Was bleibt ist Hoffnung, denn sie kommt ohne Beweise aus!
Montag, 26. Dezember 2011
Die Diskussion über den Fall "Aschtiani"
Im Jahr 2006 wurde die Iranerin Sakineh Mohammadi Aschtiani aufgrund angeblichen Ehebruchs und Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann zum Tod durch Steinigen verurteilt. Als der Fall international bekannt wurde, kam schnell Wiederstand gegen dieses Urteil auf und der Iran gab unter dem internationalen Druck nach und nahm das Urteil zurück. Heute wurde bekannt, dass Aschtiani wahrscheinlich doch hingerichtet wird, allerdings nicht durch eine Steinigung, sondern „nur“ durch erhängen. Ohne genaue Informationen über die Tat und den Tathergang ist jegliche Diskussion über die Strafe eigentlich unangebracht. Es bleibt eigentlich nur noch festzustellen, dass die Todesstrafe in jedem Fall unangebracht ist und dann die üblichen, erfolglosen Proteste anzustrengen, die im leeren verlaufen werden. Wenn man aber die Kommentare zu dem Artikel in der Onlineausgabe der „ Zeit“ liest, dann herrscht vielleicht doch noch Diksussionsbedarf. Die Kommentare lassen sich in verschiedene Gruppen aufteilen, die alle verschiedene Aspekte dieses Falls aufgreifen und sich dann in ihrer Ideologie verlieren, ohne darüber nachzudenken, dass sie sich unter Umständen ziemlich lächerlich machen. Beliebt sind die Kommentare der, ich nenne sie mal „Pro-Islamischen-Fraktion“. Sie lauten meistens ungefähr so: „Schon wieder so ein islamophober Artikel, der die Rechtsprechung islamischer Länder in Zweifel zieht.“ Die Aussage des Artikels war weder implizit noch explizit gegen den Islam gerichtet und es fand auch kaum eine Wertung statt. Diese Kommentare zeigen eigentlich deutlich, dass die betreffenden Personen den Artikel entweder überhaupt nicht gelesen haben, oder dass sie nicht damit umgehen können, das Tatsachen, die nicht unbedingt in ihr Weltbild passen, öffentlich gemacht werden. Diese Menschen sehe ich aber nicht als wirklich bedeutend in dieser Diskussion an. Interessanter sind die Kommentare der „Rechtspositivisten“. Sie klingen meistens so: „[…] aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Mehrheit der Bevölkerung unabhängig davon, ob sie das derzeitige Regime gewählt hat, die Scharia gutheißt.“ Diese Menschen möchten sich am liebsten überhaupt nicht in die Angelegenheiten eines anderen Staates einmischen und sind der Meinung, dass das geltende Recht schon seine Richtigkeit haben wird und von uns nicht in Frage gestellt werden darf. Im härtesten Fall sieht so ein Kommentar dann so aus: „Das Gesetz besagt dass es auf Ehebruch eben die Todesstrafe gibt. Gesetz ist Gesetz. Die Frau hat das auch davor gewusst. So ist das in Deutschland auch. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Das hat mit dem Islam an sich nichts zu tun. Der Islam ist im Gegensatz zum Christentum die Religion des Friedens.“ Diese Gruppe von Kommentaren ist es wert einmal diskutiert zu werden. Die Position des Rechtpositivismus ist eigentlich einfach nachzuvollziehen und auch persönlich sehr bequem. Sie sehen das geltende Recht einfach als „gut“ an und begründen dies häufig damit, dass die Menschen diese Gesetzte so gemacht haben, wie sie sind, weil sie am wirkungsvollsten ihr jeweiliges System unterstützen. Was diese Menschen aber leider übersehen ist die Tatsache, dass es „etwas“ gibt, dass allumfassend ist und das überall gleich gilt. Dieses „etwas“ gibt uns das Recht uns als „Person“ und nicht nur als „Mensch“ zu bezeichnen. Dieses „etwas“ nennt sich Logik! Die Logik selber kann nicht wiederlegt werden, außer man bedient sich ihrer und somit kann sie als Grundlage für ein moralisches System verwendet werden. Gesetzte, die ein Staat aufstellt, müssen keinerlei moralische Richtigkeit haben, die Gesetzte der Logik hingegen sind moralisch bindend. Man kann sich darüber streiten ob die Gesetzte eines Staates dazu beitragen, ihn stabiler zu machen oder seine Bevölkerung zu schützen, aber man kann sich nicht!! darüber streiten, ob die Gesetzte moralisch sind oder nicht. Von der Basis der Logik ausgehend, kann man absolute Aussagen darüber treffen, ob eine Aktion moralisch war. Wenn sie es war, gehört sie nicht bestraft, war sie es nicht, ist eine angemessene Bestrafung angebracht. Dieses Schema ist natürlich stark verkürzt, aber es beschreibt in groben Zügen, worüber eigentlich diskutiert werden müsste. Es müsste darüber diskutiert werden, ob die Taten von Frau Aschtiani moralisch verwerflich waren und ob sie deshalb einer Bestrafung bedürften. Ob eine Bevölkerung die Scharia gutheißt oder nicht spielt überhaupt keine Rolle, genauso wenig wie meine eigene Meinung oder die Meinung von Frau Aschtiani. Es spielt lediglich eine Rolle, was eine logische Analyse dieser Situation dazu sagt. Was viele Menschen vielleicht noch lernen müssen, ist ihre eigene Meinung gegenüber den logischen Argumenten erst einmal abzuwägen und sich erst danach zu äußern. Es mag zwar hart klingen, aber kein Argument der Welt kann gezählt werden, wenn es nicht mit logischen Fakten hinterlegt ist. Auch so schöne Sprüche wie „ Auch in der USA wird hingerichtet“ sind in diesem Fall völlig fehl am Platz, weil sie davon zeugen, dass man nicht verstanden hat, worum es eigentlich geht. Es gibt keinen logischen Grund für die Todesstrafe, deshalb sind auch die Hinrichtungen in der USA falsch. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Hinrichtungen im Iran falsch sind. Und die schöne Diskussion darüber, dass das erhängen doch eigentlich eine humane Methode ist, jemanden zu töten, macht einen wirklich traurig, weil sie aufzeigt, dass die Menschen immer noch nicht verstanden haben, dass sie ein Thema von Grunde auf logisch angehen müssen. Denn wenn sie das tun würden, hätten sie schon lange bemerkt, dass die Todesstrafe eine barbarische, altertümliche und menschenverachtende Strafe ist, die nur von grausamen, dummen oder unüberlegten Menschen unterstütz werden kann. Es bleibt letztendlich wieder nur die Hoffnung, dass Frau Aschtiani aufgrund von glücklichen Umständen nicht hingerichtet wird, weil man als Einzelperson vollkommen machtlos ist. Aber solange solche Fälle noch so diskutiert werden, ist es wahrscheinlich ein Zeichen von Naivität darauf zu hoffen, dass die Menschheit eines Tages einsieht, das sie vieles falsch gemacht hat und sich der Logik zumindest teilweise zuwendet.
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