Um das Sommerloch in der Politik zu füllen, werden gerne irgend welche
sinnlosen Diskussionen angefangen, bei den man von vornherein weiß, dass sie
ohne weitere Bedeutung sind. Dieses Jahr wurde jedoch geschickter Weise, da
auch die Medien jetzt unter chronischem Mangel an Neuigkeiten leiden, ein Thema angesprochen, dass ein bisschen
Aufmerksamkeit verdient hat: Die Ehe zwischen homosexuellen Paaren. Besser
gesagt, der Gleichstellung dieser Ehe mit einer Ehe zwischen heterosexuellen
Paaren. Der wichtigste Diskussionspunkt sind verschiedene Steuervorteile, die
homosexuelle Ehepaare nicht haben, über die heterosexuelle Ehepaare jedoch
verfügen. Außerdem geht es noch um das Adoptionsrecht, da homosexuelle Ehepaare
auch dort benachteiligt sind.
Der interessanteste Punkt der gesamte Diskussion, von finanztechnischer
Seite aus gesehen, dürfte das „Ehegattensplitting“ sein. Ehegattensplitting
bedeutet, dass die Einkommen der beiden Ehepartner im Endeffekt so besteuert
werden, als ob sie genau zur Hälfte von jedem Partner erarbeitet worden wären.
Dies führt in der Regel zu einem steuerlichen Vorteil im Vergleich zu einer
normalen Besteuerung von den Einzeleinkommen. Im Endeffekt ist die steuerliche
Ersparnis in den allermeisten Fällen anscheinend jedoch nicht allzu groß und es
scheint auch so, als ob es jemanden arm machen würde, wenn er keinen Gebrauch
von dem Ehegattensplitting macht. Man könnte sich also die Frage stellen, warum
man sich dann überhaupt Gedanken über so etwas macht. Die Antwort auf diese
Frage ist eigentlich ganz einfach, die Reaktionen auf sie zeigen jedoch
deutlich, warum die Menschheit nicht in der Lage ist, halbwegs freundlich
miteinander umzugehen.
Das wichtigste bei dieser Debatte sind nicht die steuerlichen Vorteile der
heterosexuellen Paare gegenüber den homosexuellen Paaren, es sind auch nicht
die Nachteile, die homosexuelle Paare bei Adoptionen haben. Der Kern der Debatte ist die
Gleichberechtigung von homosexuellen Ehepaaren! Das diese Partnerschaften
überhaupt zu Stande kommen können und mittlerweile in der Lage sind, sich
öffentlich für ihre Rechte einzusetzen, ohne gleich eine Strafe fürchten zu
müssen, ist ein gutes Zeichen. Es sollte auch, vor allem vor dem Hintergrund der
Probleme, die Homosexuelle aktuell beispielsweise in Russland bekommen, als
eine positive Errungenschaft anerkannt werden. Das homosexuelle Paare jedoch
noch bei sehr vielen Dingen weniger rechte haben als bei heterosexuellen
Paaren, sollte zum Nachdenken anregen.
Mit welcher Begründung kann man einem einzelnen Menschen oder einer
Partnerschaft einfach weniger Rechte einräumen als anderen? Bevor irgendjemand sich nach Lesen des
Wortes „Homosexuell“ in Rage redet, sollte er sich einmal diese Frage selber
einmal ehrlich beantworten! Was muss
ein Mensch getan haben, damit er weniger Rechte besitzt als der Rest? Es
gibt, wenn man einmal die Geheimnisträger und ihre Sonderstellung beiseitelässt,
nur zwei Gruppen von Personen, die weniger Rechte besitzen als andere Bürger.
Das sind zum einen Kinder und Behinderte, die noch nicht in der Lage sind, die
Konsequenzen für ihre Handlungen zu tragen, da sie die Folgen ihrer Handlungen
nicht erfassen können. Zum anderen sind es Menschen, die straffällig geworden
sind und deshalb über einen bestimmen Zeitraum aus unserem gesellschaftlichen
System entfernt werden. Gehören Homosexuelle zu einer dieser Gruppen? Für den
Fall, dass irgendjemand der Meinung ist, dass sie zu der ersten Gruppe gehören: Haben sie ihre sexuelle Ausrichtung frei
gewählt und sich damit bewusst außerhalb der gesellschaftlichen Norm gestellt?
Nein, haben sie nicht! Und das Homosexualität kein Verbrechen ist, sollte
eigentlich keine weitere Argumentation wert sein. Da nun aufgezeigt wurde, dass
es keinen nachvollziehbare logische Begründung für eine Benachteiligung von
homosexuellen Ehepaaren gibt, sollte man sich die irrationalen Gründe für diese
Benachteiligung einmal ansehen.
Die meisten Gegner von gleichgeschlechtlichen Ehen findet man im konservativ-christlichen
Milieu. Die meisten der „Argumente“ aus diesem Milieu sind mittlerweile
glücklicherweise als schwachsinnig eingesehen worden, aber es gibt ab und an
immer noch Personen, die auf die Bibel hinweisen und an ihr schön aufzeigen, dass
Gott gegen Homosexuelle war. Glücklicherweise leben wir in einer säkularen
Gesellschaft und können solche Einwürfe getrost ignorieren. Auch das immer noch
recht beliebte Argument, dass es „gegen die Natur“ sei, wenn zwei Partner des
gleichen Geschlechtes heiraten, kommt zum Glück immer weiter aus der Mode. Dies
dürfte vor allem daran liegen, dass es sich auch in den erzkonservativen Kreisen
langsam herumgesprochen haben muss, dass Homosexualität ein Verhalten ist, dass
bei sehr vielen Tierarten zu beobachten ist und dass dieses Verhalten eben
deshalb vollkommen natürlich ist. Es ist mittlerweile auch schon als gesichert
anzusehen, dass die Gene eine sehr wichtige Rolle bei der sexuellen
Orientierung übernehmen und es sind auch schon Genabschnitte auf verschiedenen
Chromosomen identifiziert worden, die ein Lebewesen tendenziell homosexuell
machen. Wem das nicht an Beweisen reicht, der kann sich noch mit
Zwillingsstudien befassen. Die belegen, dass bei eineiigen Zwillingen, wenn ein
Kind homosexuell ist, das zweite mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%
homosexuell ist. Auch dies ist ein eindeutiger Hinweis auf genetischen und/oder
hormonellen Einfluss. Das Argument, dass in letzter Zeit an Popularität
gewinnt, zielt jedoch auf etwas ganz anderes ab. Mittlerweile wird ernsthaft
damit argumentiert, dass Homosexuelle keine Kinder bekommen könnten und es
deshalb ungerecht wäre, wenn sie in den Genuss von den Steuervorteilen der
heterosexuellen Ehen kämen, da aus diesen Ehen schließlich Kinder entstehen
könnten. Und das Ziel einer Ehe seien schließlich die Kinder! Oder etwa nicht?
Der logischen Fehler in dieser Argumentation ist so offensichtlich, dass
ich persönlich es sehr schade finde, dass erwachsene Personen so etwas
überhaupt äußern. Der Sinn einer Ehe ist
das Versprechen einer lebenslangen Treue, nicht Kinder zu bekommen! Das
Versprechen dieser Treue mag für einige altertümlich und nicht mehr Zeitgemäß
sein, aber es ist doch ein besonderes Versprechen, dass einigen Wert hat. Wenn
Kinder aus einer Ehe resultieren, so ist dies schön, aber im Eheversprechen
verpflichtet man sich nicht dazu! So gesehen fehlt also schon einmal die
Grundlage für Benachteiligung von Ehepaaren, die keine Kinder bekommen können.
Und diese Ehepaare müssen noch nicht einmal homosexuell sein. Es gibt in
Deutschland eine immer größer werdende Anzahl an Ehepaaren, deren Kinderwunsch
unerfüllt bleibt oder die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben. Soll
diese Ehepaare nun auch alle steuerlichen Erleichterungen gestrichen werden?
Wer also die Gleichstellung der Ehe von homosexuellen Paaren mit der Begründung
der damit garantierten Kinderlosigkeit verhindern möchte, muss im selben
Atemzug auch allen Ehepaaren ohne Kinder die Steuererleichterungen aberkennen.
Man sieht also, dass es kein einziges Argument gibt, dass sich irgendwie gegen
eine Gleichstellung von homosexuellen verwenden lässt. Es ist außerdem auch
eine gewisse Schande für unsere Gesellschaft zu wissen, dass Personen nur aufgrund
gewisser harmloser Abweichungen von der Norm von uns ausgeschlossen werden. Eine Gesellschaft ist immer nur so gut, wie
sie sich gegenüber ihrer Minderheiten verhält!
Einer Heirat zwischen homosexuellen steht in Deutschland glücklicherweise
seit einiger Zeit nichts mehr im Wege. Hoffentlich
wird diese Heirat nun endlich auch als vollwertige Partnerschaft anerkannt und
damit ein weiteres Stück Menschlichkeit bewiesen. Das die katholische
Kirche, und in einigen Fällen auch die evangelische Kirche, sich gegen solche
Heiraten ausspricht, zeugt mal wieder von ihrer Weltfremdheit, ist jedoch
akzeptabel, da die kirchliche Heirat schließlich keinen rechtlichen Wert hat. Diskussionen
mit Kirchenvertretern mit dem Ziel, diese ablehnende Haltung zu ändern scheinen
im Moment zumindest auch aussichtslos zu sein und da die Kirche anscheinend
noch genug Mitglieder hat, müssen sie auch nicht geführt werden. Es gilt nun
mit Spannung die Entscheidung der Politik in dieser Frage abzuwarten und zu
hoffen, dass sie sich von der Logik leiten lässt um eine Entscheidung zu
treffen, die die Würde vieler Menschen in Deutschland wahren würde!
It's okay to be gay!
ich verstehe ehrlichgesagt den grund nicht, warum homosexuelle paare heiraten dürfen, aber trotzdem nicht in den genuss aller damit verbundenen rechte und vorteile kommen...
AntwortenLöschenmit der rechtslage kenne ich mich nicht so aus, mir ist gar nicht bewusst, was es so alles mit sich bringt, wenn man heiratet. aber WIESO wird es homosexuellen paaren erlaubt zu heiraten und dann werden da quasi "abstriche" gemacht?! alleine das klingt mir schon nach mieser heuchelei, denn so scheinen homosexuelle zwar oberflächlich gleichgestellt zu werden, werden aber trotzdem nicht 100%ig gleichberechtigt.
und von der kirche will ich gar nicht erst anfangen, bei deren ansichten rede ich mich nur wieder in rage v___v
Hallo Pearl,
AntwortenLöschenbevor ich auf diesen Post genauer eingehe, will ich noch kurz etwas anderes zu dem Thema "Homo(phob)" sagen.
Und zwar habe ich heute einen Artikel in der Zeitung gelesen, in dem einer katholischen Kindergärtnerin gekündigt wurde, weil sie lesbisch ist und das offen gesagt hat. Von dem Pfarrer wurde ihr Lebensstil als "unnatürlich" bezeichnet. Ich war ehrlich angepisst während ich das gelesen habe. Am schlimmsten finde ich, dass sowas heutzutage in Deutschland noch statt findet. Ja, vor vielen Jahren, da war das vielleicht normal (was das ganze zwar nicht besser macht, aber abschwächt), aber wir leben verdammt noch mal in einer Gesellschaft in der unsere Computer schlauer sind als wir Menschen selbst, die erste Marslandung geschieht, immer neuere und bessere Dinge entwickelt werden und da finde ich es einfach nur erbärmlich zu sehen, dass es Menschen gibt, die vom Intellekt her auf dem Stand eines Neandertalers stehen geblieben sind.
Bah, sorry. Bei dem Thema raste ich manchmal aus, aber ich finde es einfach nur so unfair. Ich versteh nicht, was in den 'Gehirnen' einiger (katholischer) Pfarrer, Rechtsradikaler und anderer erzkonservativer Menschen vorgeht. Ich versteh's einfach nicht und es macht mich wahnsinnig, wenn ich Dinge nicht verstehe.
Nun gut, zu der Homosexuellen-Ehe habe ich eigentlich genau das Gleiche zu sagen.
Ich versteh es verdammt nochmal nicht!
Ich kenne homosexuelle Menschen und weiß, wie verdammt schwer es für sie ist, sowohl vom rechtlichen her als auch vielleicht vor einer erzkonservativen Familie, nicht komplett an dem "Outing" zu zerbrechen.
Ich bin zwar auch sehr froh, dass es Menschen (wie dich z.B.) gibt, die sich mal Gedanken zu dem Thema gemacht haben. Denn wenn man das mal auf soziale und logische Weise macht, kommt bei raus, dass jegliche Art des Spotts und des Unterteilens in 'normal' und 'unnormal' unangebracht ist.
Aber zum Anderen, machen mich Menschen furchtbar wütend (und auch in gewisser Weise traurig), die behaupten, wir würden in einer liberalen und toleranten Gesellschaft leben.
Klar, es ist heute einfacher als Lesbe oder Schwuler zu heiraten, als früher, das allein ändert aber nicht die fest eingefrorenen Meinungen in den Köpfen mancher, dass homosexuell 'komisch' ist.
Und ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich solche Diskussion schwachsinnig finde. Lieber sollte man bessere Aufklärungsarbeit in dem Thema bei Kindern und Jugendlichen leisten. Bei 70-jährigen Opas, die empört sind, wenn ein schwules Ehepaar sich in ihrem spießbürgerlichen Dorf ein'nistet', ist meiner Meinung nach alles zu spät.
Aber das ist das Tolle, unsere (auch wenn ich jetzt nicht weiß, wie alt du bist, sag ich einfach mal 'uns')Generation hat die Möglichkeit bei der Erziehung der eigenen Kinder diese konservative Denkweise zu durchbrechen.
Jap, ich weiß, das klang jetzt noch sehr dramatisch am Ende, aber ien Bisschen Drama schadet nie. :D
Ich freu mich übrigens immer total über deine Posts, es gibt so wenig Blogger, die auch mal über 'ernstere' Themen schreiben und das ist irgendwie schade.