Freitag, 30. Dezember 2011

Eine Liebeserklärung an die Bücher dieser Welt

Eine der wichtigsten Erfindungen im letzten Jahrtausend war, subjektiv gesehen, das Verfahren des Buchdruckes mit beweglichen Lettern. Erst durch dieses Verfahren wurde es möglich ziemlich einfach große Mengen an Büchern zu einem relativ günstigen Preis herzustellen. Diese Erfindung war deshalb so wichtig, weil sie den Weg in eine neue Dimension ebnete, die nun von immer mehr Menschen erlebt werden konnte. Dadurch, dass nun in sehr kurzer Zeit sehr viele Bücher gedruckt werden konnten, wurden erstmals auch Flugblätter und Zeitungen in großen Maßstab veröffentlicht. Und es wurden die ersten Romane gedruckt! Die Fantasie der Menschen war schon immer grenzenlos und die unglaubliche Vielfalt von Sagen, Mythen und Legenden ist ein beeindruckendes Zeugnis davon. Bis zum Ende des Mittealters wurden diese Geschichten aber eigentlich ausschließlich mündlich weitergegeben, weil es viel zu teuer gewesen wäre, sie in Buchform zu bringen. Durch das Wegfallen von diesem Hindernis drängten sich langsam auch Bücher mit Sagen und Mythen auf den Markt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Menschen erstmals die Möglichkeit alleine in eine andere Welt einzutauchen. Sie brauchten nun keinen Erzähler mehr, der die Geschichten in seinem Kopf hatte und sie abends immer und immer wieder erzählen musste. Sie hatten auf einmal Zugriff auf eine stetig wachsende Anzahl von Welten, die ihre eigene Welt bereicherten. Der Begriff „Welt“ ist hier bewusst gewählt, weil ein Buch im Grunde nichts anderes ist, als ein Schlüsseln zu einer neuen Welt, vielleicht sogar zu einer neuen Dimension, die nur darauf wartet entdeckt zu werden. Das Buch selber ist dafür "nur" das Medium, es ist die schöne Verpackung, die einem Lust machen soll, den Inhalt zu erkunden. Wenn man dann die erste Seite aufgeschlagen hat, beginnt das wahre Abenteuer. Ein guter Autor schafft es, das sich nach nur wenigen Seiten eine neue Dimension, eine neue Welt öffnet, in die man eintaucht und alles um sich herum vergisst. Bücher haben die Eigenschaft, für einen die Sonne scheinen zu lassen, wenn draußen das ärgste Gewitter seit Menschengedenken tobt. Im Idealfall bilden sie eine vollständige Welt, in die man einsteigen kann und immer wieder neues Entdeckt. Welten, in denen es einem nicht langweilig wird, sondern die einen quasi dazu „zwingen“ sie zu visualisieren, sodass man eine bildhafte Vorstellung von jeder Seite des Buches hat. Man kann diesen persönlichen, einzigartigen Film im Kopf immer und immer wieder abspielen und völlig in ihm aufgehen. Wenn die Welt untergeht, während man ein gutes Buch liest, wird man das wahrscheinlich erst bemerken, wenn man das Buch geschlossen und damit die Welt des Buches verlassen hat. Abgesehen von ihrem Inhalt haben Bücher auch noch eine andere, angenehme Eigenschaft: Bücher haben ein eigenes Leben! Das Cover von jedem Buch erzählt schon eine eigene Geschichte, die man manchmal fast ebenso gerne erfahren würde, wie die des Buches. Wenn man ein Buch ausleiht, erkennt man meistens schon am Einband, ob es gerne gelesen oder ob es nur einmal ins Regal gestellt wurde. Zerknickte Cover weisen auf gute Benutzung hin, können aber auch ein Hinweise auf einen spannenden Inhalt sein. Man wird sie meistens leider nicht erfahren, aber allein die Geschichte, die ein  Buch haben könne,  ist schon ein Grund, sich seiner Fantasie zu ergeben. Ein weitere Grund, ein Bücher zu lieben, ist der Geruch, den jedes Buch hat. Am intensivsten Fällt einem dieser Geruch auf, wenn eine Bücherei betritt. Der erste Atemzug nach dem Öffnen der Büchereitür kommt fast schon einer heiligen Handlung gleich. Der Duft von so viel Papier, von so vielen Geschichten, von so viel Fantasie, der in der Luft liegt ist unglaublich. Es gibt Menschen, die sagen, dass Papier keinen Geruch hat. Diese Menschen sollten sich einmal in Ruhe hinsetzen, sich entspannen und ein Buch, am besten ein älteres Buch, aufschlagen und tief einatmen. Man atmet nicht nur den Geruch des Papieres ein, sondern auch ein Teil der Welt, in die man dann gezogen wird! Wer Bücher verschiedenen Alters zuhause stehen hat, wird festgestellt haben, dass ältere Bücher anders riechen als druckfrische, nicht schlechter, sonder einfach „anders“. Ein weitere wichtiger Aspekt beim Lesen von Büchern ist das Gefühl, dass das Papier in der Hand hinterlässt. Fühlt sie die Seite eher glatt oder eher rau an? Ist sie wellig, hat sie Eselsohren oder ist sie gar geknittert? Ist das Papier eher fein oder eher grob? Und schließlich spielt die optische Wahrnehmung des Buches eine Rolle. Es fängt bei der Gestaltung des Covers an, geht über die Farbe des Papiers, die Verteilung der Schrift, die Schriftgröße, bis hin zur Schriftart und dem Aussehen des Buches im Bücherregal. Jeder dieser Punkte ist für sich bedeutungslos, aber wenn sie harmonisch zusammengestellt wurden, ist der Effekt riesig. Ein Buch, bei dem die Schriftgröße nicht zur Schriftart und zum Rest des Seitenaufbaus passt, mach es einem schwerer, in die Welt einzutauchen, die es eigentlich öffnet, als ein Buch, bei dem man schon beim bloßen Betrachten der Seiten das Gefühl hat, in eine andere Welt zu gucken. Das Erlebnis des Lesens, des Eintauchens in eine andere Welt wird von mehr als nur dem bloßen Text erzeugt. Ein Buch ist fast schon ein Lebewesen, mit seinem eigenen Charakter und Eigenschaften. Es wird wahrscheinlich keine zwei Bücher geben, die gleich aussehen, wenn sie ein oder zwei Jahre bei unterschiedlichen Personen verbracht haben, selbst wenn es die gleichen Büchern waren. Es scheint fast so, als ob Bücher von ihren Besitzern beeinflusst werden, selbst, wenn sie nicht lange gelesen wurden. Dies ist auch der Grund, warum ich keinerlei Gefallen an den eBook-Readern finden kann. Es ist zwar ein verlockender Gedanken nicht immer mehrere Kilo Bücher in den Urlaub mitnehmen zu müssen, sondern nur ein paar hundert Gramm schweres Tablet, aber diesem elektronischem Gerät fehlt es an fast allem, was ein gutes Buch ausmacht. Man kann es nicht zuschlagen, man kann es nicht einfach in die Ecke schmeißen, man kann nicht umblättern, man kann nicht die Seiten rascheln hören, man hat kein duftendes Paper, man kann nicht unterstreichen, man kann nicht…. Außerdem hat das gedruckte Wort immer noch einen besonderen Charakter, eine besondere Ausstrahlung, die niemals von einem lediglich im digitalen Raum existierendem Wort erreicht werden kann. Bücher sind etwas besonderes, sind besondere Freunde, die man immer um sich haben sollte. Sie erweitern den eigenen Horizont um neue Welten und erweitern die Grenzen der bis zum unendlichen. Bücher sind mehr als die Summer ihrer Teile, sie sind ein besonderes Kunstwerkt!
I pledge to read the printed word...
Until my eyes will close forever!

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