Sprache dient eigentlich dem
möglichst differenzierten und eindeutigen Austausch von Informationen und dies
funktioniert dann am besten, wenn die ganze Bandbreite der
Differenzierungsmöglichkeiten auch ausgenutzt wird. Im Alltag ist dies
natürlich oft nicht der Fall, ganz besonders oft fällt es bei dem Wörtchen
„machen“ im Zusammenhang mit „Sinn“ auf. Es hat wahrscheinlich jeder in seinem
Freundeskreis Personen, die grundsätzlich „Das macht Sinn“ sagen und Personen, die diese dann genüsslich
verbessern „Nein, das ergibt Sinn!“.
Wer von den beiden hat denn jetzt Recht und warum hat er Recht?
Um diese Frage beantworten zu
können, ist es notwendig sich zu vergegenwärtigen, was die Wörter „machen“ und
„ergeben“ bedeutend. Auch wenn sie oft Synonym genutzt werden, so findet sich
eine klare Unterscheidung sogar im allgemeinen Sprachgebrauch wieder, nur wird
das oft nicht wahrgenommen. Aber bevor das Thema sein soll, soll es jetzt erst
einmal um die Bedeutung von „machen“ gehen.
Im Duden ist „machen“ als erstes
mit „herstellen, fertigen, anfertigen, produzieren“ beschrieben. Dies ist keine
neue Erkenntnis, aber man sollte diese Definition ab jetzt im Hinterkopf haben.
Was können wir also „machen“? Wir können Handys, Häuser, Flugzeuge, Kleidung,
Autos und unendlich viele weitere Dinge „machen“. Die Betonung liegt hierbei
aber auf „Dinge“. Alles was wir machen hat eine physische Komponente und ist
grundsätzlich als etwas „gemachtes“ zu erkennen. Etwas zu machen bedeutet
mindestens ein „Ding“ zu haben und es durch eine wie auch immer geartete
Manipulation zu einem anderen „Ding“ zu machen. Eine einfache Form des
„Machens“ haben unsere Vorfahren schon vor ca. 2,6 Millionen Jahren in der
Steinzeit betrieben – sie schlugen Steine aneinander und „machten“ dadurch
„Feuersteine“ oder „Jagdwaffen“. Wichtig ist die Erkenntnis, dass „machen“
immer mit der Manipulation eines schon vorhandenen Gegenstandes einhergeht, der
physisch manifestiert ist. Würde beispielsweise ein Volk von Alien unseren
Planeten beobachten und hätten sie genügend Kenntnisse über die Naturgesetzte
und grundlegende Kenntnisse über die Ökologie unseres Planeten, so würden sie
sofort erkennen, das wir „Macher“ sind. Sie würden die Autos, Flugzeuge,
Häuser, Städte, Straßen und alles andere als etwas „gemachtes“ und damit
„unnatürliches“ erkennen. Denn „machen“ bedeutet automatisch „unnatürlich“, da
ich nur durch die Manipulation eines schon vorhandenen Gegenstandes – der
„natürlich“ sein kann es aber nicht sein muss – etwas „machen“ kann.
Manipuliere ich jedoch einen „natürlichen“ Gegenstand so hebe ich ihn aus dem
Stadium des „natürlichen“ hinaus und lasse ihn damit „unnatürlich“ werden. Wie
zu sehen ist, ist das Wort „machen“ damit unabänderlich und unabdingbar mit
einem physisch vorhandenem Objekt verknüpft und sollte im sauberen
Sprachgebrauch auch nur im Zusammenhang mit so einem Objekt benutzt werden.
Bei dem Wort „ergeben“ ist die
Sachlage eine etwas andere. Die in diesem Zusammenhang bedeutende Definition
von „ergeben“ ist laut dem Duden „zum Resultat, zur Folge haben, aus etwas
folgen“. Interessant ist jedoch auch die zweite Bedeutung des Wortes „ergeben“,
nämlich „sich … einer Sache widmen“. Hiermit wird nämlich relativ zweifelsfrei
der Charakter von „ergeben“ beschrieben; „ergeben“ hat vor allem etwas mit immateriellen,
nicht direkt greifbaren Dingen zu tun. Um besser zu verstehen, was es mit
diesen „immateriellen“ Dingen auf sich hat, ist ein kleiner Ausflug in die
Vergangenheit hilfreich. Sprache, wie wir sie kennen, ist eine sehr neue
„Erfindung“ der Evolution und sie hat einen entscheidenden Nachteil: Sie ist
ein Konstrukt der Logik und damit willkürlich! Im Gegensatz zu all den Dingen,
die man „machen“ kann, ist die Sprache nicht an Naturgesetzte gebunden, da sie
etwas Immaterielles ist. Sprache erfährt keine Erdanziehung, ist nicht an
Diffusionsgesetzte gebunden und interessiert sich auch nicht für die
akustischen Eigenschaften der Gase. Sprache IST – nicht mehr und nicht weniger.
Welche Lautäußerungen welche Bedeutung haben ist vollkommen willkürlich im
Laufe der Kulturentwicklung festgelegt worden und sogar die Grammatik der
Sprache ist – wahrscheinlich nicht vollkommen aber doch zu Teilen – ein
einfaches Kulturprodukt ohne jeglichen physischen Hintergrund. Alles kann und
nichts muss. Jede Person kann seine eigene Sprache erfinden und etablieren,
wenn sie nur genügen andere Personen finden, die mit ihrer willkürlichen
Festlegung der Bedeutung von bestimmten Lauten übereinstimmen. Was hat Sprache
jetzt mit „ergeben“ und „machen“ zu tun?
Da Sprache ein Konstrukt der
Logik ist und Logik eine „Erfindung“ des Gehirns ist, ist sie ein immaterieller
Wert. Es ist unmöglich Sprache und damit auch die Logik zu messen. Dieselben
Alien, die das „machen“ der Menschheit auf unserem Planeten beobachten konnten,
sind nicht in der Lage die Sprache zu
beobachten. Sie können natürlich Gespräche belauschen und physikalisch
auswerten, aber das einzige was sie davon hätten wären Diagramme von
Schallwellen oder relative Häufigkeiten von bestimmten Wort- oder
Buchstabenkombinationen. Denn Sinn dahinter könnten sie nur begreifen, wenn sie
entweder eine ähnlich aufgebaute Grammatik haben oder sie es von den Menschen
erklärt bekommen. Ein solches immaterielles Gut kann also nicht „gemacht“
werden, da ausschließlich mit physisch vorhandenen Dingen etwas „gemacht“
werden kann. Allerdings „ergeben“ sich Antworten, Texte und Sinn aus der
Immaterialität der Logik. Wenn ein Autofahrer schnell auf eine Ampel zufährt
und diese auf „Rot“ umspringt, so „ergibt“ sich in seinem Kopf etwas, das ihn
hoffentlich dazu bringt zu bremsen. Es gibt jedoch kein Naturgesetzt, das ihn
dazu zwingen würde, sondern er „ergibt“ sich einer soziokulturellen Konvention,
ohne dass es einen zwingenden Grund – ein Naturgesetz - dafür geben würde.
Wie man sieht kann man nur mit
physisch vorhandenen Dingen etwas „machen“, während sich
immaterielle, auf
Logik basierende Konstrukte nur „ergeben“ können. Nun zurück zu der
sprachlichen Differenzierung, die wir oft nutzen ohne uns dieser Bewusst zu
sein. „Was macht ihr heute Abend so?“ „Keine Ahnung, mal sehen was sich so
ergibt!“ Das „Machen“ bezieht sich hier eindeutig auf eine Tätigkeit, sei es
das Backen einer Pizza oder das Leeren von möglichst vielen Flaschen
alkoholhaltiger Getränke. In jedem Fall ist diese Tätigkeit mit der
Manipulation von physisch vorhandenen Dingen verbunden. Das „Ergibt“ beschreibt
den Prozess, über den es vielleicht dann zum „machen“ kommt, eine spontane oder
geplante Verknüpfung von Gedanken, die dann eine Lösung „ergeben“. Wie man
sieht ist es also gar nicht schwer sich den Unterschied zu merken, denn
eigentlich hat man ihn schon lange verinnerlicht.
Natürlich steht es jedem frei die
Sprache so zu benutzten wie man es gerne möchte und da Sprache ja lediglich ein
konventionell festgelegtes Konstrukt ist unterliegt sie auch einem
immerwährenden Wandel. Aber trotzdem ist es schön, wenn man sich über die
Differenzierungsmöglichkeiten der Sprache im Klaren ist, weil die sehr viel
über die Person, die spricht, aussagt.
Das ergibt Sinn - einfach gesagt aber offensichtlich schwierig gedacht
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