Montag, 23. Juli 2012

Warum nicht?


Der Schock, den der Amoklauf in einem Kino in Aurora hinterlassen hat, fängt langsam an sich zu lösen und in der Presse taucht wieder die ewige Frage nach dem „Warum“ auf. Diese Frage ist zugegebenermaßen berechtigt und es ist auch notwendig, dass man sie stellt. Sollte man sich nichts desto trotz aber nicht auch noch eine ganz andere und trotzdem gleiche Frage stellen? Nämlich die Frage : „Warum nicht?“

Warum sollte ein junger Mann, ein angehender Doktorand, nicht einfach zu einer Waffe greifen und irgendwo Menschen erschießen? Was hält hin davon ab, in seiner Wohnung Sprengfallen zu errichten? Warum sollte er sich nicht verkleiden und Tränengaskanister im Kino zünden?

Auf den ersten Blick mag es viele Gründe geben, die gegen seine Taten sprechen, aber wenn man genauer hinschaut wird man feststellen, dass man nicht genau sagen kann, welcher Grund bei ihm jetzt gefehlt hat. Was benötigt ein Mensch um „normal“ leben zu können? Welche sozialen Gegebenheiten müssen zusammenkommen, dass er keine Menschen in einem Kino erschießt? Welche Stationen in seinem Leben haben dazu beigetragen, dass er so lange ein unbescholtener Bürger war? Es ergibt sich auch die Frage, inwiefern die Eltern überhaupt für die Taten ihres Sohnes verantwortlich gemacht werden können. Können sie überhaupt dafür verantwortlich gemacht werden? Wie muss eine Erziehung gestaltet sein, die verhindert, dass das Kind so eine Tat begeht? Wie muss ein soziales Umfeld aufgebaut sein, das der Gedanke für so eine Bluttat überhaupt nicht entstehen kann? Wie müssen Gesetze aufgebaut sein, damit solche Taten nicht einfach durchgeführt werden können?  Es stellt sich eine Vielzahl von Fragen, die kaum beantwortet werden können, obwohl eine Antwort auf sie doch eigentlich Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft wäre. Es funktioniert in den allermeisten Fällen doch so gut, dass keine gravierenden Probleme auftreten.
Natürlich ist die Frage nach dem „Warum nicht?“ im Endeffekt nichts anderes als eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“. Warum sollte man sich also diese schwerere Frage stellen? Eine Antwort auf das „Warum?“ ist meistens auf einen Faktor beschränkt. Aber eine Antwort wie „ Der Konsum von Killerspielen“,  oder „Die Mitgliedschaft im Schützenverein“ geht meist weit am eigentlichen Kernproblem vorbei. Die Wahrheit dürfte multifaktoriell bedingt sein. Wenn nun die Frage nach dem „Warum nicht?“ beantwortet wäre, dann müssten nur noch die fehlenden Faktoren gesucht werden, um die Ursachen für die Tat zu finden.

Ich weiß nicht, ob und inwiefern es überhaupt möglich ist, die Einflüsse, die eine Person prägen, zu erfassen. Je mehr man an Einflüssen jedoch finden würde, desto näher müsste man eigentlich an die Beantwortung der immer und immer wieder gestellten Frage nach dem „Wieso?“ kommen. Kein Mensch begeht eine Handlung aus dem nichts, es liegt immer eine Vorgeschichte vor. Vielleicht war es einfach nur eine Geisteskrankheit, die die Tat auslöste, aber wenn die Frage nach dem „Warum nicht?“ nicht geklärt werden kann, werden die Antworten auf das „Warum?“ wahrscheinlich meist zu eindimensional und unvollständig sein.

In Gedenken an die Opfer und in der Hoffnung auf eine Antwort auf eine der beiden Fragen,
Pearl.

2 Kommentare:

  1. ja, ich auch:) es war auch das erste, was ich bearbeitet habe. aber ich fand es interessant, ein bild verschieden zu bearbeiten und so an seiner wirkung rumzuspielen auch wenn ich mir die kontraste etwas krasser gewünscht hätte. naja, nächstes mal. :)

    liebe grüße, josi

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  2. dass DICH das nicht vom lesen abhält, war mir klar :D ich dachte eher so an den ottonormalblogger, weißt du? ;)

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