Die Familienministerin Manuela
Schwesig möchte noch dieses Jahr ein Gesetz über eine Frauenquote in börsennotierten
oder mitbestimmungspflichtigen (Unternehmen, die einen Aufsichtsrat benötigen,
je nach Unternehmen gelten dabei unterschiedliche Regelungen) Unternehmen auf
den Weg bringen, damit es spätestens 2016 in Kraft treten kann. Von da an
werden ca. 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen einen
Frauenanteil von mindestens 30% in ihren Aufsichtsräten haben müssen. Unternehmen,
die entweder börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, müssen sich schon
ab 2015 verbindliche Ziele zur Erhöhung ihres Frauenanteils setzen und
regelmäßig darüber berichten. Dieselben Regeln sollen dann auch für die
Bundesverwaltung, die Gerichte, die Unternehmen des Bundes sowie alle Gremien,
in die der Bund Vertreter entsendet, gelten. Für viele Personen ist dies ein weiterer
Schritt in Richtung Gleichberechtigung, es gibt jedoch eine Menge sehr
kritische Stimmen. Kann man die Kritiker dieser Initiative alle als
Frauenfeindlich abstempeln oder haben ihre Argumente doch etwas Sinnvolles an
sich?
Auch wenn ich der Überzeugung
bin, dass persönliches Erfahren eigentlich nichts in Argumentationen zu suchen
hat, werde ich hier meine Erlebnisse in Bezug auf dieses Thema unterbringen.
Den von der objektiven Seite aus gibt es eigentlich keinen
Argumentationsbedarf, weshalb die emotionale Seite der Frauenquote
überdurchschnittlich stark berücksichtigt werden sollte.
Ich war erst vor kurzen eine
Woche lang mit einem Haufen an jungen Menschen, die alle aus dem MINT-Bereich kamen,
zusammen. Gerade in Gesprächen mit Mädchen und jungen Frauen kamen wir immer
wieder auf die Frauenquote, weil Frauen ja gerade im MINT-Bereich krampfhaft
gesucht werden. Die Reaktionen auf die Quote waren alle einheitlich: Ablehnend!
Warum lehnen gerade diejenigen, die mit am meisten von dieser Quote profitieren
diesen Mechanismus ab? Was hat die Politik dabei übersehen?
Es herrscht unter den jungen
Menschen mit Freude an den MINT-Fächern anscheinend mehr oder weniger Konsens
darüber, dass lediglich die Leistung in dem (Studien)Fach und der Grad der
Vernetzung darüber entscheidet, ob man nachher eine Anstellung bekommt oder auf
Ewigkeit schlechtbezahlte Laborjobs machen muss. Viele weigern sich sogar, eine
Stelle anzunehmen die ihnen lediglich deshalb angeboten wird, weil sie XX –
Gonosomen in sich tragen. Es kann durchaus sein, dass diese Meinung für die
gesamte Generation unüblich ist, weil all diese Personen eher
überdurchschnittliche Leistungen und besondere Motivation in ihrem Fachbereich haben
und sich deshalb über leistungsbezogene Auswahlkriterien keine Sorgen machen
müssen. Allerdings war ihnen auch klar, dass die Tatsache, dass sie eventuell
irgendwann einmal Kinder bekommen könnten, ihren Berufsweg eindeutig
einschränken wird.
Eine wissenschaftliche Karriere
sinnvoll mit Kindern zu kombinieren ist unglaublich schwierig, da Kinder einen
noch größeren Zeitaufwand darstellen als nur ein Partner und je nachdem was man
gerade macht, kann schon ein Partner den eigenen Karierewünschen im Wege
stehen. Die allgemeine Meinung darüber war meist in die Richtung, dass man
entweder erst sehr spät eine Familie gründen möchte (wenn überhaupt) oder dass
man sich vollständig im Klaren darüber ist, dass man seine Fähigkeiten als
Wissenschaftler nur sehr eingeschränkt ausprobieren kann. Natürlich kann man
Kinder auch in Tagesstätten geben und hätte damit wieder viel Zeit für die
eigene Arbeit, aber dies schien kaum jemand aus dieser Gruppe zu wollen.
Vielmehr wollten sie von Anfang an für die Kinder da sein – auch, weil man sie
nur so überhaupt für die Wunder dieser Welt begeistern kann. Interessanterweise
scheinen also die angeblich so unmoralischen, nerdigen und kalten
Naturwissenschaftler recht Kinderlieb zu sein.
Was im Bereich der Wissenschaft
gilt, lässt sich fast eins zu eins auf die Vorstands-, und Aufsichtsratplätze
übertragen. Auch bei diesen Arbeitsplätzen gibt es keine fünf Tage Woche,
Nächte dürfen schon mal durchgearbeitet werden und eine planbare Wochenstruktur
ist eher selten. Um so einen Arbeitsplatz zu bekommen muss man über ein sehr
gutes Netzwerk, einiges an Fähigkeiten und die Gabe, sich selber gut zu
verkaufen, verfügen. Also über genau das, was man benötigt um einen guten
Arbeitsplatz in der Wissenschaft zu bekommen. Auch hier gilt, das eine
Schwangerschaft im Regelfall das vorläufige Ende der Arbeit bedeutet, weil die
Schwangere spätestens gegen Ende der Schwangerschaft rein körperlich nicht mehr
in der Lage dazu ist, ihren Arbeitsplatz vollständig auszufüllen. Wenn die
Kinder im Anschluss nicht so schnell wie möglich in eine KiTa abgegeben werden
können, ist es auch nahezu unmöglich hier wieder Fuß zu fassen. Bedeutet eine
Frauenquote hier eine deutliche Besserung für die Frauen?
Ich behaupte etwas dreist einfach
mal, dass Frauen sogar oft mehr an Wissen von der Uni haben und über größere
Netzwerke als Männer verfügen, sodass sie, wenn sie wollen, relativ problemlos
jede Stelle, die sie haben möchten, bekommen können. Das Problem dürfte
vielmehr darin bestehen, dass es nicht allzu viele Frauen in den entsprechenden
Fachrichtungen gibt und davon noch weniger bereit sind ihr Leben vollständig
der Karriere zu widmen. Auch bei den Männern dürfte nur ein verschwindend
geringer Prozentsatz aller Arbeitsfähigen überhaupt einen Posten im Vorstand
oder Aufsichtsrat haben, aber da deutlich mehr Männer als Frauen in den
entsprechenden Bereich aktiv sind, stellen sie dort auch den größten Anteil. Außerdem
scheinen viele Männer in diesem Bereich der Meinung zu sein, dass die Familie der
Frau überlassen werden kann – entsprechend wenig Zeit wird dann in Beziehung
und Kinder investiert. Ob das wirklich gut und erstrebenswert ist, sei
dahingestellt.
Anstatt einer Quote für Frauen
einzuführen, die anscheinend sogar von vielen Frauen als unsinnig angehen wird,
wäre es wahrscheinlich sinnvoller, einen erneuten Berufseinstieg nach einer
Schwangerschaft deutlich einfacher zu machen. Den genau diese scheint das
eigentliche Problem in vielen Fällen zu sein. Außerdem wäre es politisch auch
klüger Familien, in denen beide Partner die Kinder zu Hause erziehen wollen ein
wenig mehr zu stützen, auch wenn diese dadurch eben keine Vorstandsaufgaben wahrnehmen
können. Natürlich sollten noch vorhandene Vorurteile gegenüber Frauen in
Führungspositionen weiterhin angegangen und abgebaut werden, aber eine Quote
kann da ganz schnell den gegenteiligen Effekt haben. Ich setzte mein Vertrauen
da lieber in die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft von Frauen
und vermute, dass diese sie eigentlich immer auch ohne Quote dahin führt, wo
sie hinmöchte.
Arbeitsplätze nach Leistung, nicht nach Geschlecht -
Grundsätzlich und ohne Ausnahme!
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