Freitag, 4. November 2011

Sehr geehrte Mitmenschen! Liebe Asylanten und Flüchtlinge!


Asylant. Flüchtling. Asylbewerber. Vertriebener. Immigrant. Wirtschaftsflüchtling. Nicht-Bürger.

Es gibt viele schöne Klassifizierungen für Menschen, die oben genannten gehören zu meinen Lieblingen! Es vergeht fast keine Woche in der nicht irgend ein Politiker sich über Menschen äußert und einen dieser Begriffe gebraucht. Es ist dann häufig auch die Rede von „ungebremster Einwanderung“, „Überfremdung“ und von „Integration“ und „Eingliederung in unser Gesellschaftssystem“. Einige dieser Artikel rufen neue Debatten über die Integration von „diesen“ Menschen wach, andere verlieren sich in endlos langen Debatten über das Für und Wider von Einwanderung. Doch kaum ein Artikel beschäftigt sich auch mal mit den Menschen, um die es eigentlich geht. Es scheinen viele Menschen, allem voran Politiker und Publizisten, noch nicht verstanden zu haben, dass ein Asylant oder ein Flüchtling auch ein Mensch ist. Asylanten werden auch zur Gattung der „Homo Sapiens“ gezählt und verfügen über den gleichen Grundbauplan wie jeder andere Mensch auch! Das sind keine Aliens!! Allerdings hat man irgendwie den Eindruck, dass das viele Menschen noch nicht wahrhaben wollen. Es scheint dieser Gesellschaft einfach egal zu sein, was mit Menschen passiert, die das Attribut „Immigrant“ oder „Asylant“ tragen. Natürlich gibt es immer wieder ein schönes Medienecho wenn mal wieder rechte Idioten ein Asylantenheim anzünden, aber in der Regel interessiert sich keiner für die Geschichten dieser Menschen, sondern lediglich die Täter und die Tat selber werden erwähnt. Ich verstehe dieses Verhalten einfach nicht. Es ist mir unbegreiflich, wie man vergessen kann, dass sich hinter jedem dieser Attribute eine Lebensgeschichte verbirgt. Von vielen Politikern werden die Eltern Flüchtlinge gewesen sein, die aus dem Gebiet des heutigen Russlands und Polen kamen. Trotzdem verstehen sie nicht, dass die Flüchtlinge, mit denen sie heute zu tun haben, auch Menschen sind. Statt ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich in unser System zu integrieren, werden sie in Lagern gesammelt, ohne die Möglichkeit Deutsch zu lernen, ohne Arbeiten zu dürfen, ohne Hoffnung als Mensch gesehen zu werden. Sie müssen auf Essensmarken warte und haben häufig kaum Privatsphäre. Ohne Rücksicht auf Alter oder Gesundheit werden die Menschen dazu gezwungen, zum Teil sehr weite Wege zur nächsten Einkaufsgelegenheit zurückzulegen. Mit vier, fünf oder sechs Personen müssen sie in einem Raum schlafen und können sich nicht zurückziehen, wenn sie mal Ruhe brauchen. Wenn von diesen „Asylanten“ oder „Asylbewerbern“ geredet wird, redet keiner von Menschen, noch nicht einmal von Personen. Es sind gestaltlose Attribute, über die Verhandelt wird. Ich kann verstehen, dass dies viele Menschen Angst vor diesen fremden Menschen haben, und diese Angst ist teilweise auch berechtigt, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass es MENSCHEN sind. Die meisten von ihnen haben Dinge erlebt, für die man in Deutschland nach einem Besuch beim Psychologen wahrscheinlich für den Rest seines Arbeitslebens krankgeschrieben würde, aber sie sind nicht daran zerbrochen. Sie haben häufig die Hoffnung auf ein Leben ohne Angst vor einem plötzlichen oder gewaltsamen Tod und diese Hoffnung gegen ihr gesamtes altes Leben ausgetauscht. Die meisten von ihnen kommen nach Deutschland und wollen Arbeiten. Und wenn sie das Büro der Ausländerbehörde wieder verlassen, schütteln sie den Kopf, weil ihnen gerade gesagt wurde, dass sie zwei Jahre lang nicht arbeiten dürfen! Es wurde ihnen verboten zu arbeiten. Und nach diesen zwei Jahren wird einem deutschem Bewerber der Vorzug gegeben, wenn zwischen einem Asylanten und deutschem Staatsbürger entschieden werden muss. Sie werden damit zu Menschen 2. Klasse degradiert und im Prinzip aus unserem sozialem System ausgeschlossen, weil man gerade über seine Arbeit mit sehr vielen Menschen in Kontakt kommt. Wenn man all diese Informationen an Menschen in meinem Alter weitergibt, bekommt man nur ein desinteressierte Geste als Reaktion. „Es sind doch nur Ausländer!“ „Die hätten doch auch zu Hause bleiben können.“  „Was interessieren mich Asylanten?“  Es ist schockierend und frustrierend zugleich, wenn es anderen Menschen völlig egal ist, wenn in einem Rechtsstaat wie Deutschland Menschen zu Personen 2. Klasse degradiert werden. Es ist eigentlich an der Zeit, das sich die „legalen deutschen Staatsbürger“ dafür einsetzen, dass alle Menschen die gleichen Rechte bekommen, die ihnen von der Verfassung garantiert werden. Eigentlich müsste darauf aufmerksam gemacht werden, dass jeder Mensch die gleichen Rechte hat und dass die Menschenwürde nicht an Staatsbürgerschaften gebunden ist. Aber es wird nichts dergleichen passieren. Es wird sich weiterhin über „Asylanten“ und „Immigranten“ aufgeregt und man wird weiterhin vergessen, dass dies auch Menschen sind, die Gefühle haben, die Hoffnungen haben. Alles andere wäre ja auch zu anstrengend und „uncool“. Die Menschenwürde von den „Asylanten“ liegt in den Händen von Menschen, die genug andere Probleme haben, wie die Wahl ihrer Kleidung oder die aktuellen Trends. Man kann sich ja nicht um alles kümmern…
 Wir haben die Möglichkeit die Welt zu verändern!
Aber wen interessiert so etwas schon?

3 Kommentare:

  1. Vielen Dank dass du immer so liebe Kommentare unter meine Post's schreibst. Du hilfst mir echt manchmal sehr weiter und wie du schreibst ist echt unglaublich! Dieses kleine Wörtchen 'Danke' beschreibt garnicht wie unglaublich dankbar ich eigentlich bin :)

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