Dienstag, 1. Mai 2012

Der Mai ist gekommen ...


Alle Jahre wieder ruft der 1. Mai junge Menschen in rauen Scharen auf die Straßen. Sie planen schon Wochen oder sogar Monate vorher ihre Routen, sammeln Material und sichern sich gegen alle Eventualitäten ab. Wenn der langersehnte Tag dann endlich gekommen ist, finden sie sich erst in kleinen Gruppenzusammen, sammeln sich dann und ziehen schlussendlich als große Gruppe durch die Straßen … um ihre politische Meinung zu vertreten? Nein, um sich zu betrinken, zu grillen und vielleicht in wenig zu randalieren! Abgesehen davon, dass es absolut irrational ist, sich auf dem Weg zu einer Wiese, einem See oder einer Grillhütte zu betrinken, dann betrunken zu grillen und dabei eventuell noch andere Personen zu belästigen, ist dieses Verhalten eigentlich auch ein Schlag ins Gesicht für die Personen, die den 1. Mai bedeutend gemacht haben. Die eigentliche Idee hinter diesem Tag scheint leider immer weiter in Vergessenheit zu geraten, nicht nur von den jungen Menschen, die den Tag nutzen um sich sinnlos zu betrinken, sondern auch von den Randalierern, die sich jedes Jahr aufs neue Gefechte mit der Polizei liefern.  Viele junge Menschen wissen gar nicht was der 1. Mai eigentlich ist und wollen es häufig auch gar nicht wissen. Dabei ist dies wirklich ein Tag mit einem sehr interessanten Hintergrund!

Die Wurzeln des Feiertages am 1. Mai liegen in Amerika, genauer gesagt im nordamerikanischen Arbeiterkampf. Der 1. Mai ist dort traditionell ein Tag gewesen, an dem Löhne und Arbeitsbedingungen neu ausgehandelt wurden und deshalb haben sich die langsam erstarkenden Gewerkschaften diesen Tag ausgesucht, um für einen acht Stunden Tag zu demonstrieren. Zwar gab es diese Demonstrationen schon recht lange, aber sie waren meist recht klein und unbedeutend.  Am 1. Mai 1886 legten, nach einer sehr erfolgreichen Propagandaarbeit der Gewerkschaften, jedoch  über 100.000 Menschen ihre Arbeit nieder und schrieben somit Geschichte. Die Demonstrationen und Kundgebungen blieben 1886 jedoch nicht nur auf den 1. Mai beschränkt, sondern dauerten noch einige Tage an und wurden dabei immer radikaler. Am 3. Mai kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Menschen, die dabei starben, waren in gewisser Weise, die ersten Opfer des 1. Mai. Aber sie sollten nicht lange einsam bleiben. Am nächsten Tag warf ein unbekannter eine Bombe in eine Demonstration und tötete dabei Polizisten und Demonstranten. Mit dieser Tat wurden die Demonstrationen mit einem Schlag in ganz Amerika bekannt und 1889 wurde zum Gedenken der Opfer der 1. Mai von der „zweiten Internationalen“ , ein sozialistischer Zusammenschluss,  zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ bestimmt. Im Laufe dieses Jahres verbreitete sich die Idee des 1. Mai in vielen sozialistischen Bewegungen in der ganzen Welt, sodass schon am 1. Mai 1890 erstmals in Deutschland an vielen Orten gegen die Arbeitsbedingungen demonstriert wurde. Damals galten noch die „Sozialistengesetze“ von Bismarck und jeder der ungefähr 100.000 Menschen, die an diesem Tag ihre Arbeit niederlegten, musste damit rechnen, am nächsten Tag nicht nur ihre Kündigung, sondern auch noch Besuch von der Polizei zu erhalten. Trotzt dieser ständig drohenden Gefahr wurde auch in den kommenden Jahren der 1. Mai zu Demonstrationen genutzt. Richtig durchsetzen konnte sich der 1. Mai im Kaiserreich jedoch nicht, da die Staatsgewalt noch sehr repressiv gegen die Demonstranten und Streikenden vorging. 1919 gelang es fast, den 1. Mai als Nationalfeiertag festzulegen, aber es blieb aufgrund von Streitigkeiten zwischen den sozialistischen Parteien im Endeffekt nur bei einer Reglung, die es den einzelnen Bundesländern freistellte, den 1. Mai zu akzeptieren oder nicht. Bis zum Ende der Weimarer Republik war der 1. Mai also nicht einheitlich geregelt und galt auch nicht als Feiertag. Dies änderte sich erst mit dem Beginn eines der schwärzesten Kapiteln der deutschen Geschichte. 1933 kam die NSDAP an die Macht und machte den 1. Mai zum „Feiertag der nationalen Arbeit“. Damit wurde der 1. Mai erstmals ein bezahlter Feiertag! Ironischerweise wurden am 2. Mai die Gewerkschaften aufgelöst und die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Hieran kann man gut erkenne, dass es Hitler nicht um die eigentliche Idee hinter dem 1. Mai ging, sondern er ihn nur als ein Mittel betrachtet, das Volk positiv zu beeinflussen. Auch nach der Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg ist der 1. Mai als nationaler Feiertag bestehen geblieben und seitdem wird er jedes Jahr in verschiedensten Weisen zelebriert.

In gewisser Weise ist es schon ironisch, dass vor allem linke Gruppierungen den 1. Mai jedes Jahr aufs neue nutzen, um sich zu präsentieren, wobei er doch von einer rechtsextremistischen Gruppierung zu einem Feiertag ernannt wurde. Was bei der Entwicklung des 1. Mai auffällt ist allerdings die Gewalt, die ihn traditionell begleitet. Schon vor über 100 Jahren waren die Demonstrationen traditionell von gewaltsamen Ausschreitungen begleitet, die teilweise straßenschlachtähnliche Züge annahm. Damals waren die Ausschreitungen jedoch vor allem dadurch begründet, dass die Teilnehmer der Demonstrationen, fast allesamt Arbeiter, von ihrem Lohn mehr schlecht als recht leben konnten und dementsprechend wenig zu verlieren hatten. Die Ausschreitungen, die heutzutage den 1. Mai begleiten, sind von einer anderen Qualität. Als es in Berlin 1987 erstmals zu heftigen Krawallen kam war die Polizei vollkommen überrascht und musste bestimmte Teile von Kreuzberg für einige Stunden den randalieren überlassen musste. Von diesem Zeitpunkt an gab es jedes Jahr aufs neue gewaltsame Ausschreitungen, die Sachschäden in Millionenhöhe und unbezahlbare Personenschäden hinterließen. Die Menschen, die aber heutzutage Randalieren, sind in keinster Weise mit den Arbeitern damals zu vergleichen und haben dementsprechend auch kein Recht auf diese Randale. Wenn sie ihre politische Meinung einem breiten Umfeld vermitteln wollen, dann können sie dies ohne Gewalt deutlich besser. Die Menschen, die dort randalieren, machen dies immer häufiger auch nur noch, weil sie Spaß daran haben, ohne dabei politisch motiviert zu sein. Dieser Umgang mit so einem traditionsreichen Tag ist schade und stimmt traurig, da er zu etwas so viel besseren genutzt werden könnte!

Warum müssen sich jedes Jahr aufs neue Demonstranten und Polizisten gegenüber stehen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen? Warum müssen jedes Jahr ganze Hausfronten „entglast“ werden? Warum müssen jedes Jahr Autos und Mülltonnen angezündet werden? Warum kann man nicht friedlich demonstrieren, um seine Meinung durchzusetzen? Warum müssen sich jedes Jahr aufs neue ungezählte jugendliche auf den Weg machen, um dabei Alkohol in übermäßigen Mengen zu konsumieren? Warum kann man nicht einfach den Tag seiner Bestimmung zuführen, nämlich sich für die Rechte der Arbeiter in Deutschland und der ganzen Welt einsetzten? Warum muss dieser Tag in diesem Jahrhundert hauptsächlich von Chaoten und Idioten dominiert werden?

Mich stimmen die vielen Sauftouren meines Umfeldes genauso ratlos wie die Krawalle in Berlin und anderen Städten. In gewisser Weise bin ich jedes Jahr aufs neue froh, wenn der 1. Mai halbwegs glimpflich abgelaufen ist und keine Menschen verletzt wurden, da es peinlich ist, anzusehen, wie sehr die Idee dieses Tages ins Hintertreffen geraten ist. Es ist sehr schade, dass die positive Botschaft, die der 1. Mai eigentlich vermitteln sollte, so in Vergessenheit geraten ist! Dass all die Personen, die ihr Leben für diesen Tag gelassen habe, so in Vergessenheit geraten sind! Vielleicht ändert sich die Einstellung eines Großteils der jugendlichen noch, wenn sie älter werden. Vielleicht werden aus diesen Menschen auch Personen, die den Geist des 1. Mai wahrnehmen und wieder aufleben lassen. Falls dies nicht der Fall sein sollte, wird dieser Tag jedes Jahr aufs neue von Menschen vergeudet, die ihre Lebensqualität aus den Errungenschaften des 1. Mai vor gut hundert Jahren schöpfen und dies vollkommen ignorieren. Aber Ignoranz scheint leider der Lohn der Geschichte zu sein.

Es ist die Geschichte, die uns unser Leben ermöglicht-
Es ist die Zukunft, die wir selber gestalten müssen!

1 Kommentar:

  1. Im Großen und ganzen hast du Recht. Ich denke auch, dass es schade ist, dass die Idee bei vielen in Vergessenheit geraten ist aber es gab viele Maimärsche in Deutschland, ich habe davon im Radio gehört und außerdem nutze ich persönlich diesen Tag sehr gerne, um Zeit mit meinen Lieben zu verbringen und mit ihnen den Frühling und den beginnenden Sommer zu genießen.

    Es ist nicht alles so negativ, auch wenn es schnell so scheint.

    Liebe Grüße, Josi

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