Der Papstrücktritt, die Diskussion um die steigenden Kosten von Stuttgart
21, der Rücktritt von Frau Schavan und ihr Vorgehen gegen die Feststellung der
Universität, dass ihre Arbeit fehlerhaft ist …. Diese und viele andere größere
Ereignisse haben in den letzten vier Wochen die Presse beschäftigt. Neben
diesen Ereignissen, die nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine
politische und moralische Dimension haben, passierten noch viele kleine Dinge,
die eher für den lokalen Raum interessant waren. Normalerweise ist die
Verarbeitung und Aufarbeitung dieser Flut an Informationen ein ganz natürlicher
Bestandteil des Alltags. Das man dafür ein wenig Zeit benötigt, wird einem
meist erst dann bewusst, wenn man diese Zeit nicht mehr hat.
Wenn man aufgrund bestimmter schulischer oder beruflicher Phasen dazu
gezwungen, einen Großteil des Tages für bestimmte Aufgaben zu nutzen, so wird
man früher oder später Nachrichten nur
noch rudimentär verfolgen. Je nach Freundes- und Bekanntenkreis dauert es ein
wenig, bis man bemerkt, dass man den anderen in aktuellen politischen Tagesgeschehen
deutlich hinterherhinkt. Bei Gesprächen mit Personen, die nicht in der selben,
zeitaufwändigen Phase sind, wie man selber, wird es einem meist sogar noch
deutlich bewusst, wie viel man in dieser Zeit „verpasst“. Aber ist „verpassen“
hierbei überhaupt das richtige Wort? Dank eines nahezu weltumspannenden
Mobilfunknetz und des fast ebenso weit verbreiteten Internets werden
Nachrichten in der heutigen Welt nahezu ohne Zeitverzögerung weitergeleitet und
veröffentlicht. Während man noch vor zwanzig oder dreißig Jahren erst eine überregionale
Zeitung kaufen musste, um zu erfahren, was am Vortag geschah, kann man heutzutage
problemlos in Echtzeit Ereignisse weltweit verfolgen. Wahlen in Italien? Ein
Raketenbeschuss in Syrien? Krieg in Mali? Piratenangriffe vor Somalia? Über all
diese Ereignisse wird Zeitnah auf einer Vielzahl von Internetseiten berichtet.
Da sich bei vielen Ereignissen die Berichte auf verschiedene Quellen stützen,
ist es notwendig, sich durch einen guten Querschnitt der Berichte zu arbeiten,
um ein gutes Bild der Situation zu erhalten. Dieses Einlesen in die Materie ist
aber auch notwendig, um in dieser Informationsflut nicht vollkommen den
Überblick zu verlieren. Denn die unglaubliche t Diversität des heutige Angebot
an Nachrichten ist nicht nur positiv zu bewerten.
Bei vielen Personen, Jugendlichen wie auch Erwachsenen, herrscht der
gefährliche Irrglaube, dass man heute deutlich besser informiert ist als vor
zehn Jahren. In einem Land , in dem anscheinend fast jeder ein Smartphone
besitzt und damit jederzeit neue Nachrichten lesen kann, mag dies
offensichtlich erscheinen. Doch wird leider sehr häufig vergessen, dass zwar
die Quantität der Nachrichten zugenommen hat, nicht jedoch unbedingt die
Qualität. Da auch die großen überregionalen Zeitungen im Moment mit
finanziellen Problemen zu kämpfen haben, liefern auch sie sich auf ihren
Webpräsenzen ein Rennen um die besten Storys. Häufig wird nicht lange
recherchiert, sondern einfach gleich berichtet, damit man der erste ist, der
die Story auf der Homepage hat. Dies steigert natürlich die Anzahl der Klicks
und damit auch die Bekanntheit der Zeitung, ihre Werbeeinnahmen etc. Gerade bei
komplizierten Sachverhalten, die eine differenzierte Betrachtung erfordern, macht
sich häufig mangelnde Sorgfalt bemerkbar. Zwar gab es auch schon vor dem
Zeitalters des Internets einen harten Wettbewerb um die beste Titelstory, aber
dieser Wettbewerb hatte lange nicht die Intensität, die er heute hat. Dieser Wettbewerb
sorgt zwar dafür, dass man immer auf dem neusten Stand ist, fordert aber
gleichzeitig auch mehr Sorgfalt vom Leser, da dieser mehrere Quellen lesen
muss, um sich eine halbwegs neutrale Meinung bilden zu können.
Wir leben in einer schnelllebigen Welt, dies zeigt sich auch in der Anzahl
Nachrichten. Doch wie sehr wir abhängig von ihnen geworden sind, zeigt sich
immer erst dann, wenn einem einmal die Zeit fehlt, sie zu lesen. In einer
Informationsgesellschaft wie der unseren ist dies noch kein großes Manko, aber
im persönlichen Umfeld wird man schnell feststellen, dass man immer öfter nicht
mitreden kann. Aber da sich arbeitsintensive Phasen nun weder im Beruf noch in
der Schule noch in der Universität vermeiden lassen, muss man entweder damit
leben lernen oder den persönlichen Tag einfach um eine oder zwei Stunden
verlängern. Doch spätestens mit Ende der entsprechenden Phase kann man wieder
voll in den Wahnsinn dieser Welt eintauchen und sich darüber wundern, dass man
dieses Chaos immer wieder haben muss.
Mehr Nachrichten!
Weniger Information?
Nachrichtenflut beschreibt es sehr gut.
AntwortenLöschenIch wundere mich oft darüber, wie manche Nachrichten noch tagelang auf der Titelseite sein können und selbst nach Wochen noch nicht alt geworden sind.
Man nehme als Beispiel nur die Wahl des neuen Papstes - schön, die Kirche hat ihr neues Oberhaupt. Aber deswegen müssen doch nicht TAGELANG die ersten vier Seiten der Tagsezeitung sich um den neuen Papst drehen.
Am lächerlichsten war der kürzlich aufgekommene Bericht bei uns in der Tageszeitung, auf der Titelseite, ganz gross: DIE LIEBESROMANZE! Wie skandalös! Wie unheimlich wichtig! Achdumeinegüte!
Eigentlich ging's darin nur darum, das der neue Papst als er 12 war, in ein Mädchen verliebt, welches jedoch nichts von ihm wollte. Mit 12. 12! Ist das ihr verdammtes Ernst? Mit 12 hat man doch noch nicht alle Gehirnzellen und Hormone am richtigen Ort!
Im Grunde ist diese ständige Nachrichtenflut verdammt gefährlich. Die meisten glauben wirklich alles, was in der Zeitung steht. Sie bilden sich eine feste Meinung, ohne auch wirklich eine Ahnung von etwas zu haben. Es steht in der Zeitung, also muss es ja wahr sein, oder?
Genau auf diese Art und Weise bilden sich diese teilweise total unberechtigten Vorurteile und Meinungen, die einen Menschen, der nicht auf die Medien hört und sich seine eigene Meinung bildet, total aus der Gesellschaft ausgrenzen können.
Die Schule fördert das selbstständige Denken auch nicht gerade.
Auf jeden Fall ein toller Post - informativ, tolle Überlegungen und absolut wahr. Gefällt mir wirklich gut!