Es gibt viele
verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, dass sich ein Mensch wohl fühlt.
Neben der Befriedigung der Grundbedürfnisse, also Essen, Trinken und Schlaf,
gibt es aber auch andere, sogenannte „weiche“ Faktoren, die Einfluss auf das Wohlbefinden
der Menschen nehmen. „Freunde“ sind einer dieser Faktoren. Ich würde „Freunde“
oder „Freundschaften“ sogar als Grundbedürfnis von beinahe jedem Menschen
ansehen, da die wenigsten Menschen dauerhaft mit ausreichend Nahrung und einem
Dach über dem Kopf zufrieden wären. Diese Faktoren sind rein materieller Natur
und da der Mensch nun einmal eine Funktionseinheit von Materie und Geist,
sprich Körper und Psyche, ist, reicht es nicht aus, nur die materiellen
Bedürfnisse zu befriedigen. Freundschaften sind ein Faktor, der die Psyche des
Menschen anspricht und deshalb auch von kaum zu überschätzendem Wert. Es stellt
sich jedoch die Frage, ob Freundschaften wirklich immer einen positiven Nutzen
für beide Partner haben. Es gibt eine große Anzahl an verschiedenen Fällen, in
denen Freundschaften wenigstens einem Partner auf die eine oder andere Art und
Weise schaden und wahrscheinlich sind auch alle Fälle interessant genug, um
betrachtet zu werden. Es stellt sich in diesen Fällen auch häufig die Frage, ob
es gut ist, diese Freundschaften wirklich aufrecht zu erhalten und obwohl man
über eine rationale Analyse des Nutzen und Schadens dieser Freundschaft
sicherlich zu einem objektiven Ergebnis kommen würde, so ist es subjektiv meist
doch enorm schwierig, darüber zu entscheiden. Ich möchte mein Augenmerk aber nur auf eine Obergruppe von
Freundschaftsformen setzen: Die Freundschaft zwischen Junge/Mann und
Mädchen/Frau.
Freundschaften zwischen
Partnern gleichen Geschlechts sind in unserer Gesellschaft vollkommen normal
und auch bei sehr engen Beziehungen muss man sich im Normalfall so gut wie nie
gegen den Verdacht, Homosexuell zu sein, erwehren. Abgesehen davon, dass ich
keinen Grund wüsste, warum es in irgend einer Hinsicht von Bedeutung sein
sollte, ob jemand nun eine Person des gleichen Geschlechtes als „Freund“ oder
als „ Beziehungspartner“ ansieht, ist an diesem Verhalten objektiv gesehen
nichts auszusetzen. Wenn nun aber ein Mädchen mit einem Jungen befreundet ist,
sieht das Verhalten des gesellschaftlichen Umfeldes auf einmal vollkommen
anders aus. Es werden relativ schnell die ersten Spekulationen darüber
aufkommen, ob die beiden betroffenen Personen wohl ein Paar sind,
beziehungsweise, wann sie wohl ein Paar werden.
Warum nimmt ein sehr großer Teil der Gesellschaft, in der ich lebe,
immer gleich an, dass sich aus so einer Freundschaft „mehr“ entwickelt? Ist es
einem Jungen etwa verboten, mit Mädchen in Kontakt zu stehen, wenn er sie nicht
als „Freundin“ haben möchte? Es scheint so, als ob es fast schon einen Zwang
dazu gäbe, als Junge nur Zeit für ein Mädchen aufzubringen, dass man auch als
Freundin haben möchte. Bevor man jedoch anfängt, sich Gedanken darüber zu
machen, sollte man wahrscheinlich geklärt haben, was eine Freundschaft
überhaupt ausmacht, beziehungsweise, warum man mit jemand befreundet ist.
Natürlich dürften sich diese Faktoren von Person zu Person unterscheiden, da
sie rein subjektiv sind, sodass man eine endlos lange Liste aufstellen müsste,
aber es scheint so, als ob bestimmte Faktoren in jeder Freundschaft vorhanden
sein müssten. Für mich gibt es drei Hauptfaktoren, die zumindest teilweise
erfüllt sein müssen, damit eine Freundschaft überhaupt erst entstehen kann:
„Sympathie“; „Interessenähnlichkeit“ und „Seelenverwandtschaft“. Mit „Seelenverwandtschaft“ meine ich keine in
irgendeiner Weise mystisch geartete Verbindung zwischen zwei Personen, sondern
eine bestimmte Grundeinstellung zum Leben, die die betroffenen Personen
zumindest teilweise teilen müssen. Wenn dieser Faktor erfüllt ist, dann können
die Interessen der Personen auch stark voneinander abweichen, da beide den
anderen zumindest verstehen können, selbst, wenn sie sein Interesse nicht
teilt. Die Faktoren „Seelenverwandtschaft“ und „Interessenähnlichkeit“ sind offensichtlich nicht
Geschlechterabhängig und können deshalb sowohl zu Freundschaften zwischen zwei
Personen des gleichen Geschlechtes als auch zwischen zwei Personen
unterschiedlichen Geschlechtes führen. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass
dies rein freundschaftliche Bindungen sind, die sich in keinster Weise auf den
Niveau einer partnerschaftlichen Beziehung bewegen! Der Faktor „Sympathie“
hingegen ist schon eher geschlechterabhängig. Es ist offensichtlich, dass die
meisten Menschen Menschen anderen Geschlechtes relativ schnell Sympathie
entgegenbringen, auch wenn sie die noch nicht wirklich kennen. Meist reichen
einige wenige äußere Merkmale aus um feststellen zu können, ob einem der
gegenüber sympathisch ist oder nicht. Natürlich gilt das auch bei Personen des
gleichen Geschlechtes, aber dort scheint dieses Verhalten nicht so extrem stattzufinden.
Was bedeutet dies nun aber für Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen?
Können sie wirklich als reine Freundschaften existieren?
Die Gewichtung der drei
Faktoren untereinander hängt natürlich von dem jeweiligen Individuum ab und
erfolgt vollkommen subjektiv, aber es scheint recht wahrscheinlich, dass „Seelenverwandtschaft“
und „Interessenähnlichkeit“ bedeutende Faktoren sind, die auch zwangläufig
vorhanden sein müssen, um „Sympathie“ entstehen zu lassen. Da diese beiden
Faktoren aber vollkommen unabhängig vom Chromosomensatz des Gegenübers sind,
würde ich daraus schließen, dass es keine logischen Gründe dafür gibt, dass
sich eine Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen zwangsläufig zu „mehr“
entwickeln muss. Ich würde sagen, dass es nahezu unendlich viele verschiedene
Formen von Freundschaft gibt und dass diese auf ebenso vielen verschiedenen
Ebenen stattfinden können. Wie eine Freundschaft im Einzelfall aussieht und was
für Auswirkungen sie auf die beiden Partner hat, ist also vollkommen offen und
jedem selbst überlassen. Persönlich sehe ich Freundschaften zwischen Jungen und
Mädchen als vollkommen normal an und bin der Meinung, dass sie nur minimal
anders zu behandeln sind, als die zwischen Jungen und Jungen. Außerdem würde
ich behaupten, dass es einer Menge an guten Gründen dafür geben kann, dass
diese Freundschaften auch auf ihrem Niveau bleiben und nicht zu einer
Partnerschaft führen. Ich finde die Personen, die etwas Gegenteiliges behaupten,
zutiefst unverständlich und bin manchmal auch ein wenig sprachlos darüber, was
manche Personen in solche Freundschaften hineininterpretieren.
Freundschaft: Dem anderen helfen dürfen zu leben
die ewigen diskussionen "KÖNNEN männlein und weiblein NUR befreundet sein" sind ja besonders ab dem mittleren alter (nagut, sagen wir mal ab ende 20...) immer wieder vorzufinden... letztens erst wurde darüber im radio diskutiert - was ich ehrlichgesagt ziemlichen schwachsinn finde. ich bin seit mehreren jahren beruflich in einer männerdominierten welt unterwegs und lerne dadurch auch sehr viel mehr männliche personen kennen, als weibliche. ich würde mich zu der art frau zählen, die mit anderen frauen weniger gut klarkommen als mit männern. wenn ich zurückdenke, hatte ich fast in jeder phase meines lebens einen besten kumpel... ich erinnere mich an die erste klasse, dann 2. und 3. klasse ein anderer junge und 4. klasse wieder ein anderer junge. dann kam eine zeit, in der ich (ich nehme an aus pubertätsgründen) viel mädchenfixierter war und ich - mal vom verliebtsein abgesehen - keinen besten kumpel hatte. seit dem fachabi habe ich nun wieder einen besten freund. und ich würde fast sagen, dass ich in meinem leben noch keine freundschaft hatte, die inniger gewesen wäre - und das ohne eine beziehung, bzw. wärend ich mit einem anderen kerl in einer beziehung lebe. und was sagt das nun aus?
AntwortenLöschendas ist eine gute frage.
ich finde jedenfalls dass du absolut recht hast. männer und frauen können einfach so miteinander befreundet sein und es muss nicht in einer beziehung enden. warum das thema allerdings so polarisiert ist für mich nicht 100%ig verständlich...