einfach gleich berichtet, damit man der erste ist, der die Story auf der Homepage hat. Dies steigert natürlich die Anzahl der Klicks und damit auch die Bekanntheit der Zeitung, ihre Werbeeinnahmen etc. Gerade bei komplizierten Sachverhalten, die eine differenzierte Betrachtung erfordern, macht sich häufig mangelnde Sorgfalt bemerkbar. Zwar gab es auch schon vor dem Zeitalters des Internets einen harten Wettbewerb um die beste Titelstory, aber dieser Wettbewerb hatte lange nicht die Intensität, die er heute hat. Dieser Wettbewerb sorgt zwar dafür, dass man immer auf dem neusten Stand ist, fordert aber gleichzeitig auch mehr Sorgfalt vom Leser, da dieser mehrere Quellen lesen muss, um sich eine halbwegs neutrale Meinung bilden zu können.

Wir leben in einer schnelllebigen Welt, dies zeigt sich auch in der Anzahl Nachrichten. Doch wie sehr wir abhängig von ihnen geworden sind, zeigt sich immer erst dann, wenn einem einmal die Zeit fehlt, sie zu lesen. In einer Informationsgesellschaft wie der unseren ist dies noch kein großes Manko, aber im persönlichen Umfeld wird man schnell feststellen, dass man immer öfter nicht mitreden kann. Aber da sich arbeitsintensive Phasen nun weder im Beruf noch in der Schule noch in der Universität vermeiden lassen, muss man entweder damit leben lernen oder den persönlichen Tag einfach um eine oder zwei Stunden verlängern. Doch spätestens mit Ende der entsprechenden Phase kann man wieder voll in den Wahnsinn dieser Welt eintauchen und sich darüber wundern, dass man dieses Chaos immer wieder haben muss.

Mehr Nachrichten!
Weniger Information?