Es gibt etwas, das alles Religionen auf dieser Erde verbindet, egal wie feindselig sie gegen andere Religionen eingestellt sind. Dieses etwas ist die Kraft, die man aus ihnen schöpfen kann. Jeder Mensch scheint eine Kraftquelle im Leben zu benötigen, aus der er bei Bedarfseinen „Akku“ wieder aufladen kann. Man kann von Religionen halten was man will, man muss ihnen zugestehen, das sie Menschen zu enormen Leistungen anstacheln können und das sie Menschen die Kraft geben, außerordentliche Leistungen zu vollbringen. Beispiele hierfür können religiös motivierte Menschen in Katastrophengebieten, engagierte Gemeindemitglieder oder Hilfsorganisationen wie die Malteser oder Johanniter sein. Es fallen allerdings auch Selbstmordattentäter mit in diese Kategorie. Eine andere Art, Kraft zu schöpfen, scheint der Kontakt zu anderen Menschen zu sein, vorzugsweise vom anderen Geschlecht. Sehr viele Menschen scheinen aus einer sehr engen Beziehung zu einem andere Menschen Kraft zu schöpfen. Wenn sie nervös sind, können sie von ihrem Partner beruhigt werden, wenn sie traurig sind, können sie von ihrem Partner getröstet werden. Diese Art des „Krafttanken“ ist wahrscheinlich die am weitesten verbreitet Art und es scheinen auch fast alle Menschen über eine Partner Kraft tanken zu können. Aber es gibt noch eine weitere und sehr wichtige Art, um neue Energie zu gewinnen. Wenn man eine bestimmte Lebensphilosophie besitzt, die man am besten selber entworfen hat und sie somit ohne zu zögern vertreten kann, besitzt man eine nahezu unerschöpfliche Kraftquelle! Sie ähnelt vom Prinzip sehr stark ihrer religiösen Schwester, unterscheidet sich aber in dem wichtigen Punkt, das sie auf Grundlage der Logik existiert. Man kann sich also eigentlich immer ohne sich für irgendetwas zu schämen auf sie berufen und sich über sie rechtfertigen. Außerdem ist die Logik als Grundlage hervorragend geeignet, da man sie nur über sie selber wiederlegen kann und sie somit aus sich heraus „wahr“ ist! Die Logik kann damit als Entscheidungshilfe für alle Fragen herhalten und bedarf keinerlei äußerer Unterstützung, was sie als nahezu unbegrenzte Kraftquelle qualifiziert!
Kann man als Mensch mehrere dieser Quellen gleichzeitig verwenden? Bei den meisten Menschen scheint Leben in erster Linie mit „Emotionen“ in Verbindung gebracht zu werden und sie benötigen auch Emotionen um Kraft schöpfen zu können. Für diese Menschen scheinen die positiven Emotionen, die sie aus der Verbindung mit einem Partner beziehen können, ein starker Antrieb zu sein. Es gibt aber auch Menschen, bei denen dies nicht funktioniert. Natürlich sind positive Emotionen ein starker Antrieb und sie können einen auch sehr schnell und sehr leicht wieder aufbauen, wenn man einmal am Boden ist. Aber sobald diese positiven Emotionen an einen Menschen gebunden sind, können sie auch sehr negative Eigenschaften entwickeln. Man kann aus ihnen natürlich eine Menge Energie gewinnen und dies ist vor allem dann sehr wichtig, wenn man seinen Antrieb fast vollständig verloren hat. Allerdings haben diese Menschengebundenen Emotionen auch die Tendenz dazu, das Unterbewusstsein und Teile von „normalen“ Bewusstsein zu besetzen. Dies scheint zumindest auf einen kleinen Teil aller Menschen zuzutreffen. Vielleicht liegt es an der eigenen Denkstruktur und an der Selbstdefinition, aber es kann als sehr unangenehm empfunden werden, wenn man seine Gedanken nur noch teilweise selber unter Kontrolle hat. Der positive Effekt, der am Anfang von der Person ausgegangen ist, kehrt sich dann um und kostet einen dann Kraft so zu funktionieren, wie man es sich wünscht. Natürlich scheinen enge Bindung an andere Personen etwas sehr schönes zu sein, aber solange man dabei seine Fähigkeit, logisch zu denken, verliert, ist es für manche Menschen sehr unangenehm. Wenn man aufgrund der Einschränkung der logischen Denkfähigkeit Emotionen für etwas hält, das man sehr vorsichtig behandeln muss, dann kann eine starke personenbezogene Emotionalität einen fast vollständig aus der Bahn werfen. Es ist unter Umständen kaum noch möglich, sich auf etwas zu fokussieren, bis das Problem irgendwie geklärt werden konnte und man es geschafft hat, die Person von positiven Emotionen zu trennen. Man könnte jetzt erwarten das man nach dem Verlust dieser Kraftquelle schlapp und antriebslos wird, weil einem vielleicht ein Traum verloren gegangen ist, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Da man mit einem Mal nicht mehr darum kämpfen muss, einen freien, zur Situationsanalyse fähigen Kopf zu haben, besitzt man plötzlich wieder Energie, die fast grenzenlos ist. Wahrscheinlich sind positive personenbezogene Emotionen für die meisten Menschen etwas, aus dem sie Kraft schöpfen können. Für einige Menschen sind sie aber das genaue Gegenteil! Es scheint keine Möglichkeit zu geben, Logik und personenbezogene Emotionen gemeinsam als Kraftquelle zu nutzen, vor allem, weil die Logik zu stark darunter leidet. Es gibt wenig unangenehmeres, als wenn man nicht mehr Herr seiner Gedanken ist und deshalb taugen Emotionen auch nur, wenn sie nicht sehr stark sind, als mögliche Kraftquelle. Zumindest, wenn man eine eher analytische Denkstruktur bevorzugt, die Emotionen aufgrund ihrer Fähigkeit Fakten zu verfälschen, als eher hinderlich ansieht. Es gibt Menschen, für die es einer persönlichen Niederlage gleichkommt, wenn man nicht mehr Herr seiner Gedanken ist. Für diese Menschen ist es natürlich besonders bitter, wenn man es wiederholt nicht schafft, sich von bestimmten Personen zu lösen, obwohl man genau weiß, dass man nur Kraft verlieren wird, wenn man diese Emotionen nicht korrekt verarbeiten kann. Es scheint also, als ob es zwei Instanzen in einem Menschen gibt, die unabhängig voneinander darüber entscheiden wollen, was gut für einen ist. Die eine Instanz ist das „emotionale Ich“, das irgendwo zwischen dem vierten und sechsten Schuljahr hängen geblieben ist und ohne großes überlegen auskommt. Es ist angewiesen auf emotionale Anerkennung und wird schnell traurig, wenn es diese nicht bekommt. Die andere Instanz ist das „logische Ich“, das sich auf Fakten und Analysen stützt und sich über logische Vollkommenheit ehrlich freuen kann. Dieses „Ich“ legt keinen Wert auf Emotionen, schätzt aber Dinge wie „Ästhetik“ oder „Kreativität“. Bei einigen Menschen scheinen sich diese beiden Persönlichkeiten ähnlich zueinander zu verhalten, wie zwei Metallplatten, an die man eine Spannung angelegt hat. Wenn man diese mit einem Stromkabel verbindet, einen Spannungsmesser dazwischenschaltet und sie dann trennt, kann man eine Spannung messen und je weiter man diese Platten trennt, desto höher ist die entstehende Spannung. Bei einigen Menschen scheint es mit den zwei Persönlichkeiten genauso zu funktionieren. Die emotionale Persönlichkeit will seine Emotionalität ausleben und das „logische Ich“ möchte funktionieren. Die Differenz, die sich aus diesen beiden Wünschen ergibt, erzeugt eine Menge an Energie, die man sehr gut nutzen kann. Vorausgesetzt natürlich, dass das „logische Ich“ die Oberhand behält. Es scheint also, als ob man, wenn man logisches Denken bevorzugt, nur die eigene Philosophie als Kraftquelle nutzen kann. Ein gleichzeitiger Nutzen von Emotionen kommt nur insofern in Frage, als dass man sie verwendet um die nötige „Spannung“ aufzubauen, aus der man dann Energie nutzen kann. Wenn man probiert, seine Energie aus einer anderen Person zu beziehen, wird man mit einer logikbetonenden Denkweise nicht viel Erfolg haben, weil der Verlust der Fähigkeit logisch zu denken, einen mehr Kraft kosten wird, als die andere Person einem bringt. Und eine religiöser Bezug kommt auch nicht in Frage, weil Religion sich immer sehr schlecht mit Logik vereinbaren lässt.
Man könnte dieses Fazit als traurig für die betroffenen Menschen ansehen, aber das ist es nicht. Wenn die Einsicht gekommen ist, das man die emotionale Verbundenheit zu anderen Menschen auf das „emotionale Ich“ auslagern kann und den Rest des Alltags über das „logische Ich“ laufen lässt, dann fühlt man sich nicht nur frei, man ist es auch! Manchmal muss man dann noch darum kämpfen, dass man sich nicht wieder über das „emotionale Ich“ verliert, aber meistens wird man dann mit klaren Kopf und sehr viel Energie an die Aufgaben herangehen können. Es ist nichts ermutigender, als zu wissen, dass man sich auf seinen Kopf verlassen kann und das er einen logisch durch das Leben lenken wird. Vielleicht verliert sich auch irgendwann die Notwendigkeit einer Trennung von Emotionen und Logik und das Leben wird dann um eine weitere Kraftquelle bereichert. Es gilt aber festzuhalten, dass es unter Umständen sogar viele Vorteile bietet, wenn man seinen Gegenüber als Person und nicht als Mensch betrachtet, weil einem dadurch trotz eines gewissen Abstandes eine sehr intensive Möglichkeit zum Gedankenaustausch geboten wird.
Trau' dich logisch zu denken, dann wird das Leben auf einmal einfach!
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