Dienstag, 25. März 2014

Quotenfrau oder Frauenquote?



Die Familienministerin Manuela Schwesig möchte noch dieses Jahr ein Gesetz über eine Frauenquote in börsennotierten oder mitbestimmungspflichtigen (Unternehmen, die einen Aufsichtsrat benötigen, je nach Unternehmen gelten dabei unterschiedliche Regelungen) Unternehmen auf den Weg bringen, damit es spätestens 2016 in Kraft treten kann. Von da an werden ca. 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 30% in ihren Aufsichtsräten haben müssen. Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, müssen sich schon ab 2015 verbindliche Ziele zur Erhöhung ihres Frauenanteils setzen und regelmäßig darüber berichten. Dieselben Regeln sollen dann auch für die Bundesverwaltung, die Gerichte, die Unternehmen des Bundes sowie alle Gremien, in die der Bund Vertreter entsendet, gelten. Für viele Personen ist dies ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung, es gibt jedoch eine Menge sehr kritische Stimmen. Kann man die Kritiker dieser Initiative alle als Frauenfeindlich abstempeln oder haben ihre Argumente doch etwas Sinnvolles an sich?

Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass persönliches Erfahren eigentlich nichts in Argumentationen zu suchen hat, werde ich hier meine Erlebnisse in Bezug auf dieses Thema unterbringen. Den von der objektiven Seite aus gibt es eigentlich keinen Argumentationsbedarf, weshalb die emotionale Seite der Frauenquote überdurchschnittlich stark berücksichtigt werden sollte.

Ich war erst vor kurzen eine Woche lang mit einem Haufen an jungen Menschen, die alle aus dem MINT-Bereich kamen, zusammen. Gerade in Gesprächen mit Mädchen und jungen Frauen kamen wir immer wieder auf die Frauenquote, weil Frauen ja gerade im MINT-Bereich krampfhaft gesucht werden. Die Reaktionen auf die Quote waren alle einheitlich: Ablehnend! Warum lehnen gerade diejenigen, die mit am meisten von dieser Quote profitieren diesen Mechanismus ab? Was hat die Politik dabei übersehen?

Es herrscht unter den jungen Menschen mit Freude an den MINT-Fächern anscheinend mehr oder weniger Konsens darüber, dass lediglich die Leistung in dem (Studien)Fach und der Grad der Vernetzung darüber entscheidet, ob man nachher eine Anstellung bekommt oder auf Ewigkeit schlechtbezahlte Laborjobs machen muss. Viele weigern sich sogar, eine Stelle anzunehmen die ihnen lediglich deshalb angeboten wird, weil sie XX – Gonosomen in sich tragen. Es kann durchaus sein, dass diese Meinung für die gesamte Generation unüblich ist, weil all diese Personen eher überdurchschnittliche Leistungen und besondere Motivation in ihrem Fachbereich haben und sich deshalb über leistungsbezogene Auswahlkriterien keine Sorgen machen müssen. Allerdings war ihnen auch klar, dass die Tatsache, dass sie eventuell irgendwann einmal Kinder bekommen könnten, ihren Berufsweg eindeutig einschränken wird.

Eine wissenschaftliche Karriere sinnvoll mit Kindern zu kombinieren ist unglaublich schwierig, da Kinder einen noch größeren Zeitaufwand darstellen als nur ein Partner und je nachdem was man gerade macht, kann schon ein Partner den eigenen Karierewünschen im Wege stehen. Die allgemeine Meinung darüber war meist in die Richtung, dass man entweder erst sehr spät eine Familie gründen möchte (wenn überhaupt) oder dass man sich vollständig im Klaren darüber ist, dass man seine Fähigkeiten als Wissenschaftler nur sehr eingeschränkt ausprobieren kann. Natürlich kann man Kinder auch in Tagesstätten geben und hätte damit wieder viel Zeit für die eigene Arbeit, aber dies schien kaum jemand aus dieser Gruppe zu wollen. Vielmehr wollten sie von Anfang an für die Kinder da sein – auch, weil man sie nur so überhaupt für die Wunder dieser Welt begeistern kann. Interessanterweise scheinen also die angeblich so unmoralischen, nerdigen und kalten Naturwissenschaftler recht Kinderlieb zu sein.

Was im Bereich der Wissenschaft gilt, lässt sich fast eins zu eins auf die Vorstands-, und Aufsichtsratplätze übertragen. Auch bei diesen Arbeitsplätzen gibt es keine fünf Tage Woche, Nächte dürfen schon mal durchgearbeitet werden und eine planbare Wochenstruktur ist eher selten. Um so einen Arbeitsplatz zu bekommen muss man über ein sehr gutes Netzwerk, einiges an Fähigkeiten und die Gabe, sich selber gut zu verkaufen, verfügen. Also über genau das, was man benötigt um einen guten Arbeitsplatz in der Wissenschaft zu bekommen. Auch hier gilt, das eine Schwangerschaft im Regelfall das vorläufige Ende der Arbeit bedeutet, weil die Schwangere spätestens gegen Ende der Schwangerschaft rein körperlich nicht mehr in der Lage dazu ist, ihren Arbeitsplatz vollständig auszufüllen. Wenn die Kinder im Anschluss nicht so schnell wie möglich in eine KiTa abgegeben werden können, ist es auch nahezu unmöglich hier wieder Fuß zu fassen. Bedeutet eine Frauenquote hier eine deutliche Besserung für die Frauen?

Ich behaupte etwas dreist einfach mal, dass Frauen sogar oft mehr an Wissen von der Uni haben und über größere Netzwerke als Männer verfügen, sodass sie, wenn sie wollen, relativ problemlos jede Stelle, die sie haben möchten, bekommen können. Das Problem dürfte vielmehr darin bestehen, dass es nicht allzu viele Frauen in den entsprechenden Fachrichtungen gibt und davon noch weniger bereit sind ihr Leben vollständig der Karriere zu widmen. Auch bei den Männern dürfte nur ein verschwindend geringer Prozentsatz aller Arbeitsfähigen überhaupt einen Posten im Vorstand oder Aufsichtsrat haben, aber da deutlich mehr Männer als Frauen in den entsprechenden Bereich aktiv sind, stellen sie dort auch den größten Anteil. Außerdem scheinen viele Männer in diesem Bereich der Meinung zu sein, dass die Familie der Frau überlassen werden kann – entsprechend wenig Zeit wird dann in Beziehung und Kinder investiert. Ob das wirklich gut und erstrebenswert ist, sei dahingestellt.

Anstatt einer Quote für Frauen einzuführen, die anscheinend sogar von vielen Frauen als unsinnig angehen wird, wäre es wahrscheinlich sinnvoller, einen erneuten Berufseinstieg nach einer Schwangerschaft deutlich einfacher zu machen. Den genau diese scheint das eigentliche Problem in vielen Fällen zu sein. Außerdem wäre es politisch auch klüger Familien, in denen beide Partner die Kinder zu Hause erziehen wollen ein wenig mehr zu stützen, auch wenn diese dadurch eben keine Vorstandsaufgaben wahrnehmen können. Natürlich sollten noch vorhandene Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen weiterhin angegangen und abgebaut werden, aber eine Quote kann da ganz schnell den gegenteiligen Effekt haben. Ich setzte mein Vertrauen da lieber in die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft von Frauen und vermute, dass diese sie eigentlich immer auch ohne Quote dahin führt, wo sie hinmöchte.  

Arbeitsplätze nach Leistung, nicht nach Geschlecht -
Grundsätzlich und ohne Ausnahme! 

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