Sogenannte „Volkskrankheiten“ scheinen in den letzen Jahren modern geworden zu sein. Wer keine Allergie hat, ist irgendwie komisch und wer noch nicht einmal ein kleines psychisches Problem hat, war einfach noch nicht beim Psychotherapeuten. Im Moment scheint gerade das „Bourn-Out-Syndrom“ an Beliebtheit zu gewinnen. Medizinisch gesehen handelt es sich hierbei aber nicht um eine Krankheit, sondern um ein „Problem mit Bezug auf die Schwierigkeit bei der Lebensbewältigung“. Dieser schöne Terminus ist aber keine Behandlungsdiagnose, sondern eine Zusatz-, oder Rahmendiagnose. Man kann über die Diagnose „Bourn-Out“ also eigentlich nicht in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Normalerweise wird das „Bourn-Out-Syndrom“ immer mit zu viel Stress und zu viel Arbeit bei zu wenig Freizeit in Verbindung gebracht. Was aber niemals übersehen werden sollte ist die emotionale Komponente, die hinter dieser Diagnose steht. Ursprünglich dachte man, dass nur Menschen in emotional belastenden Berufen an diesem Syndrom erkranken können. Mittlerweile sind es aber eher Manager und Führungskräfte und keine Pflegedienstarbeiter, die unter diesem Syndrom leiden. Bei diesen Menschen habe ich auch in vielen Fällen Verständnis dafür, weil sie ihr Leben vollständig nach ihrer Arbeit ausrichten und wenn man zehn Jahre lang jeden Tag 15 Stunden lang arbeitet, selbst wenn man dies „nur“ geistig tut, schaltet der Körper irgend wann man einen Gang runter. Allerdings steigen auch die Fallzahlen für Schüler und Studenten, die unter dem „Bourn-Out-Syndrom“ leiden sollen. Es steht außer Frage, dass man auch als Schüler oder Student einen „Arbeitstag“ haben kann, der dem eines normalen Arbeiters in nichts nachsteht und der teilweise sogar noch länger ist. Es steht aber auch außer Frage, dass man sich jederzeit aus den Aktionen zurückziehen kann, wenn man meint es nicht mehr zu schaffen. Und wenn man als Schüler schon meint, an seine eigenen Grenzen herangekommen zu sein, dann sollte man sich eigentlich Sorgen machen. Entweder setzt man dann seine eigene Leistungsmöglichkeit viel zu niedrig an, oder man wirklich deutlich mehr um die Ohren als eigentlich gut ist. Es stellt sich aber auch die Frage, ob die Arbeit in der Schule und den AGs und Vereinen das eigentliche Problem ist, oder ob die emotionale Leere woanders herkommt. „Bourn-Out“ ist kein wirklich fassbares Syndrom und wird deshalb auch verschiedenartig beschrieben. Viele Ärzte gehen mittlerweile davon aus, dass man eigentlich eher von einer schwachen und dauerhaften Depression sprechen muss, weil die physische Symptomatik der einer Depression ziemlich ähnelt, wenn sie nicht sogar deckungsgleich ist. Das interessante an dieser Definition ist, dass sie sich relativ gut mit den Therapieversuchen bei dem Syndrom deckt. Eine der erfolgreichsten Varianten besteht einfach darin, dass man den Menschen klar macht, dass sie nicht aufgeben dürfen. Natürlich kann einem das gesamte Leben hin und wieder mal über den Kopf wachsen, aber das ist doch gerade ein Grund den Kopf möglichst hoch zu halten! Menschen, die sich (bewusst) Ziele setzten, die sie nicht erreichen können, um eine maximale Effektivität ihres Handelns zu erzwingen, haben tendenziell deutlich weniger Probleme mit dem Gefühl des ausgebrannt seins. Normalerweise zieht der eigene Anspruch dieser Menschen sie immer wieder auf die Beinen und spornt sie an, weiter zu machen. Es versteht sich von selbst, dass man seine eigene Zeiteinteilung vielleicht mal überdenken sollte, wenn man sich dauernd ausgelaugt fühlt, aber solange der Kopf mit dem Arbeitspensum zufrieden ist, muss man sich nicht unbedingt zurückhalten. Es ist dann nur wichtig, dass man Regenerationszeiten wie Wochenenden oder Ferien so verbringt, dass man sich dabei wirklich erholt und nicht auch dann noch weiter arbeitet. Aber weder Schüler noch Studenten sollten dabei sehr große Probleme haben. Außerdem verfügen beide Gruppen noch über ein relativ junges Gehirn, dass sehr Leistungsfähig ist. Sie sollten eigentlich keine Probleme mit einem ausgebrannten Kopf bekommen. Und wenn sie diese Probleme doch bekommen, ist es wahrscheinlich einer nicht zu verachtenden Menge an Dummheit zu verdanken, weil man eigentlich die Notbremse ziehen sollte, bevor es zu spät ist. Es scheint aber auch einfach sehr bequem zu sein, wenn man sich in anstrengenden Lebensabschnitten einfach mit der Begründung, dass man das „Bourn-Out-Syndrom“ hat, zurückziehen kann. Irgendwie ist in den jüngeren Generationen der Wille zu kämpfen, zum durchhalten und zum schaffen ein bisschen verloren gegangen. Es lohnt sich nicht dann aufzugeben, wenn man sich emotional leer fühlt, weil der Kampf noch eine ganze Weile mit dem Kopf weitergeführt werden kann. Erst wenn der Kopf selber droht zu verlöschen, dann sollte man einen geordneten Rückzug einleiten. Man kann zwar verzweifelt sein, aber man sollte sich davon wenigstens nicht unterkriegen lassen. Denn letztendlich sagt einem der Kopf, wann es nicht mehr geht! Wenn er allerdings nicht mehr kann, sind die Folgen so gravierend, dass man in den meisten Fällen spätestens dann sich aus sämtlichen Aktionen zurückziehen muss, weil man dann wirklich sämtliche Kraft aufgebraucht hat, die man irgendwie bekommen konnte.
Wer kämpft, kann verlieren-
Wer aufgibt, hat schon verloren!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen