Freitag, 26. Oktober 2012

Ein Brief an unsere Generation



Wenn ältere Personen über die „Jugend von heute“ reden, machen sie das häufig ein wenig abwertend, meinen, die jungen Leute würden nicht hart genug arbeiten, zu wenig auf Autoritäten achten oder sich komisch kleiden. Das sind alles Argumente, die, aufgrund des Alters der Personen die sie äußern, auch eine gewisse Daseinsberechtigung haben. Doch in den meisten Fällen sind sie ein Zeugnis davon, dass sie gar nicht mehr wissen, was den die „Jugend von heute“ ausmacht. In letzter Zeit finde ich jedoch, dass die „Jugend von heute“, also, übergeneralisiert gesprochen, die Personen, die nach 1990 geboren sind, wirklich Kritikwürdig ist. Denn ihr fehlt etwas, dass eine junge Generation eigentlich auszeichnet: Rebellion!

Für was lebt unsere Generation? Für Markenkleidung, harten Alkohol und Smartphones? Der Wunsch, etwas zu revolutionieren, etwas zu ändern, sich in die Geschichtsbücher zu schreiben: Nicht vorhanden. Die Vorbilder der heutigen Jugend? Steve Jobs, Lady Gaga und Gronkh! Gandhi, Einstein, Galileo, Luther: Noch nie von gehört. Ist Einstein nicht ein Rapper? Wo sind die Personen, die große Plakate von Gandhi und seinen Sprüchen im Zimmer haben? Wo hängen noch Che Guevaras an den Wänden? Wer kennt noch das Bild, von dem Soldat, der über den Stacheldraht von Ost-nach Westberlin springt; ein Bild, dass quasi ein Synonym für das Streben nach Freiheit gesehen werden kann? Stattdessen hängen nun Poster von Eminem, Ronaldo oder Rihanna an den Wänden perfekt durchgestylter Jugendzimmer.

Für was kämpft unsere Generation? Für größere Ohrlöcher, Alkoholexzesse, kürzere Röcke und Dubstep? Und gegen was wird gekämpft? Lange Röcke, soziales Engagement und Hipster? Wo sind die Zeiten geblieben, in denen Jugendliche sich in der Schule zu politischen Vereinen zusammenschlossen? Wo bleibt das Aufbegehren gegen die Eltern, die Obrigkeit, die Lehrer? Wo bleibt die Rebellion gegen das vorherrschende gesellschaftliche System? Ein zwei – Zentimeter Tunnel im Ohr ist kein Aufgebehren gegen die Gesellschaft, es ist eher eine Selbstverstümmelung, die im Alter noch interessant aussehen wird. Vielleicht muss man das unserer Generation einfach mal sagen; einfach sagen, dass sie LANGWEILIG ist. Das eine „Generation Party“ keinen Einfluss nehmen kann auf Politik oder Wirtschaft. Das man das Gefühl hat, inmitten einer Menge von Menschen zu stehen, die keinen Grund sehen, zu leben. Wo ist der Schrei der Rebellion? Gefärbte Haare, Tunnel in den Ohren und Gothic-Kleidung? Mehr habt ihr nicht zu bieten? Antifa-Aktionen und Taggen in der Nacht. Mehr habt ihr echt nicht drauf?

 Wo ist die ungebremste Kreativität, der unbändige Wille nach Freiheit? Wo ist der Wille, etwas bewusst mitzugestalten? Destruktiv sein hat bis jetzt noch keine Generation ausgezeichnet. Randale am ersten Mai ist kein Ausdruck einer politischen Meinung, sondern eher ein Zeichen für Langeweile und Sinnlosigkeit. Wo sind die Schüler- und Studentengruppierungen, die mit Anträgen vor dem Bundestag demonstrieren oder Briefe an Politiker schreiben? Wo ist unsere Generation, wenn eine umstrittene politische Entscheidung ansteht? Man sieht sie maximal ein paar Tage auf der Straße, danach ist alle schon wieder vergeben und vergessen; die nächste Party, das nächste Mädchen ist wichtiger! Wo bleibt die Bissigkeit, die Unnachgiebigkeit, der grenzenlose, selbstüberschätzende Mut der Jugend? Selbstüberschätzung und Narzissmus, das findet man zu Hauf, aber niemals im politischen, nur auf Partys und in Clubs. Den Wunsch, die Möglichkeit etwas für die Allgemeinheit zu tun, etwas positiv zu verändern? Nie gehabt, nie angedacht, nie in Erwägung gezogen. Das Bedürfnis ein Zeichen der Veränderung zu setzen? Ein soziales System langsam zu unterwandern und langsam zu verändern? Noch nicht einmal im Ansatz vorhanden, geschweige denn, von irgendjemandem angestrebt. Was sind wir für eine Generation? Eine verlorene? Eine verlogene?

Wir hören Caspar und Prinz Pi und bleiben trotzdem unpolitisch. Wir braucht mehr Zeit vor dem Spiegel als andere auf dem Klo, aber reflektiert uns trotzdem nicht. Wir ziehen Vintage-Kleidung an, setzten uns Nerd-Brillen auf und kämpfen trotzdem gegen „den Hipster“. Sind wir gefangen in der eigenen Eitelkeit? In der eigenen Hoffnungslosigkeit? Zerfressen von Selbstzweifel und Sinnlosigkeit? Oder doch nur zerfressen vom Alkohol, von den Drogen und vom Dubstep? Wie werden wir später einmal in sozialwissenschaftlichen Texten genannt? „Generation Party“? ! „Generation Antriebslosigkeit?“ „Generation Langweilig“? Oder möchten wir anders genannt werden? Dann müssen wir uns aber auch so verhalten, dann müssen wir etwas dafür tun! UNSERE Jugend ist fast vorbei, UNSERE Zeit fast abgelaufen. Wir sind Vorbild für die nächste Jugend, wir sollten die letzten uns verbleibenden Jahren nutzen. Oder im Rausch durchfeiern, denn das können wir ja!

Wir liegen lachend in den Trümmern und fühlen uns frei - 
 Zu frei, um etwas gegen die Trümmer machen zu müssen?

7 Kommentare:

  1. Unsere Generation ist wahrscheinlich genau das. Und auch die, die es nicht gut finden versuchen nicht wirklich etwas zu ändern. Zu schwer, zu viel Arbeit. Ertränken wir lieber alles in Alkohol. Alter spielt dabei keine Rolle, ob 12 oder 19. Egal. Hipster und Punks die sich als große Welle einer Revolution sehen die es nicht gibt. Rebellion meist doch nur gegen sich selbst und nicht miteinander. Allgemein gilt doch viel öfter ein gegeneinander als das Miteinander.

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  2. ich weiß nicht, ob ich noch zu deiner beschriebenen generation gehöre - jahr 1990 geboren - aber ich passe da wohl direkt rein. nicht mit viel party, zusaufen und dubstep (nicht mal ne ahnung, was das eigentlich sein soll) - aber mit antriebs- und sinnlosigkeit im leben. ich bin frei (zumindest, soweit man das in der heutigen zeit sein kann), ich muss nicht dafür kämpfen. ich muss nicht dafür kämpfen, dass meinen kindern "ein mal besser gehen wird". ich will nicht mal kinder. weil ich es als sinnlos erachte.
    wie gesagt, ich fühle mich genau in diese schublade gesteckt, die du hier beschreibst und ich fühle mich darin auch passend. jedoch als einzelgänger, weil ich viele "mainstream"-wellen an mir vorbeirauschen lasse. sinnlos. das leben. das streben nach IRGENDWAS habe ich nicht. und das ist irgendwie traurig.

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  3. Ich glaube nicht, dass wirklich alle so sind und eine Veränderung beginnt immer beim Erkennen der Fehler. Es gibt viele, und vorallem viele noch junge Jugendliche die viel feiern und sich für nichts außer ihrem persönlichen Spaß interessieren. aber es gibt auch die, denen nicht egal ist, was in ihrer Umgebung passiert.
    Vielleicht ist es keine Rebellion in großem Stil aber es gibt auch die Schüler, die sich engagieren zB ihren Schulalltag mitzugestalten und Zivilcourage zeigen, sich für Projekte einsetzen um auf ungerechtigkeit hizueisen, über die Gesellschaft Diskutieren. Nur leider sind es zu wenige und noch weniger trauen sich ihre Meinung zu sagen, denn irgendwo gilt : wer mirt party nichts anfangen kann, ist nicht "hipster" genug.

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  4. Es ist nicht das Wasser, das wütet. Es ist der Sturm, der es peitscht!

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    1. Aber an Sturm fehlt es wahrlich nicht, warum ruht dann das Wasser?

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  5. Was für Dich ein "Sturm" ist, empfinden Andere vielleicht nur als Windhauch. Und bisher wurden noch alle Jungen als Generation X, Slacker oder was weiß ich bezeichnet. Den Alten kann man es nie Recht machen. Sie einfach nur noch zu ignorieren und nicht einmal mehr der Rebellion würdig zu befinden, das ist die höchste Form des Protestes ;)

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  6. Starke Persönlichkeit ? Naja. Ich kann gegen viel kämpfen aber wenn es darum geht die Wahrheit auszusprechen, über wichtige Dinge zu reden, meine Meinung auszudrücken...
    Egal danke für deine Worte.

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