Donnerstag, 8. März 2012

Der lange Weg der Frauenrechtsbewegung


Der heute, am 8. März, gefeierte Internationale Frauentag hat seine Wurzeln in der jüngeren Vergangenheit, also zu der Zeit, in der Mann die Welt noch sehr einfach in Gut (Konservative) und Böse (Sozialisten) aufteilen konnte. Dies war auch der Zeit in der für Frauen noch die drei K, sprich Kinder, Kirche, Küche galten und es der Mann in der Familie der Chef war. Also in den sogenannten „Guten alten Zeiten!“
Im Jahr 1910 schlug die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf der „Zweiten internationalen Frauenkonferenz“ die Einführung eine internationalen Frauentages vor. Dieser Tag sollte damals dazu genutzt werden, für das Wahlrecht von Frauen zu kämpfen. Von diesem Zeitpunkt an gab es vor allem in Europa und Amerika nun fast jedes Jahr Demonstrationen für das Frauenwahlrecht. Als diese Demonstrationen endlich erfolgt gezeigt hatten und den Frauen endlich das allgemeine, geheime und gleiche Wahlrecht zugesprochen wurde, wurde dieser Tag immer mehr dazu genutzt, auf die Benachteiligung der Frauen im Beruf, in der Ehe oder in anderen Ländern aufmerksam zu machen. Erst im „Internationalen Jahr der Frau“ 1975 richteten die „Vereinten Nationen“ einen Frauentag am 8. März aus. 1977 wurde dieses Datum dann als „Internationaler Frauentag“ anerkannt und seitdem findet der „Weltfrauentag“ an diesem Datum statt. Die Geschichte des Weltfrauentages mag zwar wechselhaft und interessant sein, aber viel interessanter als den Werdegang dieser Bewegung finde ich die Veränderung der Rolle der Frau in den Gesellschaftssystemen im Laufe der Zeit. Denn ohne diesen Wandel der Sichtweise auf die Rolle der Frau hätte es den heutigen Weltfrauentag niemals gegeben!
Zu Beginn der Menschheitsgeschichte, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, war die Frau wahrscheinlich der „Herr im Haus“. Zwar wird dieser Punkt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft noch kontrovers diskutiert, aber die Menge an weiblichen Figuren, die als Kultgegenstände verehrt wurden, scheint für diese These zu sprechen. Während die Männer also durch die weiten Steppen und Savannen streiften um ihr Glück bei der Jagd auf sehr große und sehr gefährliche Tiere jedes Mal aufs neue auf die Probe zu stellen, sammelten die Frauen Beeren, Früchte und Wurzeln. Wenn die Männer dann müde von der Jagd und ohne Beute zurückkamen, konnten sie sich mit den ganzen Sachen stärken, die die Frauen mühsam gesammelt hatten. Dass den Frauen diese Machtposition wahrscheinlich ganz gut bekommen ist, wird jeder Nachvollziehen können, der einmal mit knurrenden Magen in eine gut riechende Küche gekommen ist, in der gerade die Mutter/Schwester/Oma kocht. Man wird diese Person höchstwahrscheinlich höflich begrüßt haben, in der Hoffnung auf ein leckeres Essen… . Mit Beginn der Sesshaftwerdung, also im Neolithikum, begann sich die Rolle der Frau zu ändern. Dadurch, dass die Männer nun auch Ackerbau betrieben und nicht mehr den ganzen Tag weit entfernt von der Familie waren, wurde die Frau langsam aber sicher in den Haushalt abgedrängt. Dies hing wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Frau sich einerseits um die Kinder kümmern musste und andrerseits wahrscheinlich spätestens alle zwei Jahre schwanger war und deshalb nicht so hart mit anpacken konnte wie der Mann. Diese Rolleneinteilung in den Ernährer, also den Mann, und die Mutter, die Frau, war die ideale Familienkonstruktion der nächsten 12.000 Jahre! Von dem Neolithikum, das ca. 10.000 vor Christus begann, mache ich einen „kleinen“ Schritt hin zu den alten Griechen. Die Griechen werden gerne als Erfinder der Demokratie dargestellt und dies geschieht auch nicht ganz zu unrecht. Aber wenn man sich den Personenankreis anschaut, der politisches Mitspracherecht besaß, kommen einem doch kleine Zweifel, ob dieser Titel wirklich so angemessen ist. Wählen durften alle Vollbürger der Polis. Das sind: Männer, die genug Geld haben um nicht arbeiten zu müssen und ein gewisses Alter, wahrscheinlich 30 Jahre, vorweisen können. Frauen stehen auf einer Stufe mit den Haustieren und Kindern. Die griechischen Philosophen, mit Ausnahme Platons, sahen in der Frau ein Geschöpf, das nicht in der Lage sei logisch zu denken und deshalb vor der Umwelt beschützt werden müsste. Aber eigentlich konnten sich die Frauen im alten Griechenland gar nicht großartig beschweren, wenn sie ihre Lage mit der Lage der Frau einige hundert Jahre später verglichen hätten. Im alten Griechenland war es Frauen unter besonderen Umständen sogar möglich zu erben, auch wenn sie vor Gericht immer einen Vormund benötigten. Dies galt auch für die Frauen im alten Rom. Sie konnten sogar die Führung von Staaten übernehmen, wie man am wahrscheinlich bekanntesten Beispiel von Cleopatra sehen kann. Frauen, die um Christus Geburt herum gelebt haben, wären diese Rechte wahrscheinlich paradiesisch vorgekommen. Im alten Testament gibt es das schöne Urteil, das ein Vergewaltiger sein Opfer heiraten und dem Vater des Opfers eine Entschädigung zahlen muss. Ich würde sagen, dass dies doch ein sehr guter Opferschutz ist, der die Frau als Individuum ernst nimmt und achtet. Etwas schlechter ist die Lage der Frau im Islam, aber wahrscheinlich wollten die Frauen damals alle geschlagen werden. Zumindest, wenn man einigen zeitgenössischen Quellen glaubt, die sich über die Rolle der Frau auslassen. Für diese Zeit kann man zusammenfassen sagen, dass die Frau wahrscheinlich als für die Fortpflanzung unentbehrliches Anhängsel angesehen wurde, das eigentlich kein Mensch war.
Man könnte ja gehofft haben, dass sich in der Zeit nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches, also gegen 500, eine Zeit, in der sich sehr vieles geändert hat, auch die Rolle der Frau geändert hat. Aber wenn man sich die Rolle der Frau im Mittelalter betrachtet, wird einem auch schon wieder übel. Es sei denn, man geht davon aus dass Frauen sich gerne bevormunden, schlagen, foltern und verbrennen lassen. Und wer davon ausgeht, der sollte dringend mal ärztlichen Rat aufsuchen oder seine Meinung auf einer Versammlung des örtlichen Frauenvereins kundtun. Vielleicht sollte er sich den ärztlichen Rat doch erst dann einholen, wenn er dies gemacht hat, da er ihn dann sicherlich benötigen wird. Im Mittelalter war die Rolle der Frau vor allem durch die Religion vorbestimmt. Da Eva die Sünde in die Welt gebracht hat, indem sie Adam dazu überredet hat von dem verbotenem Baum zu essen und außerdem noch aus einer Rippe von Adam gemacht wurde, stand sie klar unter dem Mann. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen, wie Jean d’Arc oder die ziemlich einflussreichen Königinnen und Mätressen einiger Herrscher. Aber wenn man diesen wenigen Gegenbeispielen die große Masse derjenigen Frauen entgegenhält, die als Hexen gefoltert und verbrannt wurden, dürfte wohl eindeutig sein, wie viel Wert das Leben einer Frau hatte. Frauen gehörten damals auf den Hof und hatten dort gefälligst zufrieden zu sein. Kirchenfürsten bezeichneten Frauen als „von Natur aus minderwertig und dem Mann körperlich und geistig unterlegen“. Man sieht glaub ich ein, dass damit nicht gerade Bewunderung für Frauen ausgedrückt wird. Auch in der Neuzeit, also der Zeit vom 16. Jahrhundert an, wurde die Frau lange Zeit missachtet.
Interessant ist hier vielleicht die Rolle der Frau in der französischen Revolution. Da die Frauen für den Haushalt, also auch für den täglichen Einkauf zuständig waren, bekamen sie die ständig steigenden Nahrungsmittelpreise am direktesten mit. Dies führte zu einem „Marsch der Marktfrauen“ nach Versailles, wo die Frauen ihre Forderung nach bezahlbarem Brot sehr nachdrücklich darlegten. Auch im weiteren Verlauf der Revolution spielten die Frauen immer wieder eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle. Sie halfen beim psychologisch wichtigem Sturm auf die Bastille, versorgten die Verwundeten und kümmerten sich um die Versorgung der Revolutionäre mit Nahrungsmitteln, Munition und ähnlichem. In Erwartung, nach der Revolution auch politisches Mitspracherecht zu haben, bildeten sich in Paris und ganz Frankreich zahllose Frauenklubs, die ihren politischen Forderungen Nachdruck verleihen wollten. Kaum war die Revolution jedoch beendet, besann Mann sich jedoch wieder auf die ursprüngliche Rollenverteilung, verbot die Frauenklubs und stellte die Frauen wieder hinter den Herd. Lediglich auf Bildern, die die Revolution glorifizieren, ist die Frau immer wieder gerne als Motiv zu sehen. Aber das diese Frauen meist nur leidlich bekleidet waren, mag das auch andere Gründe haben…
Man könnte nun annehmen, dass im Zuge der verschiedenen Reformen, die auf die französische Revolution folgten und deren wichtigste Errungenschaft das Wahlrecht war, auch den Frauen politische Mündigkeit zugesprochen wurde. Aber weit gefehlt! In Deutschland und Österreich durften Frauen erst nach dem Ende des ersten Weltkrieg, also 1918, zur Wahl gehen. Dieses Frauenwahlrecht war allerdings das erste Europaweit! In England wurde das Frauenwahlrecht lange mit der Begründung abgelehnt, dass verschiedene poltische Meinungen innerhalb der Familie zu Streit führen könnte und die Frauen doch schon durch ihre Männer repräsentiert wären. Auch hier erkennt man die echte Wertschätzung der Frau! Erst 1928 bekamen die Frauen in England und Irland das gleiche Wahlrecht wie die Männer. In Frankreich mussten die Frauen sogar noch bis 1945 warten, in Italien bis 1948, in der Schweiz 1971 ( also acht Jahre später als im Iran ) und der traurige Spitzenhalter ist Lichtenstein mit dem Jahr 1984.
Ich persönlich finde es absolut unverständlich, wie die Rolle der Frau in einer aufgeklärten Welt solange so wenig beachtet wurde. 1945 war der zweite Weltkrieg beendet, die Menschheit hatte Düsenjäger erfunden, eine Massenvernichtungswaffe gebaut, die hunderttausende Menschen gleichzeitig von einer Sekunde auf die andere auslöschen konnte, entwickelte Visionen das Weltall zu bevölkern…. und sah in der Frau noch kein gleichberechtigtes Wesen! Wie kann es zu so einer krassen Fehleinschätzung kommen? Natürlich wird der Religion, die Frauen traditionell eher für Gegenstände als für Menschen hält, in dieser Frage eine wichtige Rolle zukommen, aber ganz erklären kann sie das nicht. Vielleicht liegt dies einfach daran, dass es sehr viel einfacherer ist, einem Menschen etwas befehlen zu können, als ihn von etwas überzeugen zu können. Vielleicht wollten die Männer damals ihr Leben möglichst einfach und stressfrei gestalten. Trotzdem bin ich immer wieder sprachlos, wenn ich sehe, wie Frauen hier und in anderen Ländern der Erde behandelt werden. Die internationale Frauenbewegung hat schon vieles erreicht, aber sie hat noch einen langen Weg vor sich! Die Diskriminierung der Frau sollte eigentlich für jeden Menschen unverständlich sein, der sich vor Augen führt, dass die Frau sich lediglich in einem Gonosomen, nämlich den zweiten X Chromosomen von dem Mann unterscheidet.
Allerdings laufen die Bemühungen für die Gleichberechtigung vor allem in Deutschland manchmal etwas aus dem Ruder. Wir benötigen keine Gesellschaft, in der in jedem Betrieb genau so viele Frauen wie Männer arbeiten. Wir benötigen eine Gesellschaft, in der man sich gegenseitig Respektiert und auf die Wünsche des jeweils anderen Geschlechtes eingeht. Respekt vor dem anderem ist Grundsatz von jeder guten Beziehung, auch von der Beziehung zwischen Mann und Frau!   
Nur gegenseitige Achtung führt zu echter Gleichberechtigung!

1 Kommentar:

  1. Manchmal überlege ich auch, ob Frauen und Männer wirklich so unterschiedlich sind. Klar, da gibt es einige physische Unterschiede, doch wie sieht es mental aus?

    Sei es nun naiv und weiblich, doch ich denke, dass beide Geschlechter im Leben letztlich nach Anerkennung, Liebe und Verständnis suchen. Davon ausgehend hätten wir auch die gleichen Grundbedürfnisse, wobei sich natürlich auch der Weg dahin unterscheiden könnte, doch grundsätzlich würde ich zwischen Männern und Frauen keine so großen Unterschiede machen. Umso erschreckender, dass das jahrtausendelang und noch immer üblich war.

    Und ein wenig weg vom Thema ... mir gefällt die Idee, durch entsprechende Kochkünste andere dazu zu bringen, den Koch besonders höflich zu behandeln. Weltherrschaft geht durch den Magen? ;)

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