Montag, 7. Januar 2013

Die EEG-Umlage und ihre Folgen



In den letzten Tagen geisterte die Meldung, dass die Verbraucher für das Jahr 2012 nun fast 17 Milliarden Euro für Strom aus erneuerbaren Energien bezahlt haben, durch die Presse. Das entspricht zwar ziemlich exakt den 16,61 Milliarden, die die Bundesnetzagentur schon im Oktober 2011 für das Jahr 2012 prognostiziert haben, aber das muss der Leser schließlich nicht wissen. Die Kommentare, die dann unter den Artikel standen waren natürlich weitestgehend gegen die Einspeisung von „Öko-Strom“ in das Stromnetz. Gerne wurde dann noch süffisant auf den Anstieg der EEG-Umlage von 3,5 Cent im Jahr 2012 auf 5,3 Cent für das Jahr 2013 hingewiesen, meist mit der Schlussfolgerung, dass der Strom in Deutschland in spätestens 10 Jahren nicht mehr zu bezahlen ist. Auf den ersten Blick scheint dies der Fall zu sein, da die EEG-Umlage bis jetzt jedes Jahr anstieg und der Ausbau der erneuerbaren Energien noch lange nicht beendet ist. Wenn man sich aber ein wenig mit der Materie vertraut macht, sieht der Sachverhalt auf einmal fundamental anders aus.

Der ziemlich heftige Anstieg der EEG-Umlage um ca. 45 % lässt zu einem sehr großen Teil einfach darauf zurückführen, dass die Bundesregierung 2012 weitere Ausnahmeregeln beschlossen hat, die bestimmte Betriebe weitestgehend von der Zahlung der EEG-Umlage befreien. Die Unternehmen, die diese Umlage kaum noch zahlen müssen, sogenannte „privilegierte Unternehmen“, haben 2012 ca. 18% des Stroms verbraucht, aber nur 0,3% der EEG-Umlage getragen. Dieses krasse Missverhältnis hat Deutschland im Juli 2012 auch ein Beihilfeverfahren der EU-Kommission eingebracht, da diese hier eine eindeutige Wettbewerbsverzerrung sieht. Ein „privilegiertes Unternehmen“ wird man einfach dadurch, dass man sehr viel Energie verbraucht. Anstatt bei diesen Unternehmen einen Anreiz zur Senkung des Energieverbrauches zu setzten, belohnt man sie sogar noch dafür, dass sie viel Energie verbrauchen. Dies geschieht natürlich im Namen der „Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Industrie“ und deshalb ist eine eventuelle Änderung dieser Regelungen auch von vornherein indiskutabel. Das dank diesem Verfahren viele Mittelständler, die auch viel Energie verbrauchen, aber nicht den Status eines „privilegierten Unternehmen“ erreichen, durch die höheren Energiekosten benachteiligt werden, ist anscheinend egal. Es scheint in diesem Fall eine eindeutige Klienten - Politik zugunsten der Großunternehmen stattzufinden. Würden alle Stromabnehmer gleichmäßig belastet, könnte die EEG-Umlage sogar auf ca. 3 ct/kWh abgesenkt werden. Das ist deutlich weniger, als die letzten zwei Jahre bezahlt wurde. Die Mär des teuren „Öko-Stroms“ wird also vor allem durch die vielen „privilegierten Unternehmen“ erzeugt, die zwar von den gesunkenen Strompreisen profitieren, aber dem Rest der Republik höhere Kosten hinterlassen.

Gesunkenen Strompreise? In den ersten drei Quartalen des Jahres 2012 lag der Strompreis an der Leipziger Strombörse bei 4,3 Cent, im Vorjahreszeitraum waren es aber noch 5,1 Cent. Würden die Stromversorger ihre gesunkenen Einkaufskosten an die Stromabnehmer weitergeben, so würde der Strom ca. 2 ct/kWh weniger kosten. Anstatt einer geringen Stromrechnung mussten Privatverbraucher aber seit 2008 ca. 20 % mehr für ihren Strom zahlen. Industriekunden konnten sich in diesem Zeitraum hingegen über eine Senkung des Strompreises um 3 % freuen. Strom wird durch die erneuerbaren Energien also nicht teurer, sondern billiger; es profitieren aber dank vielen verschiedenen Regelungen fast nur große Unternehmen davon. Wenn die Politik endlich vernünftige Anreize für die Stromversorger, Netzbetreiber und Großunternehmen setzten würde, die Energiewende zu unterstützen, wären wir  wahrscheinlich schon um einiges weiter. Aber solange es für die freie Wirtschaft billiger ist, nichts zu ändern, wird sich auch nichts ändern. Und es hat auch den Anschein, als ob viele Privatverbraucher in Deutschland nicht großartig an einer Änderung der aktuellen Situation interessiert sind. Man bekommt im Moment immer wieder den Eindruck, als ob viele Personen gerne sämtliche Atomkraftwerke wieder ans Netz nehmen möchten und dafür alle Windräder, Solaranlagen und das ganze andere „grüne Gewäsch“ wieder demontieren wollen. Meist begründen sie dies mit den riesigen Kosten, die im Zuge der Umstellung noch auf uns zukommen werden. Und in diesem Punkt stimme kann man den Kritikern auch voll und ganz zustimmen.

Die Förderung der Energiewende wird Deutschland noch einige Milliarden kosten, die, direkt oder indirekt, vom Steuerzahler finanziert werden müssen. Lohnt sich das überhaupt? Wer gerne mit Zahlen spielt, kann die Kosten der erneuerbaren Energien einmal mit den Kosten der Atomenergie, der angeblich billigsten Energie, vergleichen. Das Ergebnis wird einen wahrscheinlich zum Nachdenken anregen. Bis heute wurde die Atomenergie mit 204 Milliarden Euro subventioniert. Bis zum Ausstieg werden wahrscheinlich weitere 100 Milliarden dazukommen. Die Kosten der EEG-Umlage mit etwas mehr als 17 Milliarden in diesem Jahr und einer insgesamt sinkenden Tendenz nehmen sich geradezu klein dagegen aus. Eine Kilowattstunde Atomstrom wird vom Staat mit 4,3 ct/kWh subventioniert, das ist deutlich mehr, als die EEG-Umlage bis 2012 und nur ein wenig weniger im Vergleich zur EEG-Umlage 2013. In diesem Kosten sind die Kosten für die Entsorgung des Atommülls, den hunderttausendjährigen Betrieb von Endlagern und die unversicherbaren Risiken noch nicht mit einkalkuliert. Wenn man sich also über teure Energie beschweren möchte, sollte man vielleicht bei der Atomenergie anfangen. Danach kann man sich dann guten Gewissens auf den „Öko-Strom“ stürzen.

Es gibt einen Punkt in dieser gesamten Debatte, der mich persönlich immer wieder sehr betroffen macht. Es wird über Kosten, wirtschaftliche Risiken und die Notwendigkeit von „Öko-Strom“ gestritten, aber es redet niemand über die langfristigen Aussichten. Auf lange Sicht werden Öl und Gas zu knapp sein, um aus ihnen noch Strom produzieren zu können und Atomkraft ist aufgrund des viel zu großen immanenten Sicherheitsrisikos auch nicht tragbar. In Zukunft werden alle Staaten der Welt auf erneuerbare Energien umsteigen müssen, oder sie lernen vollständig ohne Strom zu leben. Solange wir noch problemlos über Strom aus fossilen Energieträgern verfügen, sollten wir die Chance nutzen, unser System vollständig auf regenerative Energien umzustellen. Fangen wir damit erst an, wenn das System zu kippen beginnt, werden wir mit großer Sicherheit diese Herausforderung nicht mehr bestehen. Legen wir jetzt den Grundstein für eine Energieversorgung aus regenerativen Energien, haben die nachfolgenden Generationen immerhin eine Chance auch in Zukunft noch über Strom zu verfügen. Aber da die Zukunft anscheinend keinen interessiert, bleibt es beim Bitten und Bangen ob die Energiewende vollständig ablaufen wird. Solange wir jedoch von fossilen Energieträgern abhängig sind, sind unsere Überlebenschancen in der Zukunft Fall eher gering.  

Erst kommt die Katastrophe, dann die Einsicht - 
Zu spät!

1 Kommentar:

  1. Klasse Artikel.
    Genau meine Meinung.
    Ich habe noch nie verstanden, WIESO diese zurückgebliebenen Energiegewinnungs-Methoden so viel besser sein sollen; sie verschmutzen die Umwelt und Klauen der Erde kostbare Ressourcen. Dass eine neue Entwicklung Geld kostet ist doch logisch, auch das bauen der ganzen Atomkraftwerke etc hat irgendwann mal viel Geld gekostet. Warum wird so viel in so unsinniges Zeug wie weltallforschung und Unterhaltungsmedien investiert - aber keiner sieht die Pflicht, dass etwas neues einfach erschaffen werden muss?! Bis die ganze Welt mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann wird noch extrem viel Geld ausgegeben werden, ABER irgendwann ist die Bauphase vorbei und dann würden wir davon profitieren, weniger Umweltverschmutzung und eine ziemlich endlose Möglichkeit, Energie herzustellen sollten es doch Wert sein?! Wer von den vielen Leuten, die unbedingt Atomkraft wollen, wollen denn auch gerne neben einem unsicheren atomendlager wohnen, hm? Ich kenne jedenfalls keinen Freiwilligen.
    Eine Schande, dass die riesigen Stromkonzerne so eine macht auf Regierung und Weiterentwicklung haben... Am Ende nützt es doch nur den aktuellen Chefs, die sich eine Goldene Nase verdienen wollen und deshalb alles aus dem weg Räumen, was ihrem stromgeschäft irgendwie gefährlich werden könnte. Traurig und armselig zu gleich...

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