Vor einigen Tagen hatte
Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung auf seiner
Facebookseite den Spruch „Too stupid for science – Try religion“ gepostet. Das
Echo, was dieser Spruch dann in einigen Kreisen auslöste, war sehr beachtlich.
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der oberste katholische Glaubenshüter, sah in
dieser Aktion ein „schreiendes Fehlverhalten“ und kritisierte Löning als „Mann am
falschen Platz“. In einigen bayrischen Zeitungen und Radiosendungen wurden
Leserbriefe und Meinungen veröffentlicht, die diese Haltung unterstützten. Die
kirchliche Gemeinschaft in Deutschland war sich ziemlich einig darin, dass
Löning mit dieser Aktion „ die Menschenwürde der gläubigen Menschen verletzt
hat“.
Soweit erst einmal zur
Situation. Fangen wird mit nun an, die Argumente der Kirchenvertreter einmal
genauer zu betrachten. Der Spruch, der Löning nun so viel Ärger einbringt, ist
weder von ihm, noch ist er neu, noch ist er außergewöhnlich. In vielen Blogs,
die sich irgendwie mit dem Thema Religion, Ethik oder Wissenschaft
auseinandersetzten, taucht er immer wieder auf. Außerdem wird er auch auf einer
großen Vielzahl von Facebook-Profilen zu finden sein; auch auf Twitter ist er
verbreitet. Wo ist nun das Problem von Erzbischof Müller? Wahrscheinlich ist es
wieder einmal das alte Problem, dass Personen des öffentlichen Lebens das Recht
auf freie Meinungsäußerung nicht zugestanden wird. Äußern sie eine Meinung, die
politisch nicht korrekt ist, stehen sie sofort unter Beschuss von der Gruppe,
die sich gerade angegriffen fühlt. Wenn die Person mit ihrer Äußerung auch noch
das Pech gehabt hat, eine Gruppe anzugreifen, die auch in der Presse eine
starke Beachtung findet, dann kann es in relativ kurzer Zeit zu einer, für die
Person sehr negativer Berichterstattung kommen, die sie unter Umständen sogar
zum Rücktritt von ihrem Posten zwingt. Ich hoffe, dass es ihm Falle von Markus
Löning nicht so weit kommt. Wenn er eine Privatperson gewesen wäre, hätte seine
Äußerung niemanden gestört und wäre auch nicht in irgend einer Weise in die
Öffentlichkeit gelangt. Es bleibt also schon einmal festzuhalten, dass in
diesem Fall die Wahl der Mittel, also das Einschalten der Presse und damit das
Einbeziehen einer breiten Öffentlichkeit, vollkommen unverhältnismäßig ist.
Das einzige weitere
Argument der Kirche bezieht sich eigentlich auf die Auswirkungen des Spruches
selber, kritisiert aber indirekt auch den Inhalt des Spruches. „To stupid for
science – Try religion“ ist mit Sicherheit polemisch und übertrieben, hat aber
auch einen wahren Kern. Früher haben sich die Menschen fast alles, was sie
nicht mit ihren meist mangelhaften wissenschaftlichen Methoden erklären
konnten, mithilfe des Übernatürlichen erklärt. Je nach Region gab es dann
entweder eine Vielzahl von Göttern, die für die verschiedenen Naturereignisse
wie Blitze, Gewitter oder auch gute Ernten zuständig waren, oder, wie im
Monotheismus, einen Gott, der für alles die Verantwortung trug. Es war damals
tatsächlich die Dummheit, oder, etwas freundlicher und passender formuliert,
die Unwissenheit der Menschen, die eine Vielzahl von religiösen Bräuchen, vor
allem Opferrituale, hervorbrachten. Auch heute spielt die Religion immer noch
diese Rolle, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt. Für viele Menschen muss
Gott wenigstens den Funken Energie aufgebracht haben, der den Urknall
ermöglicht hat. Das die Wissenschaft davon ausgeht, dass die Gesamtsumme der
Energie in unserem Universum Null beträgt und somit keine Energie für den
Urknall notwendig war, können sich sehr viele Menschen einfach nicht
vorstellen. Auch im Bereich der Medizin berufen sich verschiedene Menschen
immer wieder auf ein „göttliches Wunder“, wenn sie von angeblich unheilbaren
Krankheiten wie Krebs, oder tödlichen Verletzungen wieder genesen. Das Fehlen
von wissenschaftlichen Begründungen beweist in den Augen dieser Menschen dann
ihr Argument, dass dies Gottes Werk war. In gewisser Weise ist dies immer noch
eine Art der Dummheit oder Unwissenheit, die zur Religion führt. Abgesehen
davon macht man es sich alle Verfechter der wortwörtlichen Auslegung der Bibel
immer sehr einfach, da sie nur ein Buch zu kennen brauchen, eine Person, die
halbwegs wissenschaftlich Argumentieren will, muss jedoch eine Vielzahl von
Büchern gelesen haben, um etwas ansatzweise erklären zu können.
Das größte Problem, dass
sich aus dem zweiten Argument des Kurienbischofs Müller ergibt, ist jedoch
seine Begründung. Auch wenn das Kritisieren von Löning in der Öffentlichkeit
und die Kritik an dem Spruch selber schon unverhältnismäßig ist, sein zweites
Argument übertrift dies nicht nur, sondern zeigt auch die Ignoranz der, in
diesem Fall katholischen Kirche, gegenüber dem Rest der Welt. Und es zeigt wie
wenig sich die katholische Kirche unter dem Ausdruck „Würde“ etwas vorstellen
kann. „Too stupid for science – Try religion“ soll die „Würde der gläubigen Menschen verletzt
haben“, war eine Reaktion von Kurienbischof Müller. „Die Würde der gläubigen
Menschen“ ist zwar ein schöner Begriff, aber besitzt er überhaupt einen Inhalt;
ist diese „Würde“ überhaupt etwas, auf das man Rücksicht nehmen muss? Ein
kurzer Blick auf das Staatengebilde, in dem wir leben, macht die Antwort
eigentlich schon klar: Nein! Wir leben in einem säkularen Staat, in dem die
Kirche zwar politischen Einfluss hat, aber im großen und ganzen für sich selber
zuständig ist und sich im großen und ganzen an die Gesetze des Staates halten
muss. Allein dies dürfte eigentlich schon die Würde eines religiösen Menschen
verletzten, weil die Kirche eigentlich weitreichende Freiheiten besaß und in
vielen Fällen sogar ebenso Mächtig war, wie das eigentliche Staatsoberhaupt.
Dann gibt es aber auch ganz banale Gründe, die der Logik des Kurienbischofs
Müller zufolge, die „Würde der gläubigen Menschen“ verletzen muss. Öffentlich
erklärter Atheismus beispielsweise. Oder die Existenz von atheistischen Gruppen
und Verbänden. Nach katholischen Vorstellungen verletzen auch homosexuelle
Paare die „Würde des gläubigen Menschen“, genauso wie geschiedene und
wiederverheiratete Ärzte, Erzieher etc. Verletzt die Demokratie nicht
eigentlich auch die „Würde des gläubigen Menschen“, da die katholische Kirche
streng hierarchisch und nach totalitärem Muster aufgebaut ist? Wie man sieht,
ist die „Würde des gläubigen Menschen“ ein Begriff, mit dem man sehr vorsichtig
umgehen muss.
Auf der anderen Seite hat
zumindest die katholische Kirche aber kein Problem damit, Menschenrechte zu
missachten. Wie war das noch einmal mit dem Recht auf körperliche
Unversehrtheit für Kinder? Achso, das Verbot der Beschneidung würde ja gegen
die „Würde des gläubigen Menschen“ verstoßen und die ist doch sicherlich
wichtiger als ein Menschenrecht! Habe ich da vielleicht etwas falsch verstanden?
Wie war das gleich mit der Vielzahl an Missbrauchsfällen in katholischen
Schulen und Kirchen? Stimmt, wenn die vernünftig aufgeklärt würden und die
verantwortlichen von ihren Posten entbunden und entsprechend bestraft würden,
würde das sicherlich auch die „Würde der gläubigen Menschen“ verletzen.
Priester und Bischöfe sind schließlich Vertreter Gottes und würden doch keine
so unmenschlichen Taten begehen! Die Würde der Betroffenen, denen keine
Gerechtigkeit wiederfährt, wird dadurch nicht beeinträchtig, sie haben die
Priester doch erst zu den Misshandlungen verführt. Vielleicht verwechsel ich
hier gerade ein paar Sachen von wegen „die Würde des Menschen ist unantastbar“
und den Erklärungen einiger katholischer Geistlicher. Die würden sich
schließlich keinen Fehler erlauben, der die „Würde der gläubigen Menschen“
beeinträchtigt. Und außerdem: Da noch niemand Gott gesehen hat, kann auch
keiner beweisen, dass es ihn nicht gibt. PUNKT
Und wie war das mit den lila Einhörnern ?
Science
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