Sätze wie diese von Pastoren wie diesem lassen einen immer wieder zur der Überzeugung kommen, dass der Kirchenbesuch zu Weihnachten nicht nur verschwendete Zeit ist. Es ist faszinierend zu sehen, wie der Pastor seine letzten Sätze in dem Weihnachtsgottesdienst eigentlich säkular gestaltet und ihnen damit eine unglaubliche Wirkung gegeben hat. Weihnachten war ein heidnisches Fest, nun ist es ein Fest der Liebe. Die Weihnachtsgeschichte ist, in meinen Augen, eine sehr schöne Geschichte, die auch nach zehnmaligem hören kaum an Reiz verliert, aber sie hat eigentlich relativ wenig mit dem „weihnachtlichem“ Charakter des Festes, dem Aspekt der Liebe und Gemütlichkeit, der Familientreffen und Postkarten an Menschen, bei denen man sich einfach nur dafür bedanken möchte, dass sie existieren, zu tun. Aber warum sollte diese Liebe zu seinen Mitmenschen nur zur Weihnachtszeit gelebt werden? Warum darf man im gesamten restlichem Jahr eine egozentrische Person sein, die alle anderen ausnutzt und keinerlei Rücksicht auf irgendjemand nimmt? Es gibt keinen logischen Grund dafür, dass man sich an Weihnachten anders benehmen sollte! Aber warum sehnen sich viele Menschen nach dieser Zeit, an der sie in Ruhe leben und andere Menschen einfach mal wertschätzen können? Sie sehnen sich danach, weil ihr ständiger Egozentrismus sie nicht erfüllt, sie nicht glücklich macht. Man muss den Satz also genau andersherum formulieren: Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, sich außerhalb der Weihnachtszeit großartig anders zu benehmen, als während der Weihnachtszeit! Die Bitte des Pastors, die „Warmherzigkeit“ auch an allen anderen Tagen des Jahres zu tragen, weil erst dann wirklich Weihnachten für jeden ist, ist sehr bedeutend und klug. Wenn man einem Menschen eine kleine Freude bereitet, auch wenn an ihn überhaupt nicht kennt, hat man dazu beigetragen, seinen Tag ein kleines bisschen besser zu machen. Und vielleicht profitieren andere Menschen direkt davon, dass er einen schönen Tag hatte. Außerdem macht es im Normalfall keinerlei persönliche Arbeit, einem Menschen durch eine simple Geste einen Gefallen zu tun. Wir leben in einer Welt, die zumindest ich als sehr kalt und düster empfinde. Warum ändern wir dies nicht? Jede Freundlichkeit, die man erfährt, ist wie ein kleines, einsames Licht, dass einem leuchtet. Wenn jeder Mensch ab und an mal an seine Umgebung denkt und die anderen Menschen nur für einen Augenblick nicht als Eindringlinge in seine Welt, sondern als Personen betrachtet, die man nicht einfach ignorieren kann, dann wird die Welt mit einem mal ein bisschen heller. Die Menschen werden dann auch ab und an einem dieser „fremden“ Individuen helfen, nicht um des eigenen Vorteils wegen, sondern einfach aus Warmherzigkeit. Ein bisschen Liebe zu anderen Menschen ist in den meisten Fällen nicht verkehrt! Und selbst wenn man auf der emotionalen Ebene keinerlei Beziehung mehr zu seiner Umgebung aufbauen kann, wird einem die Logik helfen, in bestimmten Situationen das Richtige zu tun. Eigentlich wäre es sogar schade, wenn man sich nur auf die „Warmherzigkeit“ also auf die Emotionen eines Menschen verlassen müsste, weil diese die Tendenz zum Umschlagen haben und sogar einen starken negativen Effekt auf das Verhalten der Menschen untereinander haben können. Viel schöner wäre es, wenn die Menschen verstehen würde, dass es für die Herzlichkeit im Umgang untereinander auch logische Gründe gibt. Den diese Gründe werden sie ihr ganzes Leben lang begleiten! Vielleicht ist Weihnachten ja eine gute Gelegenheit, sich dafür zu entscheiden, auch in Zukunft ein Licht in die Welt zu tragen. Sich bewusst zu werden, das auch andere Menschen Gefühle und Wünsche haben, und das man ihnen manchmal einfach schon durch ein kleines Lächeln helfen kann. Sich z u überlegen, dass nicht jeder sich selber der nächste ist. Festzustellen, dass die Welt heller wird, wenn es den Menschen gut geht, nicht materiell, sondern sozial. Sich zu merken, dass der wahre Wert eines Menschen nicht im vorbeigehen und am Aussehen bestimmt werden kann. Zu sehen, dass schon eine einfache, positive Geste einem Menschen den Tag retten kann. Wir leben in einer dunklen und kalten Welt. Aber wir sind in der Position, dies zu ändern, zumindest in einem kleinen Kreis. Nutzen wir diese Position, nutzen wir unsere Möglichkeiten und wir können der Welt zumindest einen kleines bisschen an Licht und Wärme schenken.
Wir tragen ein Licht in die Dunkelheit, singen ein Lied um uns Mut zu machen,
ist dieses Lichtlein auch noch so klein, wir sind ein Lichtermeer!
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