Laut dem ARD-Deutschlandtrend zeigen sich 48 % der Deutschen zufrieden mit
der Arbeit der Bundesregierung. Das ist der höchste Wert seit dem Beginn dieser
Umfrage im Jahr 1997. Er liegt sogar noch einen Prozent über dem Wert, den die
rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2000 erzielte, als sie den Ausstieg aus der
Atomkraft beschlossen. Wenn man als
Fremder sich dieses Ergebnis anguckten würde, ohne etwas von der politischen
und gesellschaftlichen Situation zu wissen, könnte man sich ja darüber freuen,
dass das Land eine so gute und fähige Regierung hat. Wenn man jedoch in diesem
Land lebt und sich bemüht, halbwegs informiert zu sein, könnte es sein, dass
man über dieses Ergebnis sehr verwundert ist.
Die jetzige Regierung ist seit dem
27. September 2009 im Amt und wird sich dieses Jahr am 22. September zur
Wiederwahl stellen. In diesen vier Jahren ist vieles passiert, was positiv war,
aber auch vieles, was einen sehr schalen Beigeschmack hatte. Woher die gute
Stimmung in der Bevölkerung gegenüber der Bundesregierung kommt, ist also,
zumindest bei der Beschränkung auf das rein politische, nicht ganz ersichtlich.
Fangen wir bei dem Atomausstieg an. Nachdem der Ausstieg aus der
Kernenergie im Jahr 2000 beschlossen wurde, machte in die schwarz-gelbe
Regierung 2009 wieder rückgängig nur um ihn nach dem Erdbeben und dem Tsunami
um Fukushima 2011 doch durchzusetzen. Eine gerade Linie bei der Politik sieht
etwas anders aus, aber anscheinend spielt das für die Zufriedenheit der
Bevölkerung mit der Politik keine Rolle.
Das Selbe gilt auch für den enorm
hohen Verschleiß an Ministern, die vor allem wegen Plagiatsaffären von ihrem
Amt zurücktreten mussten. Besonders peinlich bleibt dabei Anette Schavan in
Erinnerung, die als Bildungsministerin eigentlich eine direkte Vorbildfunktion
für sämtliche Schüler, Studenten, Professoren oder Lehrer hat. Oder einem, von
der Bundeskanzlerin gewollten, Bundespräsidenten, der sich mit
Bestechungsvorwürfen konfrontieren lassen musste und sich im Anschluss einen
erheblichen verbalen Ausrutscher gegenüber der Bild-Zeitung leistete.
Die aktuelle Spähaffäre, die von der Bundesregierung – wie auch von der
Opposition – größtenteils einfach nur ausgesessen wird, hat zwar auch Proteste
in der Bevölkerung hervorgerufen, die haben sich aber meist nur auf kleine,
eher internetaffine Kreise beschränkt. Für einen Großteil der Deutschen scheint
es unerheblich zu sein, dass nahezu sämtliche Daten, die sie irgendwie
digitalisieren oder in elektrische Signale umwandeln, auf Servern von irgend
einem Geheimdienst landen und die Bundesregierung dabei einfach zuschaut. Den
ersten Pressemitteilungen, das man davon auch erst durch die Presse erfahren
hat, konnte man eigentlich nur Glauben schenken, wenn man entweder sehr naiv
ist oder noch nie politisch gearbeitet hat. Und da wir in Deutschland,
zumindest in der einen Hälfte von Deutschland, schon einmal erlebt haben, was
es bedeutet, wenn der Staat sämtliche persönlichen Daten abgreift, sollten wir
dafür eigentlich etwas sensibilisiert sein. Das von Seiten der Bundesregierung
dann nur ganz spärlich Informationen über die Spähprogramme veröffentlich
werden und diese von den gängigen Medien schon Tage vorher veröffentlich
wurden, sollte einen eigentlich vorsichtig machen. Aber irgendwie scheint auch
das der Beliebtheit der Bundesregierung keinen Abbruch.
Auch bei der aktuellsten Verschwendung von Steuergeldern – dem Euro Hawk –
scheinen viele Deutsch nicht beeindruckt zu sein. Zwar sind die 668 millionen
Euro eine Lappalie im Vergleich zu den Geldern, die im Moment für die Rettung
maroder Banken und EU-Mitgliedsstaaten ausgegeben oder garantiert werden, aber
es sind immer noch Steuergelder, für die ein Großteil der Bevölkerung hart
arbeiten musste. Vielleicht sehen die Deutschen aber darüber hinweg, weil gestern
der ersten Airbus A400M ausgeliefert wurde, nachdem er eigentlich schon seit 2009
bei den deutschen Truppen eingesetzt sein sollte. Abgesehen von den vielen
Geldern die bis jetzt in den Euro Hawk geflossen sind, ist auch das Verhalten
von de Maizères alles andere als tadellos, aber daran hat man sich anscheinend
auch langsam gewöhnt.
Als ich das Ergebnis des Deutschlandtrends gesehen habe, war ich ehrlich erstaunt.
Aufgrund immer wieder längerer Zeiten von erzwungener Medienabstinenz konnte
ich nur einen Teil der aktuellen Lage live verfolgen, aber es hat trotzdem
ausgereicht um eine gewisse Unzufriedenheit an der Arbeit der aktuellen
Bundesregierung aufkommen zu lassen. Vielleicht liegt es auch einfach daran,
dass das Prinzip des Aussitzens von Probleme, das die Bundesregierung langsam
wirklich perfektioniert hat, mir einfach wiederstrebt. Es geht mir auch nicht
darum, dass es unter rot-grün, schwarz-rot, rot-gelb oder anderen lustigen
Farbkombinationen irgendwie besser oder ehrlicher zugehen würde -politische
Irrungen sind farbenblind. Es geht mir nur darum, dass ein wenig mehr
Selbstkritik der Deutschen wahrscheinlich zu einem etwas anderen Deutschland
führen würde – einem Deutschland, wo man sich nur noch jeden zweiten Tag über
die Arbeit der Regierung wundert. Auch wenn ich weiß, dass Politiker die Menschen sind, über die am meisten gelästert wird und über die eine unmenge an Vorurteilen exisitieren, kann ich es mir manchmal nicht vernkeifen, sie dann doch zu kommentieren.
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