Mittwoch, 30. November 2011

Der Lehrmeister "Vergangenheit"


Eines der langweilisten Themen für die meisten jungen und auch viele ältere Menschen ist Geschichte. Ein großer Teil aller Schüler probiert Geschichte entweder direkt bei der ersten Möglichkeit, die sich bietet, abzuwählen oder den Unterricht einfach auszusitzen und darauf hoffen, dass man dafür noch eine drei bekommt. Dieses Desinteresse an  Geschichte findet man auch häufig bei älteren Menschen, die gerade mitten im Leben stehen. Sie meinen häufig, dass die Vergangenheit schon war und deshalb für sie nicht weiter relevant ist. Erst bei Menschen, die ihr Leben schön größtenteils gelebt haben, findet man wieder Interesse an Geschichte, wenn auch meistens nur an der eigenen. Diese Menschen haben, vor allem wenn sie jenseits der 70 sind, riesige Veränderung am eigenen Leib erlebt und fangen teilweise an, diese eigenen Erlebnisse aufzuschreiben um sie an die folgenden Generationen weiter zu geben. Diese Menschen sind der lebende Beweise dafür, dass Geschichte alle angeht und das sie, zumindest die jüngere Geschichte, auch in den Köpfen der Menschen eine Rolle spielen sollte. Das gesamte Gesellschaftssystem lässt sich ohne die jüngere Geschichte überhaupt nicht verstehen. Auch die politische Landschaft bleibt ohne die Kenntnisse der jüngeren Vergangenheit ziemlich undurchsichtig. Allein für das alltägliche Leben lohnt es sich schon, ein bisschen historisches Hintergrundwissen zu haben. Es gibt aber noch einen anderen, viel wichtigeren Grund für ein Interesse in die Vergangenheit. Geschichte wiederholt sich! Viele der heutigen  Probleme, seien sie gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Natur, sind in der Vergangenheit schon mehr als einmal vorgekommen. Anstatt einen Lösungsansatz von Grund auf neu zu erfinden, kann man auch nach den Lösungsansätzen in der Vergangenheit suchen. Man weiß dann schon im Voraus, bei welchen Wegen es sich nicht lohnt, sie zu beschreiten und welche Ideen zu einem guten Ergebnis geführt haben. Natürlich kann man nicht die Lösung für alle heutigen Probleme eins zu eins in der Vergangenheit finden, aber man kann zumindest für die allermeisten Probleme gute Lösungsansätze finden. Es ist außerdem viel ungefährlicher, weil man schon die ungefähren Folgen der jeweiligen Lösung kennt. Aber nicht nur bei der Lösung von größeren, gesellschaftlichen Problemen kann man sich Hilfe in der Geschichte holen. Jeder Mensch hat seine individuelle Geschichte und  auch bei ihm gilt, das sich Geschichte wiederholt. Der große Vorteil an der eigenen Geschichte ist, dass man sie ziemlich gut kennt. Man muss es lediglich schaffen, die vorhandenen Probleme der Gegenwart in der eigenen Geschichte wiederzufinden. Selbst wenn das auf den ersten Blick etwas seltsam klingt, wird man bei genauerem Reflektieren feststellen, dass man viele Fehler im Leben mehr als einmal gemacht hat und das man sehr häufig Parallelen zwischen den verschiedenen Lebensabschnitten finden kann. Wenn man tatsächlich mal in eine vollständig neue Situation hineingerät, kann man sich in den allermeisten Fällen der Geschichte von (älteren) Personen bedienen, die schon einmal in so einer Situation waren. Ein konsequentes Überdenken der aktuellen Lage und ein dementsprechendes Suchen in der  Vergangenheit kann einem nämlich eine Menge an Fehlern ersparen. Wenn man bei diesem Reflektieren feststellt, dass man den selben Fehler immer und immer wieder gemacht hat, kann man die Faktoren herausfinden, die zu diesem Verhalten geführt haben und probieren sich zu bessern. Wenn einem dasselbe trotzdem nochmal passiert ist das eigentlich nicht mehr zu entschuldigen. Man ist dann schlicht und ergreifend zu dumm gewesen. Natürlich kann man sagen, dass man aus Überzeugung so handelt oder das man in diesem Augenblick das Gefühl hatte, das Richtige zu tun, aber man belügt sich damit eigentlich nur selber. Vielleicht fühlt sich eine bestimmte Handlung in der Gegenwart richtig an, aber wenn ein Vergleich mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit klar zeigt, dass dieses Verhalten grundsätzlich falsch war, sollte man die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Man soll die Vergangenheit ruhen lassen, weil man sie sowieso nicht mehr ändern kann, aber man darf sie niemals vernachlässigen. Selbst wenn man eigentlich kein Interesse an der Vergangenheit im großen hat, so sollte man doch wenigstens Interesse für die eigene Vergangenheit zeigen, damit man aus ihr lernen kann. Denn Fehler, die man wiederholt, sind unverzeihlich!!!     
 Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern!
-André Malraux

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