Montag, 12. März 2012

KONY 2012


Seit dem 5. März geistern Videos mit dem Titel „Kony 2012“ durch diverse Plattformen wie Youtube, Vimeo oder Facebook. Ich bin mehrmals über diese Videos gestolpert und wurde auch darauf aufmerksam gemacht und habe deshalb beschlossen, mir einmal die knapp 30 Minuten dieses Videos anzutun. Ich hatte eine Menge erwartet, aber das, was dieses Video geboten hat, hat mich dann doch überrascht. Die Mengen an echten Fakten, die während der gesamten 30 Minuten angeboten wurde, lässt sich an einer Hand abzählen. Anstatt über Zahlen, Statistiken, Augenzeugenberichte oder militärische Aufklärungsberichte dem Zuschauer einen konkreten Überblick über die Sachlage  zu geben, wurde ich durchgehend mit Bildern, die einen durchaus zu Tränen rühren konnten, abgespeist.
 Der Anfang der Geschichte war wirklich nett gemacht und auch der erste Kontakt mit dem Protagonisten Jacob Acaye wurde sehr gut in Szene gesetzt. Wenn man nach ca. sieben Minuten Film mit einem elf oder zwölf Jahre alten Jungen, der lieber sterben würde als sein Leben weiterzuführen konfrontiert wird, ist man wahrscheinlich erst einmal tief getroffen. Spätestens von diesem Zeitpunkt an wird man die Geschichte aus einer sehr emotionalen Perspektive betrachten. Das Leid der Kinder wird später im Film noch mehrmals thematisiert, immer in Abwechslung mit den Erfolgreichen Aktionen der Gruppe, die gegen Kony kämpft. Nachdem ich den Film vollständig geguckt hatte, wusste ich jedoch nicht recht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Weinen, nicht weil die Geschichte so traurig war, sondern weil die Aktion so traurig ist. Ihre Ziele sind mir mehr als unverständlich und scheinen teilweise sehr schlecht durchdacht. Aber dazu später noch mehr.
Lachen, weil sich dieser Film der wahrscheinlich beste Werbefilm ist, der seit Menschheitsgedenken gedreht wurde. Ich würde darauf wetten, dass dieser Film jeden Wettbewerb gewinnen würde, wenn die Fähigkeit, Menschen zu Aktionen anzuregen, bewertet würde. So viele Klischees, Motive und rhetorische Mittel der unbewussten Manipulation sind mir noch nie in so kurzer Zeit untergekommen. Sogar Göbbels hätte nur einen schlechteren Film zustande gebracht. Technisch bin ich zumindest vollständig von dem Film überzeugt und würde dem Regisseur jederzeit die Produktion von Werbefilmen zutrauen. Aber die hervorragende technische Seite des Film und meine Hochachtung vor dem Regisseur können die qualitativen Mängel des Films nicht überdecken.
 Das fast vollständige Fehlen von Fakten ist etwas, dass in einem Film, der zu Aktionen für oder gegen etwas anregen soll, eigentlich schon unverzeihbar ist, da man nur anhand der Fakten wenigstens teilweise Abschätzen kann, ob man die Aktion unterstützen sollte oder nicht. Natürlich machen emotionale Bilder immer deutlich mehr her und viele Organisationen rufen zu Spenden für Afrika einfach mit einem Bild von einem hungernden afrikanischen Kind auf. Es müssen aber immer wenigstens einige Hintergrundinformationen gegeben werden, die etwas über die reale Lage in der Region aussagen! Wenn dies nicht passiert, ist es unter Umständen nicht besonders klug dort sein Geld zu spenden. Der Film berichtet zwar von den Gräueltaten, die Konys LRA begangen hat und von der, in westlichen Medien kaum beachtete Kinderflucht, die jeden Abend in Richtung Städte stattfand. Aber der Film verschweigt, dass der Bürgerkrieg in Uganda seit ungefähr zehn Jahren beendet ist und sich die LRA aus Uganda zurückgezogen hat. Der Film verschweigt auch, dass auch die ugandische Armee und andere lokale Milizen, die mit dieser Armee zusammenarbeiten, über Kindersoldaten verfügt hat und auch sehr grausam vorgegangen ist. Diese Fakten würden nicht in das einfache schwarz-weiß, gut-böse Bild passen, dass der Film so schön und effektiv vermitteln möchte. Abgesehen von diesen nicht genannten Fakten, stört mich an dem Film noch etwas anderes ganz gewaltig. Etwas, das davon zeugt, dass sich der Regisseur Jason Russel nicht mit der Realität in Uganda auseinandergesetzt hat. Etwas, das letztendlich dazu führt, dass seine Aktion sicherlich gut gemeint war, aber nicht sinnvoll ist. Das Ziel der Aktion „Kony 2012“ ist, dass der Führer der LRA Joseph Kony in diesem Jahr gefangen wird. Um dies zu erreichen wird dazu aufgerufen dafür zu kämpfen, dass die amerikanischen Soldaten nicht abgezogen werden und gleichzeitig die Armee von Ruanda gegen Kony in den Krieg zieht. An diesem Punkt finde ich die gesamte Argumentation völlig realitätsfern. Das größte Problem, dass Uganda, Somalia und viele andere afrikanischen Länder haben ist Krieg! Und ausgerechnet ein Land, das gerade mal halbwegs stabil ist, soll wieder in den Krieg ziehen? Selbst wenn nur ein paar hundert man Kony suchen würde, würde dies bedeuteten, dass wieder eine Armee durch das Land marschiert, die unter Umständen nicht wirklich freundlich fragt, ob sie eine Unterkunft für die Nacht bekommen können. Außerdem stellt sich mir die große Frage, was den in Uganda auf einmal verbessert würde, wenn es Kony nicht mehr gibt? Vor dem Hintergedanken, dass Kony nicht mehr in Uganda aktiv ist, fällt mir da recht wenig ein. Gleichzeigt ist aber allgemein bekannt, das Uganda weitreichende Probleme hat, die man bekämpfen könnte. Da wäre beispielsweise ein Präsident, der seit 26 Jahren im Amt ist und öffentlich gegen Schwule hetzt. Da wären die enormen Staatsschulden, die jedes Jahr größer werden und dem Land jegliche Chance auf einen Anschluss an die Industrieländer verwehren. Außerdem gibt es da noch die völlig marode und kaum vorhandene Infrastruktur, das Fehlen jeglicher Kranken-und Rentenversicherung und das Problem der unheilbaren Krankheiten, wie die „Nodding Disease“. Uganda hat also eine ganze Menge an Problemen und auf genau diese Probleme sollte man sich fokussieren, wenn gerade mal Frieden herrscht.
Das Frühwarnsystem, das die Aktion „Invisible children“ aufgebaut hat, ist eine sinnvolle Aktion gewesen, da es den Menschen frühzeitigt ermöglicht, sich in relative Sicherheit zu bringen. Stationiert man Soldaten in der Nähe dieses Frühwarnsystems, könnte jeder Angriff der LRA sofort gekontert werden, ohne dass man Zivilisten und Soldaten durch eine lange Suche nach Kony unnötig gefährden würde. Auch der Bau der Schulen ist eine lobenswerte Aktion gewesen. Aber wenn von den Spendeneinnahmen nur ungefähr ein Drittel in afrikanische Projekte geht, dann Arbeitet die Organisation einfach viel zu ineffizient. Solche Projekte sollten dann lieber Organisationen überlassen werden, die ein deutlich größeren Teil der Spenden in Projekte umsetzten. Kurz gesagt, ist der Film zwar ein wahrscheinlich idealer Propagandafilm, aber das Projekt, das mit dem Film beworben wird, hängt dem Film qualitativ weit hinterher. Afrika benötig alles andere als Krieg und das hat die Aktion „Invisible children“ anscheinend irgendwie übersehen. Und wenn sogar eine große Anzahl von ugandischen Bloggern und Journalisten sich gegen dieses Projekt aussprechen, weil sie meinen, dass ihr Land mittlerweile deutlich ernsthaftere Probleme hat, dann sollte man sich überlegen, ob sie nicht vielleicht recht haben. Es gibt sicherlich kein Patentrezept für Afrika, aber Krieg ist immer die falsche Wahl. Vor allem, wenn der Gegner schon seit längerer Zeit überhaupt nicht mehr in Uganda operiert! Schützt die Kinder, Frauen, Männer und Familien, aber tut dies nur in der Verteidigung und durch die Verbesserung der Lebensumstände! Die Ziele von „Kony 2012“ sind dafür viel zu aggressiv.

Lieber ungemütliche, wahre Fakten als emotionale, halbwahre Propaganda!

Freitag, 9. März 2012

Syrien - findet die Welt die goldene Mitte?


Ein Thema, dass nicht aus den Medien verschwinden will, egal wie sehr ich es auch hoffe, ist die Situation in Syrien. Schon seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht in irgendeiner Onlineausgabe einer Zeitung etwas neues über die Kämpfe dort hört. Und schon seit Wochen werden diese Artikel immer wieder gleich kommentiert. Bei den meisten Artikeln lassen sich die Kommentare grob in zwei Gruppen einteilen. Die eine Gruppe besteht aus Menschen, die unbedingt wollen, dass der Westen, also die Nato/Amerika, dort entweder direkt interveniert oder wenigstens die Rebellen mit Waffen ausstattet. Im Notfall sind diese Menschen meist auch bereit, eine Intervention der arabischen Liga hinzunehmen, auch wenn sie meist Angst vor einem muslimischen Syrien haben. Die andere Gruppe an Kommentaren nimmt eine ziemlich konträre Position ein. Diese Kommentare sind der Meinung, dass man die Rebellen in Syrien Rebellen sein lassen müsse und nicht mehr machen kann, als zusehen, ob sie erfolgreich sind oder nicht. Teilweise tauchen bei diesen Kommentare auch interessante Vergleiche auf. Dort werden die Rebellen dann auf einmal als bewaffnetes Äquivalent der Stuttgart 21 Gegner dargestellt und der syrische Staat als legitim reagierende Staatsmacht. Im großen und ganzen sind diese Kommentare jedoch relativ ernst zu nehmen und die Grundforderung ist ganz klar ein Verzicht auf eine Einmischung des Westens in diesen Konflikt.
Diese Kommentare spiegeln in meinen Augen auch ziemlich gut das Wesen des Menschen wieder: Er kann nur in Extremen denken! Entweder Angriff oder Ignoranz! Man sollte einmal die Folgen von beiden Positionen beleuchten, bevor man sich über ihre Sinnhaftigkeit streitet. Fangen wir mit der einfachen Variante, dem Nichtstun, an.

Was passiert, wenn man den Konflikt einfach so weiterlaufen lässt, kann natürlich kein Mensch genau vorhersagen, aber aufgrund der langen Zeit, die dieser Konflikt schon läuft, lässt sich doch einiges mit recht großer Wahrscheinlichkeit abschätzen. Die Demonstrationen werden wahrscheinlich erst einmal weiterlaufen, was bedeutet, dass bei jeder weiteren Demonstration weitere Menschen sterben werden. Die Rebellen werden sich aus Homs vollständig zurückziehen müssen und sich andere Städte suchen, in denen sie ungestört planen und ausbilden können. Bis die Armee diese Städte gefunden und erobert hat, wir einiges an Zeit vergehen, sodass die Rebellen sich wieder von dem Schlag, den sie durch die Kämpfe in Homs erhielten, erholt haben. Und je nachdem, wie die Bevölkerung die Rebellen unterstütz, wird Syrien entweder in einem jahrelang schwelenden Bürgerkrieg ersticken oder in einen kurzen, aber heftigen Konflikt verwickelt, den wahrscheinlich die Regierung gewinnen wird. So weit, so gut. Lässt man also alles so laufen wie bisher, ist man mitschuldig an dem Tod von hunderten oder tausenden von Menschen, die sich gegen Assad aufgelehnt haben. Mitschuldig am Tod von Menschen, die für Rechte gekämpft haben, die wir für selbstverständlich halten.
Um die Folgen eines militärischen Eingriffs in Syrien abzuschätzen, kann man eine ganze Reihe von Beispielen aus der Geschichte zerpflücken. Am ehesten scheinen mir der Irak-Krieg, der Krieg in Afghanistan und die Situation in Libyen hierfür geeignet zu sein. In allen drei Konflikten hat der Westen militärisch eingegriffen und die direkten Folgen für die Bevölkerung des Staates waren immer die Selben. Wenn man die Aufzählung von der sachlichen Seite her beginnt, dann ist das erste, was einem als Folge des militärischen Eingreifens des Westen einfällt, die Zerstörung der ohnehin schon maroden Infrastruktur. Vor allem in Ballungszentren machte sich dies durch den Ausfall des Strom- , Wasser-, Telefon und Gasnetzes bemerkbar. Aber auch die Infrastruktur kleinen Dörfer und Städte, die zufällig ins Visier der Soldaten gerieten, weil sie feindliche Kämpfer beherbergten, wurde empfindlich gestört. Dies bedeutet natürlich einen enormen wirtschaftlichen Schaden für das Land, da es immer schwieriger wird Sachen zu Produzieren und zu verschicken. Neben der Beschädigung der Infrastruktur spielt auch die absichtliche oder versehentliche Zerstörung von Fabriken eine wichtige Rolle. Vor allem, wenn Kraftwerke beschädigt oder zerstört wurden, hatte dies katastrophale Folgen für die umliegenden Betriebe. Auch die Beschädigung von Raffinerien, Ölförderstellen und Gas- oder Ölleitungen ist nicht ausgeschlossen. Werden diese Gebäude beschädigt, droht neben einem fast unlöschbaren Brand auch noch der Ausfall der Energieversorgung für einen großen Teil des Landes. Als letztes sollte noch erwähnt werden, dass im Falle eines Krieges auch die letzten ausländischen Kapitalgeber sich wahrscheinlich umorientieren werden und das Land somit ohne großes Kapital dasteht. Wenn der Krieg dann beendet ist, wird es Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, um den Schaden, den einige Monate Krieg verursacht haben, wieder zu beheben. Neben den rein sachlichen Aspekten gibt es aber auch noch den humanitären Aspekt, der wahrscheinlich sogar der wichtigere Punkt ist. Die ersten Opfer einer westlichen Intervention werden die Menschen sein, die sich nicht wehren können, also alte, kranke und Kinder. Hinzu kommen häufig noch die Frauen, die mit diesen Menschen zu Hause bleiben. Man wird sich also gewöhnen müssen an Bilder von zerbombten Stadtvierteln, in denen die Leichen von kleinen Kindern, großen Kindern, Frauen, alten Menschen und vereinzelt auch Männern liegen. Natürlich gibt es moderne Bomben, die so genau zu steuern sind, dass sie sogar ein bestimmtes Haus in einer Häuserreihe treffen. Aber diese Bomben unterscheiden genauso wenig zwischen bewaffneten Personen und Kindern wie alle anderen Bomben auch. Durch die Zerstörung der Infrastruktur werden natürlich auch die Lebensbedingungen immer schlechter werden. Hunger und Krankheit werden zum täglich Brot der Bewohner der Städte gehören, die bombardiert wurden. Die Rebellen werden durch die Unterstützung wahrscheinlich noch an Mut und Anhängern gewinnen und sich irgendwann selber in die Offensive wagen. Eine große Anzahl an Kämpfern bedeutet aber auch eine große Anzahl an potentiellen Toten und da die Gewalt der Rebellen mit Gewalt von Seiten der Regierungstruppen beantwortet werden wird, wird auch die Anzahl der toten Soldaten noch stark steigen. Am Ende einer solchen Intervention des Westen wird wahrscheinlich der Sieg der Rebellen stehen, doch dieser Sieg wurde mit dem Tod von Tausenden oder sogar Zehntausenden von Menschen, die nichts mit dem Konflikt zu tun hatten, erkauft. Außerdem wird man dann vor dem Problem stehen, dass man gar nicht weiß wie man einen Staat zu führen hat. Das dies durchaus ein Problem darstellen kann, zeigt die französische Revolution sehr schön auf. Dort mussten erst mehr als zehntausend Menschen sterben, bevor man wieder eine halbwegs stabile Regierung hatte. Diese war dann auch schon wieder keine Demokratie mehr, sondern einen Monarchie, mit einem selbstgekrönten Kaiser an der Spitze. Es müsste nach einem Sieg der Rebellen also Unterstützung bei der Staatenbildung gegeben werden. Alles in allem kann man über dieses Szenario nur sagen, dass eine sehr große Anzahl an Menschen, die sich nicht aktiv in dem Konflikt beteiligten, sterben wird, bevor der Regierungswechsel erreicht wird. Und was danach kommt ist so unsicher, dass man lediglich wilde Spekulationen aufstellen kann.

Mir scheinen beide Möglichkeiten, sowohl sich einfach aus dem Konflikt herauszuhalten, als auch sich militärisch dort einzumischen, nicht wirklich sinnvoll für Bevölkerung des Landes zu sein. In beiden Fällen ist man direkt oder indirekt für den Tod von Tausenden oder Zehntausenden von Menschen verantwortlich und hat kein stabiles Staatssystem errichtet. Ob sich der Tod von so vielen Menschen auch gelohnt hat, wird erst viele Jahre später feststehen und diese Entwicklung können die Interventionsstaaten nicht beschleunigen, sondern nur unterstützen. Wenn am Ende dieser Staatenbildung dann ein muslimisch-theokratischer Staat steht, hätte man sich diesen Militäreinsatz sparen können, da dann auch wieder eine Diktatur etabliert wird. Auf den ersten Blick scheint man also in einem Dilemma zu sitzen, da jede Entscheidung zwangsläufig zu viel Tod und Verderben führt und der Ausgang immer ungewiss ist. Aber wer sagt, dass es nur diese beiden Möglichkeiten gibt.

Eine Idee, die in den letzten Tagen immer wieder mal zaghaft angeklungen ist und die mir persönlich auch am ehesten Zusagt, ist die Idee der Errichtung einer Schutzzone um die Städte, in denen Momentan Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen stattfinden. Auch dieses Verfahren ist geschichtlich erprobt, am bekanntesten ist wahrscheinlich die Schutzzone um Srebrenica. Dort hatte die Schutzzone allerdings versagt und des kam zu einem Genozid innerhalb der Stadt, der ca. 8000 Menschen das Leben kostete. Wenn die Schutzzone jedoch funktioniert, wäre dies ein gewaltiger Schritt in Richtung Waffenstillstand und würde neue Verhandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Dass die Zivilbevölkerung vor weiteren Angriffen von beiden Seiten, also sowohl von Rebellen als auch von der Regierung, geschützt werden muss, scheint klar zu sein. Wenn also die Städte, in denen Momentan gekämpft wird von NATO-Einheiten kontrolliert würden, die keine Partei ergreifen, sondern „einfach“ die Rebellen von den Regierungstruppen trennen und die Zivilbevölkerung schützen, könnten Friedensverhandlungen möglich werden. Das Ziel dieser Verhandlungen sollte natürlich ein halbwegs Demokratischer Staat ohne Assad sein, aber da in der Zwischenzeit keine weiteren Kämpfe stattfinden sollten, hätte die NATO eine Menge an Zeit um Syrien die notwendige Unterstützung bei der Regierungsbildung zukommen zu lassen. Außerdem würde die Opferzahl unter der Zivilbevölkerung wahrscheinlich ziemlich gering bleiben. Natürlich weiß ich nicht, ob dies alles so funktionieren könnte, aber es klingt für mich zumindest sinnvoller als entweder dabei zuzugucken, wie die Menschen sterben oder sich aktiv daran zu beteiligen, dass Menschen sterben.

Was mich immer wieder schockiert hat, ist die Selbstgefälligkeit, mit der viele Menschen die Demonstrationen in Syrien bewerten. Sprüche wie „ Wenn die Demonstranten Waffen in der Hand habe, dann müssen sie sich nicht wundern“ oder „ Da es immer nur einige hundert oder tausend Demonstranten sind, scheint die Mehrheit der Syrer doch hinter Assad zu stehen“ stimmen mich traurig. Diese Menschen, die in Syrien auf die Straßen gehen, riskieren bei jeder Demonstration ihr Leben. Sie demonstrieren nicht, weil sie Langeweile haben oder sie Demos hipp finden, sie demonstrieren, weil sie lieber sterben, als weiter so zu leben wie sie es bisher tun! Diese Menschen wissen, dass sie einfach getötet werden können und gehen trotzdem auf die Straße. In Deutschland werden die Menschen schon nervös wenn „nur“ Wasserwerfer aufgefahren werden und beschweren sich über den harten Polizeieinsatz. In Syrien würden sie so ein Vorgehen der Polizei wahrscheinlich als Erholung begrüßen. Wenn man das nächste Mal also so abwertend über die Demonstrationen in Syrien spricht, sollte man sich immer bewusst sein, dass man selber wahrscheinlich nicht den Mut hätte, sein eigenes Leben für seine Rechte aufs Spiel zu setzten. Vielmehr sollte man diesen Menschen für ihren Mut Respekt zollen, auch wenn sie sich bewaffnet haben. Der Kampf den sie Kämpfen, ist ein Kampf für Rechte, die wir für völlig selbstverständlich halten. Dies ist ein Kampf von mutigen und verzweifelten Menschen! 
Müssen wirklich tausende Menschen sterben, bevor die Welt reagiert?

Donnerstag, 8. März 2012

Der lange Weg der Frauenrechtsbewegung


Der heute, am 8. März, gefeierte Internationale Frauentag hat seine Wurzeln in der jüngeren Vergangenheit, also zu der Zeit, in der Mann die Welt noch sehr einfach in Gut (Konservative) und Böse (Sozialisten) aufteilen konnte. Dies war auch der Zeit in der für Frauen noch die drei K, sprich Kinder, Kirche, Küche galten und es der Mann in der Familie der Chef war. Also in den sogenannten „Guten alten Zeiten!“
Im Jahr 1910 schlug die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf der „Zweiten internationalen Frauenkonferenz“ die Einführung eine internationalen Frauentages vor. Dieser Tag sollte damals dazu genutzt werden, für das Wahlrecht von Frauen zu kämpfen. Von diesem Zeitpunkt an gab es vor allem in Europa und Amerika nun fast jedes Jahr Demonstrationen für das Frauenwahlrecht. Als diese Demonstrationen endlich erfolgt gezeigt hatten und den Frauen endlich das allgemeine, geheime und gleiche Wahlrecht zugesprochen wurde, wurde dieser Tag immer mehr dazu genutzt, auf die Benachteiligung der Frauen im Beruf, in der Ehe oder in anderen Ländern aufmerksam zu machen. Erst im „Internationalen Jahr der Frau“ 1975 richteten die „Vereinten Nationen“ einen Frauentag am 8. März aus. 1977 wurde dieses Datum dann als „Internationaler Frauentag“ anerkannt und seitdem findet der „Weltfrauentag“ an diesem Datum statt. Die Geschichte des Weltfrauentages mag zwar wechselhaft und interessant sein, aber viel interessanter als den Werdegang dieser Bewegung finde ich die Veränderung der Rolle der Frau in den Gesellschaftssystemen im Laufe der Zeit. Denn ohne diesen Wandel der Sichtweise auf die Rolle der Frau hätte es den heutigen Weltfrauentag niemals gegeben!
Zu Beginn der Menschheitsgeschichte, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, war die Frau wahrscheinlich der „Herr im Haus“. Zwar wird dieser Punkt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft noch kontrovers diskutiert, aber die Menge an weiblichen Figuren, die als Kultgegenstände verehrt wurden, scheint für diese These zu sprechen. Während die Männer also durch die weiten Steppen und Savannen streiften um ihr Glück bei der Jagd auf sehr große und sehr gefährliche Tiere jedes Mal aufs neue auf die Probe zu stellen, sammelten die Frauen Beeren, Früchte und Wurzeln. Wenn die Männer dann müde von der Jagd und ohne Beute zurückkamen, konnten sie sich mit den ganzen Sachen stärken, die die Frauen mühsam gesammelt hatten. Dass den Frauen diese Machtposition wahrscheinlich ganz gut bekommen ist, wird jeder Nachvollziehen können, der einmal mit knurrenden Magen in eine gut riechende Küche gekommen ist, in der gerade die Mutter/Schwester/Oma kocht. Man wird diese Person höchstwahrscheinlich höflich begrüßt haben, in der Hoffnung auf ein leckeres Essen… . Mit Beginn der Sesshaftwerdung, also im Neolithikum, begann sich die Rolle der Frau zu ändern. Dadurch, dass die Männer nun auch Ackerbau betrieben und nicht mehr den ganzen Tag weit entfernt von der Familie waren, wurde die Frau langsam aber sicher in den Haushalt abgedrängt. Dies hing wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Frau sich einerseits um die Kinder kümmern musste und andrerseits wahrscheinlich spätestens alle zwei Jahre schwanger war und deshalb nicht so hart mit anpacken konnte wie der Mann. Diese Rolleneinteilung in den Ernährer, also den Mann, und die Mutter, die Frau, war die ideale Familienkonstruktion der nächsten 12.000 Jahre! Von dem Neolithikum, das ca. 10.000 vor Christus begann, mache ich einen „kleinen“ Schritt hin zu den alten Griechen. Die Griechen werden gerne als Erfinder der Demokratie dargestellt und dies geschieht auch nicht ganz zu unrecht. Aber wenn man sich den Personenankreis anschaut, der politisches Mitspracherecht besaß, kommen einem doch kleine Zweifel, ob dieser Titel wirklich so angemessen ist. Wählen durften alle Vollbürger der Polis. Das sind: Männer, die genug Geld haben um nicht arbeiten zu müssen und ein gewisses Alter, wahrscheinlich 30 Jahre, vorweisen können. Frauen stehen auf einer Stufe mit den Haustieren und Kindern. Die griechischen Philosophen, mit Ausnahme Platons, sahen in der Frau ein Geschöpf, das nicht in der Lage sei logisch zu denken und deshalb vor der Umwelt beschützt werden müsste. Aber eigentlich konnten sich die Frauen im alten Griechenland gar nicht großartig beschweren, wenn sie ihre Lage mit der Lage der Frau einige hundert Jahre später verglichen hätten. Im alten Griechenland war es Frauen unter besonderen Umständen sogar möglich zu erben, auch wenn sie vor Gericht immer einen Vormund benötigten. Dies galt auch für die Frauen im alten Rom. Sie konnten sogar die Führung von Staaten übernehmen, wie man am wahrscheinlich bekanntesten Beispiel von Cleopatra sehen kann. Frauen, die um Christus Geburt herum gelebt haben, wären diese Rechte wahrscheinlich paradiesisch vorgekommen. Im alten Testament gibt es das schöne Urteil, das ein Vergewaltiger sein Opfer heiraten und dem Vater des Opfers eine Entschädigung zahlen muss. Ich würde sagen, dass dies doch ein sehr guter Opferschutz ist, der die Frau als Individuum ernst nimmt und achtet. Etwas schlechter ist die Lage der Frau im Islam, aber wahrscheinlich wollten die Frauen damals alle geschlagen werden. Zumindest, wenn man einigen zeitgenössischen Quellen glaubt, die sich über die Rolle der Frau auslassen. Für diese Zeit kann man zusammenfassen sagen, dass die Frau wahrscheinlich als für die Fortpflanzung unentbehrliches Anhängsel angesehen wurde, das eigentlich kein Mensch war.
Man könnte ja gehofft haben, dass sich in der Zeit nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches, also gegen 500, eine Zeit, in der sich sehr vieles geändert hat, auch die Rolle der Frau geändert hat. Aber wenn man sich die Rolle der Frau im Mittelalter betrachtet, wird einem auch schon wieder übel. Es sei denn, man geht davon aus dass Frauen sich gerne bevormunden, schlagen, foltern und verbrennen lassen. Und wer davon ausgeht, der sollte dringend mal ärztlichen Rat aufsuchen oder seine Meinung auf einer Versammlung des örtlichen Frauenvereins kundtun. Vielleicht sollte er sich den ärztlichen Rat doch erst dann einholen, wenn er dies gemacht hat, da er ihn dann sicherlich benötigen wird. Im Mittelalter war die Rolle der Frau vor allem durch die Religion vorbestimmt. Da Eva die Sünde in die Welt gebracht hat, indem sie Adam dazu überredet hat von dem verbotenem Baum zu essen und außerdem noch aus einer Rippe von Adam gemacht wurde, stand sie klar unter dem Mann. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen, wie Jean d’Arc oder die ziemlich einflussreichen Königinnen und Mätressen einiger Herrscher. Aber wenn man diesen wenigen Gegenbeispielen die große Masse derjenigen Frauen entgegenhält, die als Hexen gefoltert und verbrannt wurden, dürfte wohl eindeutig sein, wie viel Wert das Leben einer Frau hatte. Frauen gehörten damals auf den Hof und hatten dort gefälligst zufrieden zu sein. Kirchenfürsten bezeichneten Frauen als „von Natur aus minderwertig und dem Mann körperlich und geistig unterlegen“. Man sieht glaub ich ein, dass damit nicht gerade Bewunderung für Frauen ausgedrückt wird. Auch in der Neuzeit, also der Zeit vom 16. Jahrhundert an, wurde die Frau lange Zeit missachtet.
Interessant ist hier vielleicht die Rolle der Frau in der französischen Revolution. Da die Frauen für den Haushalt, also auch für den täglichen Einkauf zuständig waren, bekamen sie die ständig steigenden Nahrungsmittelpreise am direktesten mit. Dies führte zu einem „Marsch der Marktfrauen“ nach Versailles, wo die Frauen ihre Forderung nach bezahlbarem Brot sehr nachdrücklich darlegten. Auch im weiteren Verlauf der Revolution spielten die Frauen immer wieder eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle. Sie halfen beim psychologisch wichtigem Sturm auf die Bastille, versorgten die Verwundeten und kümmerten sich um die Versorgung der Revolutionäre mit Nahrungsmitteln, Munition und ähnlichem. In Erwartung, nach der Revolution auch politisches Mitspracherecht zu haben, bildeten sich in Paris und ganz Frankreich zahllose Frauenklubs, die ihren politischen Forderungen Nachdruck verleihen wollten. Kaum war die Revolution jedoch beendet, besann Mann sich jedoch wieder auf die ursprüngliche Rollenverteilung, verbot die Frauenklubs und stellte die Frauen wieder hinter den Herd. Lediglich auf Bildern, die die Revolution glorifizieren, ist die Frau immer wieder gerne als Motiv zu sehen. Aber das diese Frauen meist nur leidlich bekleidet waren, mag das auch andere Gründe haben…
Man könnte nun annehmen, dass im Zuge der verschiedenen Reformen, die auf die französische Revolution folgten und deren wichtigste Errungenschaft das Wahlrecht war, auch den Frauen politische Mündigkeit zugesprochen wurde. Aber weit gefehlt! In Deutschland und Österreich durften Frauen erst nach dem Ende des ersten Weltkrieg, also 1918, zur Wahl gehen. Dieses Frauenwahlrecht war allerdings das erste Europaweit! In England wurde das Frauenwahlrecht lange mit der Begründung abgelehnt, dass verschiedene poltische Meinungen innerhalb der Familie zu Streit führen könnte und die Frauen doch schon durch ihre Männer repräsentiert wären. Auch hier erkennt man die echte Wertschätzung der Frau! Erst 1928 bekamen die Frauen in England und Irland das gleiche Wahlrecht wie die Männer. In Frankreich mussten die Frauen sogar noch bis 1945 warten, in Italien bis 1948, in der Schweiz 1971 ( also acht Jahre später als im Iran ) und der traurige Spitzenhalter ist Lichtenstein mit dem Jahr 1984.
Ich persönlich finde es absolut unverständlich, wie die Rolle der Frau in einer aufgeklärten Welt solange so wenig beachtet wurde. 1945 war der zweite Weltkrieg beendet, die Menschheit hatte Düsenjäger erfunden, eine Massenvernichtungswaffe gebaut, die hunderttausende Menschen gleichzeitig von einer Sekunde auf die andere auslöschen konnte, entwickelte Visionen das Weltall zu bevölkern…. und sah in der Frau noch kein gleichberechtigtes Wesen! Wie kann es zu so einer krassen Fehleinschätzung kommen? Natürlich wird der Religion, die Frauen traditionell eher für Gegenstände als für Menschen hält, in dieser Frage eine wichtige Rolle zukommen, aber ganz erklären kann sie das nicht. Vielleicht liegt dies einfach daran, dass es sehr viel einfacherer ist, einem Menschen etwas befehlen zu können, als ihn von etwas überzeugen zu können. Vielleicht wollten die Männer damals ihr Leben möglichst einfach und stressfrei gestalten. Trotzdem bin ich immer wieder sprachlos, wenn ich sehe, wie Frauen hier und in anderen Ländern der Erde behandelt werden. Die internationale Frauenbewegung hat schon vieles erreicht, aber sie hat noch einen langen Weg vor sich! Die Diskriminierung der Frau sollte eigentlich für jeden Menschen unverständlich sein, der sich vor Augen führt, dass die Frau sich lediglich in einem Gonosomen, nämlich den zweiten X Chromosomen von dem Mann unterscheidet.
Allerdings laufen die Bemühungen für die Gleichberechtigung vor allem in Deutschland manchmal etwas aus dem Ruder. Wir benötigen keine Gesellschaft, in der in jedem Betrieb genau so viele Frauen wie Männer arbeiten. Wir benötigen eine Gesellschaft, in der man sich gegenseitig Respektiert und auf die Wünsche des jeweils anderen Geschlechtes eingeht. Respekt vor dem anderem ist Grundsatz von jeder guten Beziehung, auch von der Beziehung zwischen Mann und Frau!   
Nur gegenseitige Achtung führt zu echter Gleichberechtigung!

Montag, 5. März 2012

Sinnvolle Kritik?


Deutschland Wegbassen!“ „ Staat. Kapital. Nation. Scheiße.“ „Was interessiert mich Deutschland?“  „ Weil Deutschland eine Zumutung ist!“ „ Antifa heißt Angriff“  „Wiederstand organisieren- Kämpft mit der Antifa gegen Nazis, Staat und Kapital“ „Zähne zeigt, wer’s Maul aufmacht“

Sogar in Kleinstädten findet man diese und ähnliche Sticker auf einer großen Anzahl an Laternen, in Unterführungen oder an Hauswänden. Häufig schon in mehreren Lagen übereinander geklebt verzieren sie, zumindest in den mir bekannten (Klein-)Städten, gerne Laternen im Innenstadtbereich. In geringeren Mengen sind sie aber eigentlich überall zu finden. Dank dem politischen System, dass in Deutschland herrscht, der repräsentativen Demokratie, darf jeder Mensch seine Meinung zu jedem beliebigem Thema äußern und somit wahrscheinlich auch Sticker an Laternenpfähle kleben. Rein rechtlich ist schätzungsweise nichts gegen diese Sticker einzuwenden, es sei denn sie kleben auf Privateigentum. Außerdem lassen sie die grauen Laternen teilweise wirklich interessant aussehen, vor allem wenn sie mit vielen verschiedenen Farben beklebt sind. Viel interessanter als die rechtliche Frage ist allerdings die Frage, wie sinnvoll die Aussagen auf den Aufklebern sind. Die überwiegende Mehrheit der Aussagen, die ich bisher gelesen habe, sind Aufrufe zu bestimmten Aktionen oder Demonstrationen. Ein Aufruf zu einer Demonstration ist eigentlich eine lobenswerte Sache, da er hoffentlich dazu beiträgt, dass man sich auf seine Bürgerrechte besinnt und seine Meinung hörbar macht. Wenn das Thema der Demonstration aber „Deutschland Wegbassen“ lautet, sollte man, bevor man zu dieser Demo geht, die Konsequenzen dieser Forderung einmal durchdenken. Wie sinnvoll ist diese Forderung? Es ist eine reine Negativforderung, die keine Alternative aufzeigt, sondern die Abschaffung des Staates als Ziel hat. Das gleiche trifft auf Sprüche wie „Staat. Kapital. Nation. Scheiße.“ zu. Auch hier wird zwar aufgezählt, was kritisiert wird, aber zu nichts positivem Aufgerufen.
Das Problem der reinen Negativität einer Position liegt an der Alternativlosigkeit. Man kann schließlich nicht einfach in eine Eisdiele gehen und sagen : „ Ich hätte gerne kein Himbeereis!“  Falls man dies doch mal tut, wird man sich der Frage stellen müssen, was man denn stattdessen möchte.  Ich denken, dass diese Frage wirklich nachvollziehbar ist. Man kann in den meisten Fällen nicht nur etwas einfach nicht wollen, sondern muss gleichzeitig wenigstens eine Idee als Veränderungsvorschlag oder Alternative präsentieren können. Um bei dem Beispiel der Eisdiele zu bleiben: Wenn man in den Satz „ Ich hätte gerne kein Himbeereis“ noch mit „sonder zwei Kugeln Erdbeere“ ergänzt, würde man wahrscheinlich etwas komisch angeguckt, aber man würde das gewünschte erhalten. Das Aufzeigen von Alternativmöglichkeiten ist außerdem auch aus psychologischer Sicht zu empfehlen, da der Mensch nur sehr schwer rein negative Aufgaben wie „Denk nicht an grüne Hasen“ durchhalten kann. Viel einfacher hingegen fällt, zumindest in der Theorie, bewusst an grüne Hasen zu denken. Dies ist natürlich nur eine Spielerei mit den theoretischen Problemen einer rein negativen Position.
Viel wichtiger als diese Spielerei ist der Bezug zur Realität, der Bezug zu unserem politischen System und unserer Gesellschaft. Kann man Politik machen, kann man etwas zum besseren verändern, wenn man nur gegen etwas ist? Ist es Möglich etwas aufzubauen, wenn man eigentlich nur abreißen möchte? Wenn man den Staat kritisiert und bestimmte Sachverhalte ändern möchte, dann kann und sollte man das auch tun. Aber „ändern“ bedeutet gleichzeitig immer „aufbau/umbau“ oder „Neubau“ bestimmter Dinge. Wer unzufrieden mit der repräsentativen Demokratie ist, sollte einen Alternativvorschlag einbringen und schon hätte man eine Grundlage für Diskussionen und daraus folgende Veränderungen geschaffen. Das „Problem“ daran ist aber, dass man sich weitreichende Gedanken über das Thema machen muss. Es klingt einfach besser, wenn man gegen alles ist, da die Zerstörung einer Institution oder eines Systems in der Regel deutlich schneller vonstattengeht als deren Aufbau. Man kann also recht schnell erfolge vorzeigen. Aber der Kampf gegen das jetzige System ist ein Kampf, der Auswirkungen auf die Zukunft aller hat. Wenn der Staat wirklich abgeschafft würde, was kommt dann? Wer sorgt dann für Renten, Krankenversicherungen, Sicherheit? Der Mensch ist im allgemeinen zu kurzsichtig und egozentrisch, als das ein System mit über 80 millionen Menschen ohne Staat leben könnte. Diese rein negative Position, die die Sticker mit diesen Aufschriften vertreten, ist eine zukunftsfeindliche Position! Unsere Zukunft, die Zukunft der jetzigen und aller folgenden Generationen, würde einfach so gefährdet, wenn man ihre Forderungen umsetzten würde. Ist dies nicht eigentlich Grund genug um einen guten Gegenvorschlag, eine gute Alternative zu ersinnen? Dürfte dies nicht genug Ansporn sein, um seine negativ-Forderungen um  positiv-Ideen zu ergänzen? Ich hoffe, dass es das ist!
Jeder Mensch, der sich die Zeit nimmt und den Mut hat sich politisch zu engagieren, bekommt einen gewissen Respekt von mir, unabhängig von der Bewegung, für die er sich einsetzt. Aber wenn diese Menschen dann nicht mehr darüber nachdenken, was denn die Folgen ihrer negativ-Forderungen sind, dann verlieren sie diesen Respekt relativ schnell wieder. Denn dies zeigt, dass ihnen die Zukunft nicht wichtig ist. Aber für wann macht man denn Politik, wenn nicht für die Zukunft? Ich persönlich finde, dass jede politische Gruppierung solange zu unterstützen ist, wie sie sich darum bemüht neben ihrer Kritik auch konstruktive Vorschläge zu machen. Wenn das Motto einer Demo dann nicht mehr „Deutschland Wegbassen“ sondern „Deutschland umbauen“ lautet, wäre dies ein großer Schritt in die richtige Richtung. Jeder Änderungsvorschlag, der gemacht wird ist auch automatisch etwas, worüber man diskutieren kann. Und das Ergebnis einer solchen Diskussion kann dann auch sein, dass die eigenen Ziele oder Vorschläge vielleicht doch nicht so gut waren. Vielleicht besinnt man sich dann eine Weile und verbessert seine Vorschläge. Nur so kann ein wirklich gutes und funktionierendes politisches und gesellschaftliches System entstehen: Durch ständige positive/konstruktive Kritik! Wenn stattdessen allerdings nur negative Kritik geübt wird, wird dieses System irgendwann zwangsläufig zusammenbrechen, da die Fehler nicht verbessert werden und das Volk dieses System irgendwann nicht mehr trägt und abschafft. Damit es nicht zu so einem, in Deutschland wahrscheinlich auch recht unwahrscheinlichen, Fall kommt, sollten die verschiedenen politisch aktiven Gruppen einfach nur mehr darauf achten, dass sie bei all ihrer Kritik nie aus den Augen verlieren, dass sie Veränderungsvorschläge bieten müssen. Denn wenn sie dies beherzigen, wird sich in unserem System noch vieles ändern und es wird nicht nur zum schlechten sein!  

Nichts ist beständiger als die Veränderung -
 Nichts ist besser als aufbauende Veränderung!
  

Samstag, 3. März 2012

Blogaward

Nachdem ich mich etwas von meinen Glückshormonschock erholt habe, komme nun gerne den Prozedere des „Versatil Blog Award“  nach, den ich  von der unglaublichen Apfelkern bekommen habe

Mit dem Erhalt den Blogawards bekommt man folgende Anweisungen:
1. Danke dem Blogger, der dich nominiert hat
2. Gib sieben Fakten preis, die deine Leser wahrscheinlich noch nicht wissen.
3. Nominiere 15 weitere Blogs für den “Versatile Blogger Award”

1. Vielen herzlichen Dank Apfelkern. Es ehrt mich ungemein einen Award von so einem ausgezeichnetem und anregenden Blog zu bekommen!


2.1 Die Anonymität des Internets ist für mich ein extrem wichtiges Gut, weshalb ich einen geschlechtsneutralen Namen gewählt habe, mein Profil  außer meinem Namen und den Blogs, die ich verfolge, nichts über mich Aussagt und nicht in Facebook bin.

2.2 Meiner Meinung nach sind Katzen die schönsten Tiere, die in unseren Breiten heimisch sind. Sie sind ästhetisch in ihren Bewegungen, können eine sehr interessante Persönlichkeit haben und verkörpern für mich den Inbegriff der Freiheit.

2.3 Wenn ein Mensch als „Süß“ bezeichnet wird, frage ich mich immer, wer denn ein Stück von ihm probiert hat.

2.4 Ich halte Pferde für extrem interessante Tiere, da sie eine  sehr ausgeprägte Persönlichkeit besitzen können, die sie zu etwas besonderen unter den Tieren macht.

2.5 Ohne Bücher und Musik wäre das Leben für mich unvorstellbar.

2.6 Ich finde nicht, dass der Begriff „Homo Sapiens“ eine gute Beschreibung der menschlichen Rasse ist. Die Menschheit in ihrer Gesamtheit scheint alles andere als Weise.

2.7 „Wissen ist Macht. Macht ist Geld. Geld regiert die Welt!“ Ich glaube, das fasst den Lauf der Dinge in unserer Gesellschaft gut zusammen und passt gerade nicht in diese Liste.


3. Der Award wird an folgende Blogs weitergegeben:
Als erstes geht er natürlich an den Blog von Josi, der neben Apfelkern mein Lieblingsblog ist. Dieser Blog ist nicht ästhetisch, nicht süß, nicht hübsch und auch nicht toll. Er ist einfach wunderschön! Der Blog ist der Beweis dafür, dass Worte nicht nur einfache Worte sind, sondern dass sie zu weitreichenden Gedankengängen anregen können. Außerdem sind die Bilder häufig sehr ästhetisch und lassen in Kombination mit den meist sehr passenden Titeln das Bedürfnis nach Vollkommenheit aufkommen. Und die leichte Melancholie, die manchmal in den Bildern und Worten zu finden ist, lässt einen zu einer angenehmen Ruhe finden. Zu guter letzt hat dieser Blog mich erst auf die Idee gebracht selber als Blogger aktiv zu werden, da er mir erst klar gemacht hat, wie gut ein Blog für einen sein kann.

Außerdem gebe ich den Award an tintenschleife weiter. Ihre Kurzgeschichten sind zwar thematisch meist etwas drastisch, aber wenn man ein Fan von Stephen King ist, findet man genau das gut. Tintenschleife verfügt über die Gabe in sehr wenigen Zeilen eine unglaubliche Menge an Dramatik einzubauen, die eine teilweise wirklich erschaudern lässt. Außerdem können diese Geschichten einem wirklich unter die Haut gehen, sodass man sie noch den ganzen Tag lang im Kopf hat. Der Award gilt auch für regenluft ,der aber anscheinend in Personalunion mit tintenschleife geführt wird. Die Sprüche von regenluft  sind häufig sehr passend, gut gewählt und wenn man ein bisschen sucht findet man fast mit Garantie den Spruch den man inhaltlich gerade brauchte.

Da alle guten Dinge drei sind, bekommt auch naked souls taste like freedome eine Award. Dieser Blog zeichnet sich durch meist düstere Kurzgeschichten aus, deren Charaktere häufig Probleme haben, die man selber kennt. Man fühlt sich teilweise wirklich angesprochen von den Figuren und wird dazu angeregt die Geschichte weiterzudenken.

Den „Free Award“ den mir Josi überreicht wurde, wird natürlich auch geehrt. Da ich mit diesem Award machen kann was ich will, werde ich ihn mir  ausdrucken und in mein Zimmer hängen. 

Außerdem gebe ich ihn an Apfelkern weiter, auch wenn sie den schon direkt von Josi bekommen hat. Ihr Blog ist einfach viel zu interessant, anregend und kreativ geschrieben, als dass ich ihn ignorieren könnte. Die Themenauswahl ist meistens wirklich überraschend und der Schreibstiel von Apfelkern ist unglaublich lesenswert. Außerdem werden einem hier so viele Denkanstöße gegeben, dass ein Blogbesuch ausreichen kann um den Rest des Tages mit nachdenken zu verbringen. Das passiert mir eigentlich nur bei packenden Geschichten, sehr guten Sprüchen oder eben tollen Gedanken. Der Blog ist einer meiner absoluten Favoriten und ich hoffe, das er noch lange Bestand haben wird!