Es gibt nur ganz wenige Sätze, die mich wirklich berühren. Einer von diesen Sätzen ist: „ Du bist also mal wieder der Bimbo für alles!“ Diesen Satz höre ich relativ häufig, nicht nur Menschen, mit denen ich nur manchmal in Kontakt komme, sondern auch von meinen Freunden. Er kommt, wenn ich mich nicht mit ihnen treffen kann, weil ich noch etwas für ein Projekt fertigstellen muss. Er kommt, wenn ich sie zur Präsentation von einem Projekt einlade, das endlich fertiggestellt wurde, sei es eine Podiumsdiskussion oder das Überreichen eine Antrages. Er kommt, wenn ich nachher davon erzähle, wie alles gelaufen ist. Und er kommt mitten in meine Begeisterung und macht mich nachdenklich.
Es ist anscheinend gesellschaftlich üblich, jemanden als „Bimbo für alles“ zu bezeichnen, wenn sich eine Person in mehr als einem Verein freiwillig engagiert und außerdem noch an anderen, zeitlich begrenzten Projekte mitwirkt. Man ist damit quasi als „billig“, als „Opfer“ klassiert und bekommt das auch entsprechend zu spüren. Der zweite Satz , denn man direkt nach dem „Bimbo“ zu hören bekommt, ist dann meistens: „ Und was bringt dir das?“ Diese Frage nach dem persönlichen Nutzen bezieht sich dabei natürlich nicht auf den ideellen Nutzen, sondern auf den materiellen. Ich finde diesen Satz, der einem im Prinzip unterstellt, dass man das alles nur macht, um einen materiellen, direkten, persönlichen Vorteil aus den Aktionen zieht, fast noch abwertender als die Bezeichnung als „Bimbo für alles“. Es lohnt sich wahrscheinlich gar nicht einmal, die Frage zu stellen, warum man den als „Bimbo für alles“ angesehen wird, aber es lohnt sich vielleicht einmal, darüber aufzuklären, was diese „Bimbos“ alles machen, was sie bewirken.
Die sogenannten „Bimbos“ sind meistens Menschen, die aufgehört haben, sich über irgendwelche Missstände, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Politik, zu beschweren und angefangen haben, etwas aktiv dagegen zu tun. Diese Menschen wurden häufig mehr als einmal im Leben von Autoritäten und/oder Personen, denen sie vertraut haben enttäuscht und haben angefangen, sich selber zu informieren. Sie haben wahrscheinlich sich irgend wann mal ein kleines Ziel gesetzt, das sie erreichen wollten und haben angefangen sich dementsprechend zu engagieren. Bei diesem Engagement werden sie häufig festgestellt haben, das die repräsentativen Personen repräsentativ sind, sich jedoch nicht wirklich von Grund auf für eine Sache einsetzen können. Diese „Bimbos“ haben dann meistens ein eigenverantwortliches Arbeiten angefangen und sich selber immer mehr Informationen beschafft. Sie haben festgestellt, dass es gut ist, wenn sie anderen Menschen helfen können, ohne direkt im Vordergrund zu stehen. Viele von ihnen haben immer mehr Zustände entdeckt, die sie gerne ändern würden und haben begonnen, auch an ihnen zu arbeiten. So sind sie zu immer mehr Aktionen gekommen, in denen sie aktiv sind. Die meisten von ihnen „opfern“ ihr Privatleben den Aktionen und verbringen einen guten Teil ihrer Freizeit damit, sich besser zu informieren um effektiver und schneller Verbesserungen zu erzielen. Die Meisten tun dies nicht bewusst, sondern sind relativ zufällig in ein Projekt hineingekommen und haben sich dann einfach für alles, was ihnen Spaß macht, angefangen zu interessieren. Es sind normalerweise keine Menschen, die für ihre Tätigkeiten im Mittelpunkt stehen wollen, sondern sie wollen lieber ihren Erfolg im stillen genießen. Es sind eigentlich immer Idealisten, die für eine Idee kämpfen und die sich keinerlei materiellen Vorteil aus ihrer Arbeit erhoffen. Trotzdem sind es auch nur Menschen und deshalb freuen sie sich wahrscheinlich über jede Hilfe die sie bekommen und über jedes Lob das ihnen angetragen wird. Sie werden darüber meistens noch weiter angespornt, weil sie von sich mehr verlangen als von den Menschen in ihrer Umgebung. Nicht, weil sie arrogant sind, sondern, weil sie wissen, dass sie in der Lage sind, noch mehr, noch besseres zu leisten und sie dies nicht von den anderen Wissen.
Diese Menschen sorgen dafür, dass es in der Schule AGs gibt, dass die Hausaufgabenbetreuung funktioniert, das die Interessen der Schüler berücksichtigt werden. Sie sorgen im Beruf dafür, dass es Gewerkschaften gibt, das die Arbeitsbedingungen fair bleiben, das die Unternehmen einen angenehmen Pausenraum haben, dass Kollegen bei Problemen einen Ansprechpartner haben. Sie sorgen im sozialen Bereich dafür, dass jemand für ältere Menschen da ist, die keine Familie haben, die sich um sie kümmert, das die Spielplätze sicher und benutzbar bleiben, dass die Stadt ihr Geld halbwegs sinnvoll ausgibt, dass es Erste-Hilfe-Organisationen gibt, die Stadtfeste oder Betriebsfeiern kostengünstig beaufsichtigen. Kurz gesagt: Diese Menschen, diese „Bimbos für alles“ sorgen dafür, dass die Gesellschaft weitestgehend bequem leben kann und aufgefangen wird, wenn sie mal strauchelt. Sie sorgen dafür, dass jeder die Chance auf ein halbwegs lebenswertes Leben bekommt und ermöglichen vielen, ein gutes Leben zu führen.
Ich verlange gar nicht und ich möchte auch nicht, dass diese Menschen in den Mittelpunkt gerückt werden und das man sie mit Lob überschüttet. Ich verlange auch nicht, das man diese Menschen zu Helden der Gesellschaft hochstilisiert. Meine einzige Bitte an die Gesellschaft ist, dass man diesen Menschen ein klein wenig Respekt entgegen bringt und vielleicht einfach mal freundlich lächelt, wenn man erfährt, dass sie etwas erreicht haben, anstatt sie herunterzumachen. Dass man sie einfach akzeptiert und sich vielleicht, nur ganz selten, ins Gedächtnis ruft, wer dafür verantwortlich ist, das es ein Schulfest gibt. Wer dafür verantwortlich ist, dass es kostenlose Hausaufgabenhilfe für die kleinen Kinder gibt. Wer dafür verantwortlich ist, dass es kostenlose Familienberatungen gibt. Und dann darf man ihnen ganz leise „Danke“ sagen und auf dem Gesicht von sehr vielen Menschen wird auf einmal, wie aus Zauberhand, ein Lächeln erscheinen. Und jedes dieser Lächeln ist ein Stückchen von einer besseren Welt!!
Das geht raus an alle Spinner
Denn sie sind die Gewinner!!
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