Samstag, 11. August 2012

Die Ehe zwischen homosexuellen Partnern


Um das Sommerloch in der Politik zu füllen, werden gerne irgend welche sinnlosen Diskussionen angefangen, bei den man von vornherein weiß, dass sie ohne weitere Bedeutung sind. Dieses Jahr wurde jedoch geschickter Weise, da auch die Medien jetzt unter chronischem Mangel an Neuigkeiten leiden,  ein Thema angesprochen, dass ein bisschen Aufmerksamkeit verdient hat: Die Ehe zwischen homosexuellen Paaren. Besser gesagt, der Gleichstellung dieser Ehe mit einer Ehe zwischen heterosexuellen Paaren. Der wichtigste Diskussionspunkt sind verschiedene Steuervorteile, die homosexuelle Ehepaare nicht haben, über die heterosexuelle Ehepaare jedoch verfügen. Außerdem geht es noch um das Adoptionsrecht, da homosexuelle Ehepaare auch dort benachteiligt sind.

Der interessanteste Punkt der gesamte Diskussion, von finanztechnischer Seite aus gesehen, dürfte das „Ehegattensplitting“ sein. Ehegattensplitting bedeutet, dass die Einkommen der beiden Ehepartner im Endeffekt so besteuert werden, als ob sie genau zur Hälfte von jedem Partner erarbeitet worden wären. Dies führt in der Regel zu einem steuerlichen Vorteil im Vergleich zu einer normalen Besteuerung von den Einzeleinkommen. Im Endeffekt ist die steuerliche Ersparnis in den allermeisten Fällen anscheinend jedoch nicht allzu groß und es scheint auch so, als ob es jemanden arm machen würde, wenn er keinen Gebrauch von dem Ehegattensplitting macht. Man könnte sich also die Frage stellen, warum man sich dann überhaupt Gedanken über so etwas macht. Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach, die Reaktionen auf sie zeigen jedoch deutlich, warum die Menschheit nicht in der Lage ist, halbwegs freundlich miteinander umzugehen.
Das wichtigste bei dieser Debatte sind nicht die steuerlichen Vorteile der heterosexuellen Paare gegenüber den homosexuellen Paaren, es sind auch nicht die Nachteile, die homosexuelle Paare bei Adoptionen haben. Der Kern der Debatte ist die Gleichberechtigung von homosexuellen Ehepaaren! Das diese Partnerschaften überhaupt zu Stande kommen können und mittlerweile in der Lage sind, sich öffentlich für ihre Rechte einzusetzen, ohne gleich eine Strafe fürchten zu müssen, ist ein gutes Zeichen. Es sollte auch, vor allem vor dem Hintergrund der Probleme, die Homosexuelle aktuell beispielsweise in Russland bekommen, als eine positive Errungenschaft anerkannt werden. Das homosexuelle Paare jedoch noch bei sehr vielen Dingen weniger rechte haben als bei heterosexuellen Paaren, sollte zum Nachdenken anregen.

Mit welcher Begründung kann man einem einzelnen Menschen oder einer Partnerschaft einfach weniger Rechte einräumen als anderen? Bevor irgendjemand sich nach Lesen des Wortes „Homosexuell“ in Rage redet, sollte er sich einmal diese Frage selber einmal ehrlich beantworten! Was muss ein Mensch getan haben, damit er weniger Rechte besitzt als der Rest? Es gibt, wenn man einmal die Geheimnisträger und ihre Sonderstellung beiseitelässt, nur zwei Gruppen von Personen, die weniger Rechte besitzen als andere Bürger. Das sind zum einen Kinder und Behinderte, die noch nicht in der Lage sind, die Konsequenzen für ihre Handlungen zu tragen, da sie die Folgen ihrer Handlungen nicht erfassen können. Zum anderen sind es Menschen, die straffällig geworden sind und deshalb über einen bestimmen Zeitraum aus unserem gesellschaftlichen System entfernt werden. Gehören Homosexuelle zu einer dieser Gruppen? Für den Fall, dass irgendjemand der Meinung ist, dass sie zu der ersten Gruppe gehören: Haben sie ihre sexuelle Ausrichtung frei gewählt und sich damit bewusst außerhalb der gesellschaftlichen Norm gestellt? Nein, haben sie nicht! Und das Homosexualität kein Verbrechen ist, sollte eigentlich keine weitere Argumentation wert sein. Da nun aufgezeigt wurde, dass es keinen nachvollziehbare logische Begründung für eine Benachteiligung von homosexuellen Ehepaaren gibt, sollte man sich die irrationalen Gründe für diese Benachteiligung einmal ansehen.

Die meisten Gegner von gleichgeschlechtlichen Ehen findet man im konservativ-christlichen Milieu. Die meisten der „Argumente“ aus diesem Milieu sind mittlerweile glücklicherweise als schwachsinnig eingesehen worden, aber es gibt ab und an immer noch Personen, die auf die Bibel hinweisen und an ihr schön aufzeigen, dass Gott gegen Homosexuelle war. Glücklicherweise leben wir in einer säkularen Gesellschaft und können solche Einwürfe getrost ignorieren. Auch das immer noch recht beliebte Argument, dass es „gegen die Natur“ sei, wenn zwei Partner des gleichen Geschlechtes heiraten, kommt zum Glück immer weiter aus der Mode. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass es sich auch in den erzkonservativen Kreisen langsam herumgesprochen haben muss, dass Homosexualität ein Verhalten ist, dass bei sehr vielen Tierarten zu beobachten ist und dass dieses Verhalten eben deshalb vollkommen natürlich ist. Es ist mittlerweile auch schon als gesichert anzusehen, dass die Gene eine sehr wichtige Rolle bei der sexuellen Orientierung übernehmen und es sind auch schon Genabschnitte auf verschiedenen Chromosomen identifiziert worden, die ein Lebewesen tendenziell homosexuell machen. Wem das nicht an Beweisen reicht, der kann sich noch mit Zwillingsstudien befassen. Die belegen, dass bei eineiigen Zwillingen, wenn ein Kind homosexuell ist, das zweite mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% homosexuell ist. Auch dies ist ein eindeutiger Hinweis auf genetischen und/oder hormonellen Einfluss. Das Argument, dass in letzter Zeit an Popularität gewinnt, zielt jedoch auf etwas ganz anderes ab. Mittlerweile wird ernsthaft damit argumentiert, dass Homosexuelle keine Kinder bekommen könnten und es deshalb ungerecht wäre, wenn sie in den Genuss von den Steuervorteilen der heterosexuellen Ehen kämen, da aus diesen Ehen schließlich Kinder entstehen könnten. Und das Ziel einer Ehe seien schließlich die Kinder! Oder etwa nicht?

Der logischen Fehler in dieser Argumentation ist so offensichtlich, dass ich persönlich es sehr schade finde, dass erwachsene Personen so etwas überhaupt äußern. Der Sinn einer Ehe ist das Versprechen einer lebenslangen Treue, nicht Kinder zu bekommen! Das Versprechen dieser Treue mag für einige altertümlich und nicht mehr Zeitgemäß sein, aber es ist doch ein besonderes Versprechen, dass einigen Wert hat. Wenn Kinder aus einer Ehe resultieren, so ist dies schön, aber im Eheversprechen verpflichtet man sich nicht dazu! So gesehen fehlt also schon einmal die Grundlage für Benachteiligung von Ehepaaren, die keine Kinder bekommen können. Und diese Ehepaare müssen noch nicht einmal homosexuell sein. Es gibt in Deutschland eine immer größer werdende Anzahl an Ehepaaren, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt oder die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben. Soll diese Ehepaare nun auch alle steuerlichen Erleichterungen gestrichen werden? Wer also die Gleichstellung der Ehe von homosexuellen Paaren mit der Begründung der damit garantierten Kinderlosigkeit verhindern möchte, muss im selben Atemzug auch allen Ehepaaren ohne Kinder die Steuererleichterungen aberkennen. Man sieht also, dass es kein einziges Argument gibt, dass sich irgendwie gegen eine Gleichstellung von homosexuellen verwenden lässt. Es ist außerdem auch eine gewisse Schande für unsere Gesellschaft zu wissen, dass Personen nur aufgrund gewisser harmloser Abweichungen von der Norm von uns ausgeschlossen werden. Eine Gesellschaft ist immer nur so gut, wie sie sich gegenüber ihrer Minderheiten verhält!

Einer Heirat zwischen homosexuellen steht in Deutschland glücklicherweise seit einiger Zeit nichts mehr im Wege. Hoffentlich wird diese Heirat nun endlich auch als vollwertige Partnerschaft anerkannt und damit ein weiteres Stück Menschlichkeit bewiesen. Das die katholische Kirche, und in einigen Fällen auch die evangelische Kirche, sich gegen solche Heiraten ausspricht, zeugt mal wieder von ihrer Weltfremdheit, ist jedoch akzeptabel, da die kirchliche Heirat schließlich keinen rechtlichen Wert hat. Diskussionen mit Kirchenvertretern mit dem Ziel, diese ablehnende Haltung zu ändern scheinen im Moment zumindest auch aussichtslos zu sein und da die Kirche anscheinend noch genug Mitglieder hat, müssen sie auch nicht geführt werden. Es gilt nun mit Spannung die Entscheidung der Politik in dieser Frage abzuwarten und zu hoffen, dass sie sich von der Logik leiten lässt um eine Entscheidung zu treffen, die die Würde vieler Menschen in Deutschland wahren würde!

It's okay to be gay!

2 Kommentare:

  1. ich verstehe ehrlichgesagt den grund nicht, warum homosexuelle paare heiraten dürfen, aber trotzdem nicht in den genuss aller damit verbundenen rechte und vorteile kommen...
    mit der rechtslage kenne ich mich nicht so aus, mir ist gar nicht bewusst, was es so alles mit sich bringt, wenn man heiratet. aber WIESO wird es homosexuellen paaren erlaubt zu heiraten und dann werden da quasi "abstriche" gemacht?! alleine das klingt mir schon nach mieser heuchelei, denn so scheinen homosexuelle zwar oberflächlich gleichgestellt zu werden, werden aber trotzdem nicht 100%ig gleichberechtigt.

    und von der kirche will ich gar nicht erst anfangen, bei deren ansichten rede ich mich nur wieder in rage v___v

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  2. Hallo Pearl,
    bevor ich auf diesen Post genauer eingehe, will ich noch kurz etwas anderes zu dem Thema "Homo(phob)" sagen.
    Und zwar habe ich heute einen Artikel in der Zeitung gelesen, in dem einer katholischen Kindergärtnerin gekündigt wurde, weil sie lesbisch ist und das offen gesagt hat. Von dem Pfarrer wurde ihr Lebensstil als "unnatürlich" bezeichnet. Ich war ehrlich angepisst während ich das gelesen habe. Am schlimmsten finde ich, dass sowas heutzutage in Deutschland noch statt findet. Ja, vor vielen Jahren, da war das vielleicht normal (was das ganze zwar nicht besser macht, aber abschwächt), aber wir leben verdammt noch mal in einer Gesellschaft in der unsere Computer schlauer sind als wir Menschen selbst, die erste Marslandung geschieht, immer neuere und bessere Dinge entwickelt werden und da finde ich es einfach nur erbärmlich zu sehen, dass es Menschen gibt, die vom Intellekt her auf dem Stand eines Neandertalers stehen geblieben sind.
    Bah, sorry. Bei dem Thema raste ich manchmal aus, aber ich finde es einfach nur so unfair. Ich versteh nicht, was in den 'Gehirnen' einiger (katholischer) Pfarrer, Rechtsradikaler und anderer erzkonservativer Menschen vorgeht. Ich versteh's einfach nicht und es macht mich wahnsinnig, wenn ich Dinge nicht verstehe.

    Nun gut, zu der Homosexuellen-Ehe habe ich eigentlich genau das Gleiche zu sagen.
    Ich versteh es verdammt nochmal nicht!

    Ich kenne homosexuelle Menschen und weiß, wie verdammt schwer es für sie ist, sowohl vom rechtlichen her als auch vielleicht vor einer erzkonservativen Familie, nicht komplett an dem "Outing" zu zerbrechen.

    Ich bin zwar auch sehr froh, dass es Menschen (wie dich z.B.) gibt, die sich mal Gedanken zu dem Thema gemacht haben. Denn wenn man das mal auf soziale und logische Weise macht, kommt bei raus, dass jegliche Art des Spotts und des Unterteilens in 'normal' und 'unnormal' unangebracht ist.
    Aber zum Anderen, machen mich Menschen furchtbar wütend (und auch in gewisser Weise traurig), die behaupten, wir würden in einer liberalen und toleranten Gesellschaft leben.
    Klar, es ist heute einfacher als Lesbe oder Schwuler zu heiraten, als früher, das allein ändert aber nicht die fest eingefrorenen Meinungen in den Köpfen mancher, dass homosexuell 'komisch' ist.

    Und ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich solche Diskussion schwachsinnig finde. Lieber sollte man bessere Aufklärungsarbeit in dem Thema bei Kindern und Jugendlichen leisten. Bei 70-jährigen Opas, die empört sind, wenn ein schwules Ehepaar sich in ihrem spießbürgerlichen Dorf ein'nistet', ist meiner Meinung nach alles zu spät.

    Aber das ist das Tolle, unsere (auch wenn ich jetzt nicht weiß, wie alt du bist, sag ich einfach mal 'uns')Generation hat die Möglichkeit bei der Erziehung der eigenen Kinder diese konservative Denkweise zu durchbrechen.

    Jap, ich weiß, das klang jetzt noch sehr dramatisch am Ende, aber ien Bisschen Drama schadet nie. :D

    Ich freu mich übrigens immer total über deine Posts, es gibt so wenig Blogger, die auch mal über 'ernstere' Themen schreiben und das ist irgendwie schade.

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